Zerbrechen hört sich immer etwas anders an

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Es war Nacht, tiefe, finstere, pechschwarze Nacht.
Und ich schlich über den Aussengang.
Eigentlich wollte ich mein Mathebuch aus dem Klassenraum stibitzen, weil ich es zum lernen brauche und am Anfang der Winterferien dort vergessen hatte. Herr Laubmühlen war natürlich jetzt in der zweiten Woche weggefahren und nur er hatte den Schlüssel. Außerdem muss ich jetzt in der zweiten Woche ( Das ist mir heute Mittag beim Essen eingefallen) noch ne Menge Stoff nachholen. Also schlich jetzt ein gelber Pyjama über den Außengang bereit das Schloss des Klassenraumes zuknacken.
„Du spinnst doch!"
Herzinfarkt.
„Pppscchhhhh!"
„Hast du sie noch alle, ich mein ernsthaft?!"
„Als ob du Alina das nach eurem Streit glaubst!"
„Sie hat gesagt du hast sie geküsst!"
„Ich weiß-„
„Also doch!"
„Wa-ich hab doch garnicht „ja" gesagt."
„Pscchhht!"
„Bea! BEA Warte doch mal, Bea!"
„Lass mich."
Oh nein.
Ich hörte eine Holztür zuschlagen.

Eisiger, kalter Schmerz kroch meinen linken Unterarm hoch. Ich sah an ihm hinab. Ich hatte vor Spannung in den Schnee auf dem Geländer des Ganges gefasst und jetzt erst bemerkt das mir kalt war.
Es hatte nämlich Vorgestern erst geschneit. Die ganze Schule war draußen gewesen und Ottokar und Ich haben ein astreines Killerschneekarnikel gebaut und haben ihm den Nahmen Gaston gegeben, -bis Mistel Gaston auf den Kopf gekackt hat um dem Killerkarnickel ihre ganz persönlich Note zu verleihen, danach wollte Mücke ihn zu Schisston umbenennen. Die Taufe kam jedoch nicht zustande, denn Dampfwalze zettelte eine Schneeballschlacht an, die Gaston (aka. Schisston) schließlich den Kopf kostete.
Wie gesagt Vorgestern war alles noch Tutti und jetzt das.
Stephan trat die überbleibsel von Gaston zur Seite.
Ich schlang meine lange, graue Strickjacke enger um mich. Atmete einmal tief ein und aus und machte mich bereit die Sache zu klären.
Doch als ich unten im Hof ankam saß da nur Stephan in seiner Schuluniform auf einer der Kisten in denen die Bälle aufbewahrt wurden. Doch von Bea war keine Spur. Ihm schien die Kälte nichts auszumachen.
„Hi..., wo ist sie?"
„Wer?" fragte er und wirkte leicht abwesend.
„Na, Bea."
„Weg." antwortete er, erhob sich von der Kiste und ließ mich einfach im Innenhof stehen.
„Hey. Was war das da eben?"
„Nichts. Geht dich nichts an."
Mit diesen Worten ließ er mich einfach stehen.

Ich wachte total verschlafen und mit einem Mathebuch im Gesicht am nächsten Morgen auf. Das Mathebuch hatte ich mir gestern Nacht noch gemopst. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit umgezogen und gewaschen aus meinem Zimmer kam saß nur noch Mistel auf dem Fensterbrett im angrenzenden Zimmer von Ottokar und Stephan.
"Wo sind denn alle hin?"
"Schon Frühstücken...,was dachtest du denn?"
Mistel schwang sich wieder aus dem Fenster. Sie konnte ja natürlich nicht mit uns im Speisesaal essen, Heini hätte einen Anfall bekommen.

"Morgen." Ich setzte mich zu den Mampfenden Jungs.
Stepahn starrte einfach nur seinen Pudding an. Ich sah ihn mitleidig an.
"Warum habt ihr denn nicht auf mich gewartet?"
„Wir dachten Stephan braucht uns mehr, jetzt so nach der Trennung." Strehlau klang bei diesen Worten garnicht mehr wie Strehlau, sondern irgentwie anders.
„Ihr habt euch getrennt?!"
„Psst, nicht so laut!" zischte Ottokar und zog mich wieder auf meinen Stuhl zurück.
„Jaaa, Alina und B-," Stephan zuckte zusammen,"Ihr-wisst-schon-wer, haben sich gestritten und jetzt verbreitet Alina ganz böse Gerüchte. Ob sie jetzt stimmen oder nicht."
„Worum gings in dem Streit?"
Ich war definitiv zu neugierig.
„Wie gesagt, um Gerüchte."
Meinte Mücke Schulterzuckend.
„Nein, ich mein in dem Streit zwischen Alina und ihr-wisst-schon-wem."
„Achso, das weiß keiner, noch nicht mal Mücke. Und seine Schwester steckt da mittendrin." Dampfwalze konnte mit dem Gefühlschaos wohl nichts so recht anfangen den. Er wirkte dezent...verstört?
„Stephan? Alles okay?" fragte ich besorgt denn er hatte bis jetzt nicht mal geblinzelt.
„Nein." Er stand auf.
„Aber du hast dein Pudding nicht mal angerührt."
„Kannst du haben." Er schob ihn mir rüber. Allerdings kam der Pudding nie bei mir an, sondern machte eine eher unfreiwillige Abkürzung zu Dampfwalze.
Mitleidig sahen wir Stephan hinterher, wie er den Speisesaal verließ.
„Ich glaube jemand hat mal gesagt: Wenn ein Herz zerbricht hörg es sich jedesmal anders an."
Meinte Strehlau gedankenverloren.
Ratlos sahen wir uns an und wussten das eine Zusammenkunft des Ritterrates unausweichlich seien würde.


An der Stelle Danke an @HelenaIstDieBeste
für die Grundidee.
LG Loony 🖖🏻🤘🏻❣️

Burg Schreckenstein und ich mittendrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt