Johanna Moreau:
Der Festakt begann. Nach einer ewigen Rede unseres Schulleiters, der zwar eine relativ coole Socke war, aber sich in Reden nicht kurz fassen konnte, erhob ich mich. Ich war eine von fünf Stufenspecherinnen und hatte die Ehre, die erste Schülerrede zu halten. Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich versuchte halbwegs elegant die fünf Stufen zur Bühne hoch zu meistern. Ich nahm das Mikrophon aus der Halterung und begann: „Liebe Eltern, Verwandten, Lehrer und natürlich liebe Mitschüler und Mitschülerinnen. Als erstes muss ich ihnen gestehen, dass ich diese Rede auswendig gelernt habe. Ich bin nämlich unglaublich schlecht im improvisieren!" Die Halle füllte sich mit freundlichem Gelächter und ich wurde ruhiger. „Abitur. Wir haben das Ziel erreicht. Nach 12 Jahren Unterricht stehen wir hier und können sagen: „Wir haben es geschafft!". Ich denke darauf können wir sehr stolz sein, denn, wir alle wissen dieser Weg war nicht immer einfach. Jeder dieser jungen Menschen, in hübschen Kleider und schicken Anzügen, die hier in den ersten zwei Reihen sitzen, mich eingeschlossen, waren mindestens einmal an dem Punkt, an dem wir am allerliebsten alles hingeschmissen hätten. Aber wir haben uns alle wieder aufgerafft und weiter gekämpft und jetzt stehen wir hier, mit einem Blatt in der Hand. Das Zeugnis dafür, dass wir uns durch 12 Jahre Schule gekämpft haben. Bevor ich diese Rede geschrieben habe, habe ich viele Menschen gefragt, was ich den sagen soll. Fast alle meinten dann, dass ich was über meinen eigen Weg hierher erzählen solle. Also mach ich das jetzt auch. Für manche in dieser Turnhalle bin ich Familie, Freundin oder Klassenkameradin, aber für die meisten bin ich eine Unbekannte. Vielleicht haben sie mal mein Gesicht gesehen, wahrscheinlich ist aber ihnen alle schon die Prothese an Stelle meines rechten Unterschenkel aufgefallen. Sie ist eine der Narben, die ich mittlerweile mit Stolz trage. Sie ist das Zeugnis für den größten und härtesten Kampf meines Lebens. Aber ich stehe hier. Ich habe gewonnen. Und an dieser Stelle will ich mich bedanken, bei den Menschen, die mir das Leben gerettet haben und die jetzt meine Familie sind." Mit den Augen suchte ich die Menge ab und entdeckte, Dad, Vivi, Leyla und Ben mit Raya auf dem Arm, relativ weit hinten. „Aber ich will mich auch bei meinen wunderbaren Klassenkameraden, Klassenkameradinnen und Lehrer bedanken. Alle haben sie immer an mich geglaubt und mich genommen wie ich war. Dankeschön", mit diesen Worten schloss ich meine kurze Ansprache, strich mein Kleid glatt und begab mich zurück zu meinem Platz.
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In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna Moreau
AléatoireÜber ein Jahr nach einem gravierenden Unfall kämpft sich Johanna zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite ihr Adoptivvater Matteo Moreau und das Team der Johannes Thal Klinik. Von Fortschritten und Rückschlägen, von Freundschaft und Leid. Gestartet: 1...