Cassandras Nachricht

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In meinem Zimmer angekommen, kniete ich mich sofort auf den Teppich und legte das Päckchen von Cassy fast schon andächtig vor mich. Mit einer einzigen Bewegung zog ich das Klebeband von der Oberfläche des Paketes. Dann öffnete ich es ganz langsam und vorsichtig. Erst erkannte ich den Inhalt nicht richtig, dann traf es mich wie ein Schlag. Das war ein Kleid. Cassy hatte mir ein Kleid geschickt! Wahrscheinlich eines von ihren. Natürlich! Ich hatte ihr doch gestern geschrieben, was die Lehrer geplant hatten. Erstaunlich das das Paket so schnell angekommen war...sie musste es wohl sofort losgeschickt haben, als sie meine Nachricht erhalten hatte. Das Kleid war atemberaubend schön. Es war dunkelblau mit kleinen goldenen Perlchen und Applikationen auf dem Rock. Es erinnerte mich an einen Sternenhimmel. Es hatte sogar Ärmel im selben Stoff. Als ich das Kleid aus dem Karton hob, fiel mir eine Karte entgegen. Sie war in Cassys Handschrift geschrieben.
Liebe Schwester,
Wow! Das ist doch mal was. Ein Fest am See! -und ich bin nicht eingeladen. Naja, betrachte das Kleid einfach als dein Geburtstagsgeschenk. Eigentlich wollte ich es dir auch zu diesem schenken, aber ich glaube jetzt ist es sinnvoller. Probier es mal an. Ich war mir wegen der Größe zwar nicht sicher, fand aber, dass es wunderbar zu deinen roten Haaren passt! Mach es bloß nicht schmutzig, indem du mal wieder Fußball spielst! Da kann ich mich noch gut dran erinnern. An deiner Kommunion hast du dich gerade zu im Schlamm gesult.
Ich hatte lediglich Fußball mit meinen Gästen gespielt-im teuren Kommunionskleid...
Wie auch immer...
Viele Grüße,
xoxo Cassy
Na das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich hätte es wahrscheinlicher gefunden, wenn jemand mir erzählt hätte das es Wale im See unterhalb der Burg gibt. Ich faltete das Kleid wieder ordentlich zusammen und pinnte die Karte an meine Pinnwand, neben dem Fenster. Unten im Burghof spielten die fünf Jungs Basketball. Ein Lächeln stahl sich langsam auf meine Lippen. Womit hatte ich das alles hier nur verdient? Ich war auf einer Schule, die mich akzeptiert so wie ich war, ich hatte Freunde, die mit mir durch dick und dünn gehen würden und eine Schwester, die offenbar doch nicht so übel war.

Immernoch lächelnd ging ich auf die Jungs zu.
„Habt ihr eigentlich schon was schickes für das Fest?" Mit einer geschickten Drehung luchste ich Dampfwalze die orangene Kugel ab und dribbelte vor mich hin. Die Zeit im Sportunterricht hatte meinen Baskettball Skills merklich gut getan. Ich wusste noch zu gut wie ich am Anfang, als ich hier neu war, zwar gut in Fußball war, in Basketball allerdings noch große Lücken vorzuweisen hatte. „Wohow," Stephan nahm mir den Ball wieder weg," ich denke ich werde einfach ein Hemd oder so anziehen." Soetwas hatte ich ehrlicherweise auch erwartet. „Ich möchte einfach nur sicherstellen, dass ihr nicht im t-shirt kommt. Ich hab gehört das ihr das schon mal abgezogen haben sollt." „Woher-?" „Ach," ich winkte ab,"nicht wichtig." „Sag bloß du hast ein Kleid!" Dampfwalze grinste breit. „Erstaunlicherweise ja." „Dann wird sich Ottokar aber schickmachen müssen." Darauf konnte ich nur fragend die Augenbraue heben.
„Ach, hör auf du Blödmann!" Ottokar schubste seinen Freund zur Seite. „Heeey! Was denn?" „Denk dir lieber etwas für diese Rede aus. Ich wette das hat diese Mina extra gemacht." „Aber wiso sollte sie?" „Naja, hast du sie im Krankenhaus nicht gehört? Sie war so voller Wut, das ich mich ihr niemal freiwillig in den Weg geställt hätte." „Um ehrlich zu sein bin ich sogar ganz froh das sie nicht dabei ist. Es wir allein durch die Anwesenheit von Bea und Inga genug Stress auf der Feier geben." Mücke dribbelte vor sich hin. „Und jetzt müssen wir, die fünf größten Faulpelze von Schreckenstein auch noch eine Rede schreiben." „Ich bin nicht faul!" Strehlau stemmt empört die Hände in die Hüften. „Richtig Schlaubi Schlumpf, deshalb hab ich dich auch nicht mit gezählt."

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt