Die Musik hämmerte aus den Lautsprechern und die Tanzfläche war voll. Und wenn ich voll sage meine ich verdammt voll. Jetzt weiß ich warum ich nie in eine Disko wollte. Überall trat man sich auf die Füße und wir konnten von Glück sagen das Fest an der frischen Luft geplant zu haben. Andernfalls hätte sich bei dieser verschwitzten Menge kein einziges Sauerstoff Atom in den Raum getraut.
Kurz glaubte ich Dampfwalzes und Ingas Kopf unter den Tanzenden zu sehen, doch es war nur eine flüchtiger Moment.
Ich stand abseits, in der Nähe des Grafen, des Rex und der Horn und betrachtete, (wie sie) die Menge der tanzenden. Mein Fuß wippte im Takt, wärend ich mich an einen Pfeiler lehnte und meine Chips zu ende futterte. Mit einem Ohr hörte ich wie der Graf irgendetwas von wegen: „unanständiges Tanzverhalten" murmelte und danach noch etwas, das sich anhörte, wie: „Denen werde ich schon zeigen wie man tanzt!" bevor er wütend zur Musikanlage stapfte. Ich hatte die Gefahr erkannt. Nein nein nein nein nein! Bitte das nicht! Nicht diese peinliche Tanzaktion!
Mann muss dazu sagen, mein Opa hatte schon immer einen gewissen Reiz in klassischen Tänzen gesehen. Mit zehn konnte ich beispielsweise den Grundschritt des Tangos und des Walzers. Generell tantzte ich zwar gerne aber wenn überhaupt nur in meinem Zimmer, zu Taylor Swift und dann auch nur mit komischen Bewegungen, die für alle anderen aussahen, als würde ich irgend ein mystisches Wesen heraufbeschwören.
Doch mein Opa war gerade dabei den ganzen Abend zu versauen. Ich musste die Jungs unbedingt warnen! Das dauerte nicht all zu lange. Ich entdecke die vier Schlaumeier am Buffet. Alle außer Dampfwalze. Wie vorhergsehen. Bea hatte Stephan demnach noch nicht auf das Parkett ziehen können. Diese Drückeberger!
Schnell drängte ich mich zu ihnen durch. „Jungs, Jungs! Hey!"
„Greta? Sorry ich tanze nicht."
„Süß von dir, Stephan, aber ich tanze auch nicht freiwillig. Aber genau das ist der springende Punkt. Ich wollte euch nur warnen, das der Graf gleich irgendwelche Walzer auflegen wird und dann Damenwahl oder soetwas ankündigen wird. Garantiert." Das Trauma meiner Kindergeburtstage holte mich für einen Moment ein. Wo ich einfach nur Cowboy hatte sein wollen und beim Topfschlagen die volle Punktzahl erziehlte. Hatte mein Großvater fünf jährigen Discofox beigebracht.
„Und was hat das bitte mit uns zu tun?"
In genau dem Moment wurde Jason Derulo abgewirkt. Ein großes Murren und aufstöhnen ging durch die Menge. Mist! Zu spät. Man hörte ein unerträglich hohes Fiepen. Die Stimme des Grafen scholl nun durch das Mikrofon, über unsere Köpfe hinweg.
"Liebe Schüler und Schülerinnen, dies ist-zugegeben- ein sehr angenehmer Abend bis jetzt. Doch dieses Tanzverhalten kann ich nicht gut heißen!"
*gemurre*
"Dies ist keine Discothek also erwarte ich auch ein angemessenen Tanz unter jungen Leuten!"
Mit diesen Worten legte er eine uralte Kassette in einen ebenfalls verjährten Rekorder ein und drückte auf Play. "An der schönen blauen Donau" dröhnte nun aus den Lautsprechern des Rekorders. "Jeder Schüler sucht sich jetzt bitte einen Partner oder eine Partnerin!"
Ich habs doch gewusst!
Mit meinem "Ha! Ich hab's euch doch gesagt" Blick drehte jch mich wieder zu den Jungs um.
Alle vier waren Kreidebleich.
Es dauerte erstaunlicher Weise nicht all zu lange, bis die ersten Paare verlegen begannen sich zu dem Walzer auf der Tanzfläche, im Takt, hin und her zu wiegen. Langam machte ich ein paar Schritte in den Hintergrund und schob mich unauffällig unter den Tisch, auf dem das Büffet aufgebaut war und krabbelte in Richtung der nahe stehenden Bäume. Nahezu lautlos. Ich war fast aus der Gefahrenzone, als plötzlich glänzend polierte Lackschuhe vor mir im Sand standen. Und- ein Gehstock. Der Graf.
Mein Großvater stand dort. Er kannte mich einfach zu gut. Aber vielleicht waren wir uns einfach auch viel zu ähnlich.
„Was soll das werden, junge Dame?"
„Nichts." Antwortete ich etwas dümmlich.
„Du wolltest dich doch nicht etwa vor dem Vergnügen des Standarttanzes drücken? Hm, werte Enkelin?"
„Ääähhh..."ich grinste ertappt und robbte langsam wieder zurück unter den Tisch.
Der Graf stellte sich direkt neben mich an eines der Tischbeine.
„Es ist wirklich schade das dieser Generation jegliche Manier fehlt. Aber was soll man machen? Doch ich frage mich..." er machte eine lange Pause," Oh, sieh doch! Da tanzt ja Stephan...oder Ottokar? Hach die beiden kann ich einfach nicht auseinander halten."
Seine Stimme klang gedämpft bis zu mir hinunter. Ruckartig zuckte ich mit dem Kopf herum? Wa-? Ottokar tanzt? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen!
Und BAM! Mein Kopf knallte gegen die Unterseite des Buffet-tisches.
„Ha! Ich wusste es! Du hast Gefühle für einen der beiden! Wie lange warte ich schon auf Wiederlegung meiner Theorien." Sein Gesicht war der Inbegriff von Schadenfreude.
„WAS? Aua!" ich rieb mir den Hinterkopf.
Wie wollte er mit dieser Reaktion von mir denn bitte etwas beweisen?
„Gib es zu!"
„Was? Nein! Selbst wenn es so wäre, wäre das keine Unterhaltung, die ich mit meinem Großvater führen wollen würde."
Verärgert und auch etwas unbeholfen krabbelte ich unter dem Tisch hervor, meine Hand immernoch am Hinterkopf.
„Also welcher der beiden ist es?"
Ich fragte mich für einen endlosen Moment lang, ob der Graf diese Frage wirklich ernst meinte. Als ob ich ihm soetwas anvertrauen würde. Ich war ihm kein Geständnis schuldig, in keinster Weise!
„Junge Dame..." er hob spielerisch drohend den Zeigefinger," mit mir kannst du über alles reden, das weißt du doch. Ich bin dein Großvater, bei mir ist dein Geheimnis absolut sicher. Oder muss ich erst deine Schwester anrufen? Cassandra weiß es garantiert."
Alles nur das nicht! Cassy durfte da auf gar keinen Fall mit rein gezogen werden! Das würde nur wieder ein Drama geben und außerdem würde sie mich damit eh nur aufziehen.
„Ottokar." Gab ich nuschelnd und zerknirscht zur Antwort.
„Also, das hatte ich wirklich nicht von meiner Enkelin erwartet! Erst die Rede und jetzt das. Du enttäuschtst mich, meine Liebe. Es ist unanständig, von einem Mädchen einem Jungen auf diese Weise nachzustellen!"
„Ach und bei Jungs ist es nicht unanständig, oder wie soll ich das jetzt verstehen, hm? Es ist doch normal!"
So, jetzt hatte ich es also ausgesprochen. Diese unumwindbare Tatsache. Ich muss allerdings zugeben das es mir schon seit längerem klar war. Genauer...seitdem ich auf den Burgzinnen gesessen habe und in den Sonnenuntergang gesehen hatte. Kurz nach dem zweiten mehr oder wenig verunglückten Versuch ein Theaterstück auf die Beine zu stellen. Ab da wusste ich: Shit, so war das nicht geplant. Aber ich hatte es seitdem nie ausgesprochen, geschweige denn es irgendjemandem gegenüber angedeutet oder erwähnt. Auch hatte mich bisher niemand zu dem Thema ausgefragt. Das war das tolle an den Jungs hier, sie denken nicht so kompliziert und interessieren sich garnicht erst für soetwas kindisches. Und jetzt musste es ausgerechnet mein Großvater sein, dem ich dieses Geheimnis zuerst anvertraute! Nein, so war das ganz und garnicht geplant gewesen.
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Burg Schreckenstein und ich mittendrin
FanfictionGreta hat an jeder Schule ein anderes Problem. Es ist aussichtslos. Mal wird sie gemobbt, mal sind die Lehrer fies, aber das häufigste Problem ist: Sie hat keine Freunde. Ein Scheinbarer Teufelskreis. Als Gretas Eltern sie von ihrer achten Schule ne...