Johanna Moreau:
Zwei Tage später saß ich im Flugzeug nach Boston. Leyla neben mir war schon kurz nach dem Abheben eingeschlafen. Ich setzte meine Kopfhörer auf und sah mir dabei Bilder von Sam und mir an. Alte Bilder, die uns vor der Klinik zeigten und Fotos von vor drei Wochen, als Sam in Erfurt war. Dann schlief auch ich ein und wachte erst bei der Landung wieder auf. Ich weckte Leyla, die mich erstmal irritiert ansah, dann verließen wir das Flugzeug. Wir kamen in die Ankunftshalle und Tränen schossen in meine Augen. Tief in meinem Inneren hatte ich gehofft, dass Sam auf mich zu rennen würde, mir um den Hals fallen würde und „Das war ein Scherz!" rufen würde. Doch statt in ihre vertraute graublauen Augen sah ich nur in lauter fremde, die mich desinteressiert musterten. Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren ins Hotel. Während Leyla neugierig aus dem Fester sah, starte ich aus meinem in den grau verhangen Himmel. Es fühlte sich falsch hier zu sein, ohne Sam. Im Hotel angekommen rief ich Marie an und sie lud uns am folgenden Tag zum Essen ein. Die Beerdigung fand erst übermorgen statt. Ich ging früh schlafen, kuschelte mich das weiche Hotelzimmer und vergaß für einen kurzen Moment warum ich in Boston war.
Am nächsten Morgen machte ich mich fertig und wir fuhren zur Wohnung der Browns. Marie Brown öffnete uns die Tür und zog mich sofort in lange Umarmung. Dann reichte sie Leyla die Hand. Im Wohnzimmer umarmte mich auch noch John. Ich bekam das alles irgendwie nicht so ganz mit. Beim Essen herrschte erstmal ein gruseliges Schweigen, bis Marie das nichtvorhandene Gespräch auf Leyla und Dads Job lenkte. Plötzlich wandte John sich an mich, als wäre ihm erst jetzt wieder eingefallen, dass ich auch noch da war. „Das muss bestimmt schön sein?" „Wie bitte?", fragte ich perplex. Ich war dem Gespräch nicht wirklich gefolgt. „In einer Familie voller Ärzte aufzuwachsen", erläuterte er seine Frage. Ich nickte nur und stocherte wieder in meinem Essen. Es war eine äußerst unangenehme Situation mit den Eltern meiner verstorbenen Freundin zu Mittag zu essen und niemand verlor auch nur ein Wort über Sam. Wir verabschiedeten uns auch schon bald wieder und Leyla und ich besuchten am Nachmittag noch Elly Winter in der Klinik. Leyla und Elly fachsimpelten viel und sprachen lange über meine Prothese. Ich verschwand bald und schlich mich auf die Kinderstation. Ich setzte mich zu all den kleinen Kindern, schnappte mir ein Buch und las ihnen vor, wie Sam und ich es so oft gemacht hatten. Es lies Erinnerungen aufleben und diese Erinnerungen fühlten sich so lebendig an.Hellu,
Unvernünftig, wie manchmal bin, habe ich mitten in der Klausurenphase eine zweite Geschichte angefangen... und jetzt habe ich beschlossen am Mittwoch, den 2.12.2020, das erste Kapitel hochzuladen🥳🥳
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In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna Moreau
De TodoÜber ein Jahr nach einem gravierenden Unfall kämpft sich Johanna zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite ihr Adoptivvater Matteo Moreau und das Team der Johannes Thal Klinik. Von Fortschritten und Rückschlägen, von Freundschaft und Leid. Gestartet: 1...