Bea war schon dabei sich ihren Weg durch die Menge zu bahnen. In ihren Augen standen Tränen und sie zog nun ausnahmslos die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer flüchtigen Bewegung ihrer Hand wischte sie sich über die Augen und erklomm die letzten Stufen des Podiums. "Darf ich mal?" Flüsterte sie leise zu mir. Mit einem knappen nicken trat ich einige Schritte zurück. Würde sie jetzt auch hieraus ein Drama machen? Eigentlich wollten die Jungs und ich diese Sache so schnell wie möglich abgewickelt haben.
„Hallo. Ich bin Bea,...ich...war bei diesem Streich dabei." Ihre Stimme klang zuerst zögerlich, wurde dann aber bestimmter. Ein Aufruhr ging durch die Menge. „Ja, ihr habt richtig gehört. Mina hat euch wahrscheinlich erzählt, das wir sie zu dieser Tat gedrängt haben, richtig?" Ihre Blicke schwangen kurz zu mir und ich nickte langsam. Was hatte sie nur vor? „Nun ja. Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn um etwas beurteilen zu können muss man sich ja bekanntlich beide Seiten der Geschichte ansehen. In diesem Fall sind diese beiden Seiten, Minas Version und meine." Es folgte eine kurz Pause. „Minas Version habt ihr ja eben schon von Greta gehört. Und jetzt kommt meine. Also,...euch ist ja allen bekannt das Mina wegen eines Streiches an der Mauer der Burg hochgeklettert ist und das andere Mädchen sie aus dem Hintergrund dazu gedrängt haben, oder?" Allgemeines Nicken folgte. „Okay, aber wisst ihr denn auch das diese Idee, einen Raben als schlechtes Omen nach Schreckenstein zu schicken, ihre, Minas, Idee war? Sie hat Leute gesucht die bei diesem Streich mit machen. Und ich hatte zu der Zeit allen Grund auf die Schreckies sauer zu sein. Denn damals hatte ich mich mit Inga gestritten...und war in dem Glauben...ist ja auch egal. Jedenfalls war ich total sauer. Und dafür schäme ich mich jetzt. Ich habe euch das erzählt, weil ich nicht möchte das ihr alles auf uns, die Mädels aus dem Hintergrund, abwälzt. Denn Mina hatte einen gewaltigen Anteil an diesem Schlamassel hier. Danke." Damit machte Bea auf dem Absatz kehrt und ging den selben Weg wieder zurück, den sie durch die Menge gegangen war. Alle starrten sie an. Und ich starrte ihr ebenfalls nach. Sie konnte doch jetzt einfach nicht so -sang und klanglos- gehen! Hey! Was soll ich denn jetzt machen? Mit ihrer Aussage, war unsere tolle Rede quasi hinfällig. "Ähhhm. Jaaaa." Stotterte ich unbeholfen drauf los," wie...Bea...eben sagte. Ach wisst ihr was... ist ja auch egal, oder? Fakt ist Mina ist von der Mauer gefallen und war nicht selbst dran schuld." Mit diesen Worten zerknüllte ich mit Genugtuung die Rede. Den Jungs stand der Mund offen. Jap, ich hatte es gerade geschafft den Grund des ganzen Abend zu ruinieren. Tadaaa. Keiner sagte etwas. Doch dann erhob sich ein Klatschen aus der Menge. Frau Dr. Horn stand allen ernstes da und klatschte.
Ihr war diese Sache mit ihrer Schülerin wohl mehr als peinlich und wenn man dem Rex Glauben schenkte war sie sowieso nicht begeistert von der Idee dieses Festes hier. Denn es bedeutete, dass dieses für sie peinliche Thema weiter ausgeweitet wurde.
Doch dort stand sie und klatschte. Nach und nach erhoben sich auch die anderen und applaudierten mir. Schnell ergriff ich die Flucht. Denn ich hatte eigentlich nichts gemacht und diese Aufmerksamkeit wurde mir zu viel. Ich schlängelte mich gekonnt wendig durch die Menge und war fast schon bei den Jungs angekangt als auf einmal Ingas Stimme durch das Mikrofon schallte. "Bea. Ich weiß das sehr zu schätzen. Du hast mir den Mut gegeben das hier zu tun." Abruppt blieb ich stehen und drehte mich zu ihr um. Dort stand sie in ihrem silbernen Kleid und hatte doch tatsächlich ein par Tränen in den Augen. "Ich wollte hier kein Drama machen." Nein, überhaupt nicht. Fügte ich möglichst ironisch in meine Gedanken ein. "...aber...Bea ich möchte das du weißt das es mir Leid tut und ich hoffe du verzeihst mir."
Warte was? Das kam sehr plötzlich. Ich versuchte Bea in der Menge ausfindig zu machen aber in der Dämmerung sah alles verdammt noch mal fast gleich aus! Doch da, jetzt sah ich sie. Auch ihr standen Tränen in den Augen und sie nickte. "Ich halte das einfach nicht mehr aus." Gestand Inga, bevor sie sich auf den Weg zu Bea machte und die beiden sich umarmten. Ich kämpfte mich weiter durch die umstehenden Schüler und erreichte endlich die Jungs. "Man, ist das gerade emotional geworden." Mücke lehnte an einem nahen Baum und futterte in aller Ruhe Chips. "Was?! Seit wann hat das Buffet auf? Hättet ihr mir das nicht sagen können?! Ich hätte die Rede sofort abgebrochen! Ich hab einen Bärenhunger, lasst mich durch!" Wärend ich mich auf den Weg zum Buffet machte beugte sich Strehlau zu Mücke runter und wisperte: "Du solltest sie doch schonend darauf vorbereiten, das das Buffet eben noch nicht eröffnet hat." "Ja, aber Inga hat mir die doch geschenkt." "Aber das weiß sie ja nicht." Meinte Dampfwalze. "Sie wird dich steinigen,"flüsterte Ottokar und verschränkte die Arme vor der Brust. „Definitiv." Stephan nahm Mücke die Chipstüte aus der Hand und versuchte sie zu verstecken. Doch ich boxte mich bereits zwischen den Schülern hindurch zurück zu den Jungs. „Mücke!" Er wurde Kreidebleich. „Dich mach ich fertig! Komm her! Jetzt renn nicht weg! Haltet ihn fest!" Ich jagte meinen Freund mehrmals um einen der Baumstämme. „Jetzt macht schon!" „Einer für alle und alle für einen." Sagte Strehlau und rührte sich, wie die anderen Jungs, kein Stückchen von der Stelle. „ABER ER HAT DIE CHIPS ALLEINE GEGESSEN!" Sagte ich und beschleunigte mein Tempo, wärend Mücke vor mir, um sein Leben lief. Da raschelte Stephan auf einmal mit der noch halbvollen Chipspackung. Wie hypnotisiert von dem Geräusch hielt ich an und starrte zu Stephan. In einem Sekundenbruchteil hatte ich ihm die Packung aus der Hand gerissen. Da saß ich nun und futterte mit einem seeligem Lächeln auf den Lippen diesen durchaus schmackhaften Snack. „Musstest du das tun?" Mücke kam zu uns. Föllig außer Atem und mit Schweiß auf der Stirn. „Das wars wert." Nuschelte ich mit vollem Mund. Und grinste nur zu ihm hoch.
„Wieso isst Greta die Chips, die ich Mücke geschenkt habe?" fragte Inga auf einmal von hinten. Vor Schreck wäre mir fast die Tüte aus der Hand gefallen. „Hallo." Mampfte ich und dreht mich um. Da standen die Hühner. Arm in Arm. Bea, Inga und Alina. Letztere grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Und wieso ist mein Bruder so verschwitzt?" „Du, das ist ne lange Geschichte." Strehlau klopfte Mücke mitfühlend auf die Schultern. „Jap. Das nächste mal nicht so viel Drama und Emotionen sondern mehr zu futtern. Wer hat eigentlich angeordnet, dass das Buffet erst in einer Stunde eröffnet wird?" „Weil vorher getanzt wird!" Mit diesen Worten griff Bea nach meiner Hand und zog mich auf die Beine, in Richtung Tanzfläche, die bereits frei geräumt wurde. Und endlich, nach sehr langer Zeit fühlte es sich wie zu Hause an. Alle waren wieder versöhnt, ich hatte was zu essen (gehabt) und es wurde wieder gelacht.
Ich hatte keine Chance mich gegen Beas Tanzversuche zu wehren und wurde mehrmals im Kreis gedreht. „Aufhörn! Aufhörn!" lachte ich,"sonst kommen mir die Chips wieder hoch. Vordert lieber die Jungs auf." Demonstrativ lehnte ich mich gegen einen Holzpfal an der Tanzfläche. Die Jungs hatten den Ernst der Lage begriffen und nahmen reis aus. Doch in einer Stunde eröffnete das Buffet. Und die haben immer Hunger. Dann konnten sie den drei Rosenfelserinnen nicht mehr von der Tanzfläche davon laufen. Diese Feiglinge.
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Burg Schreckenstein und ich mittendrin
FanfictionGreta hat an jeder Schule ein anderes Problem. Es ist aussichtslos. Mal wird sie gemobbt, mal sind die Lehrer fies, aber das häufigste Problem ist: Sie hat keine Freunde. Ein Scheinbarer Teufelskreis. Als Gretas Eltern sie von ihrer achten Schule ne...