Kapitel 9

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Johanna:
Nach knapp fünf Stunden lustiger Fahrtkamen wir in Cuxhaven an. Wir verließen den Bus und liefen aufs Meer zu. Zwar rief uns Frau Schober halbherzig zurück, aber auch sie sah ein, dass wir sofort zum Meer wollten. Ich nahm meine Krücken, da man mit dem Rollstuhl niemals durch den Sand kommen würde. Ich hüpfte also den anderen hinterher, es war ein anstrengender Weg, aber es lohnte sich. Als ich schließlich am Wasser stand und die Wellen meinen Fuß umspühlten war ich einfach nur noch glücklich. Ich fühlte mich frei. Der Kampf zurück ins normale Leben hatte für mich jetzt erst begonnen. Ich war mir sicher, ich wollte ein normal Leben, mit zwei Beinen und den normalen Problemen eines Teenager. Nach einer halben Stunde gingen wir alle klitschnass und glücklich in Richtung der Jugendherberge, in der wir die nächste Woche verbringen sollten. Wir packten aus und bezogen unsere Betten, was in einer lustigen Kissenschlacht endete. Ich fühlte mich wohl und gut aufgehoben. Jeder gab Acht auf mich, da mir ja immer noch das rechte Bein fehlte. Abends rief Dad an, wir telefonierten eine halbe Stunde und ich erzählte im alles haargenau. Die Tage vergingen und wir unternahmen viele schöne Sachen. Am dritten Tag konnten alle, die wollten, einen Strandritt auf Pferden machen. Ich stand zehn Minuten einfach nur vor dem Pferd oder eher gesagt größerem Pony. Es sah lieb aus und der Besitzer versicherte mir das auch nochmal. Ich nahm meinen Mut zusammen und stieg auf. Wir ritten Schritt und ich spürte jede Bewegung des Pferdes. Offenbar machte ich eine gute Figur, als wir antrabten. "Du sitzt nicht zum ersten Mal auf einem Pferd!",stellte der Leiter der Gruppe fest. Ich nickte, aber sagte nicht mehr. Nach einer halben Stunde sagte er: "Jeder, der ein wenig Reiterfahrung hat und sich traut, darf angaloppieren.". Ich beugte mich vor und streichelte dem Pferd den Hals, dann richtete ich mich auf und gab eine Galopphilfe. Ich schnalzte mit der Zunge und das Pferd fiel einen schnellen, aber angenehmen Galopp. Ich fühlte mich frei, ich hatte das Gefühl so sehr vermisst. Ich ließ langsam die Zügel los, breitete meine Arme aus und ließ das Pferd laufen. Ich merkte gar nicht, dass ich mich von der Gruppe entfernt hatte. Ich parierte durch und ritt zurück. Wir galoppierten noch zweimal und dann war unser Ausritt leider auch schon vorbei. Abends schlief ich glücklich ein. Die Freiheit auf dem Rücken eines Pferdes war etwas besonderes.

In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna MoreauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt