Burg Schreckenstein

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Wir hatten Glück, das wir einen Geländewagen und kein Sportauto besaßen, denn sonst wäre die Fahrt zur Burg erheblich schwerer geworden. Wir würden zwei Nächte dort verbringen, bevor wir wieder abreisten.
So weit ich weiß waren auch ein paar Jungs über die Ferien da geblieben. Doch das machte mir nichts. Ich hatte coole Sprüche aus dem Internet rausgescherieben. Ich war bewaffnet. Genau wie Cassy, die wahrscheinlich -dem Gewicht ihres Koffers nach zu urteilen- all ihr Schminkzeug dabei hatte. Man oh man das Internat prägte sie wirklich.
Wir fuhren durch das steinerene Tor auf den Innenhof, hielten und stiegen aus. Ich war schon oft hier gewesen, allerdings erst nachdem die Burg zum Internat gemacht worden war. Auf dem Innenhof befand sich jetzt ein Basketballplatz, von dem uns Jungs anglotzten als haben sie gerade die Landung eines UFO' s gesehen. „ Ah! Hallo, hallo." ein älterer Mann mit Brille kam auf uns zu. „ Gehen die jetzt auch hier auf die Schule?" hörte ich einen Jungen rufen. „ Mensch, Dampfwalze, denk doch mal nach das is'n Jungeninternat." Wer nennt sein Kind denn Dampfwalze? „ Ganz richtig Mücke! Das ist meine Tochter mit ihren Kindern und Mann sie bleiben das Wochenende über." Dann wandte sich unser Opa wieder an uns. „ Unter normalen Umständen hätte Jean noch diese Begrüßung übernommen, aber er ist im Urlaub." Es folgten die üblichen Umarmungen und Willkommensgrüße, und schließlich sagte mein Geoßvater: „kommt ich zeig euch eure Zimmer." Er humpelte los. „ Aber nicht so schnell ich bin kein D-Zug."

Ich ließ mein kleinen Koffer auf das Bett fallen. Alles im Zimmer war mit dunklem Holz vertäfelt es war eher altmodisch und einfach eingerichtet. Wahrscheinlich schlief hier normalerweise irgendeiner der Schüler während des Schuljahres.
Denn das Zimmer befand sich im ersten Stock, auf einem Flur, auf dem nur Zimmer lagen, die regulär von Schülern bewohnt wurden.
Meine Eltern waren mit meinem Opa auf Kaffee und Kekse ins Lehrerzimmer gegangen. Also beschlossen Cassy und ich die Burg zuerkunden. Allerdings kamen wir erst eine Stunde später aus unserem Zimmer,da Cassy noch ihr Handy aufladen musste, weil sie nachher wohl noch einmal dringend mit ihrer Freundin telefonieren müsse.
Als wir dann endlich durch die Gänge der Burg gingen jammerte Cassy ständig über ihren Ex-Freund. Ich hatte nie einen festen Freund geschweige denn richtige Freunde. Als ich ihr gerade für fünf Takte bescheid sagen wollte lief ich gegen etwas hartes.  Als ich mich wieder berappelte erkannte ich, das ich einer Steinernen Säule im Speisesaal zum Opfer gefallen war. Neben mir hörte ich Cassy kichern. Blöde Kuh!

Wir fanden nach einiger Zeit einen der Klassenräume und sahen uns erfürchtig um, die Wände waren mit Rittern und Adligen bemalt und über ihnen hingen jedemenge Wappen. Ich hatte außerdem überhaupt keinen Zweifel daran, dass diese hier echt waren.
Als wir den Raum verließen und um die Ecke bogen stieß ich schon wieder gegen etwas.
Oder eher gegen jemanden.
„ Oh, Sorry." sagte ich erstaunt.
„Ah! Aua!" der Junge in den ich gelaufen war krümmte sich.
„Hab ich dir wirklich was getan?" fragte ich jetzt relativ besorgt.
Der Junge richtete sich augenblicklich auf und setzte ein ernstes Gesicht auf. „ Nein, Scherz. Die Enkelin des Grafen also." Er streckte mir seine Hand entgegen. „ Ottokar." Ich schüttelte sie. Er war fast genauso groß, wie ich, hatte mittellangen (also für einen Jungen)  schwarze Haare und braune Augen. „ Greta" erwiederte ich. „ Und das sind Dampfwalze, Mücke, Stephan und Strehlau." Ich hob die Hand, als stillen Gruß zu den Jungs hinter Ottokar. Mal ehrlich Mücke? Strehlau? Wie heißen die alle?! „Das ist Cassy meine kleine Schwester." stellte ich meine Schwester vor. Cassy winkte den Jungs kokett zu. Ich verdrehte die Augen.„ Sag mal eure Spitznamen sind echt cool. Haben hier alle einen?" „ Nö, aber ein paar." sagte der kleinere Junge mit blonden Haaren. Mücke hieß er glaube ich. „ Könnt ihr uns rumführen? Wir sind hier immerhin zum ersten mal und ihr geht hier zur Schule." sagte Cassy mit einer Seidenweichen Stimme. Das war mir echt zu affig. Erstens war ich hier schon oft und zweitens ich war nicht so wie Cassy, die konnte doch nicht in der Mehrzahl sprechen!„ Danke, wir finden alleine durch die Burg." und mit diesen Worten zog ich Cassy am Arm hinter mir her. Wir entschieden uns eine Pause einzulegen und nachher mal im Lehrerzimmer vorbei zu schauen.
Ich hatte auf dem Burghof einen Sportplatz entdeckt und kickte ein bisschen rum, wärend Cassy in der Späten Mittagssonne ihre Blutroten Nägel feilte. Ich schoss...Tor! Ich hatte viel Zeit alleine in den Pausen gehabt um zu trainieren. „Ah da seit ihr wieder." hörte ich Ottokars Stimme. „ Was gibts?" fragte ich wie beiläufig. „ Wir haben mal wieder den Graf bespitzelt, wie jede Ferien, und wir haben was gehört, was dich eventuell interessieren könnte." „ Schießt los." Ich hinterfrage diese Psychos, die meinen Großfater in den Ferien beschatten lieber mal nicht. „ Also, deine Eltern wollen dich nach Schreckenstein schicken." „ Den is aber klar das, dass ein Jungeninternat ist, oder?" fragte ich. „ Warum erzählt ihr mir das alles eigentlich?" „Wir finden du solltest es wissen." sagte der große Typ... ich glaube Dampfwalze. „ Kommt mal wieder runter, dass klappt doch eh nicht."

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt