Kapitel 24

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Johanna:
Heute war mein erster Schultag nach Boston. In der Aula wartete Ella schon auf mich, als ich sie erblickte rannte ich los. Nach einer langen Umarmung liefen wir Richtung unseres Klassenzimmers. Es war ein komplett anderes Gefühl zu laufen. Den Tag über war meine Prothese das Gesprächsthema meiner Klasse. Noch nie hatte ich mich seit den Unfall so normal gefühlt. Meine Medikamente konnte ich auch soweit absetzen, dass ich nur noch Morgens und Abends ein paar Tabletten nehmen musste. Es verging ein Monat und mein Alltag pendelte sich wieder ein. Ich telefonierte viel mit Sam und unternahm coole Sachen mit Ella. Eines Abends kam Vivi aus der Klinik und lief gut gelaunt ins Esszimmer, wo Dad und ich zu Abend aßen. "Wir gehen zum Ärzteball nach Leipzig!" Meine Augen leuchteten auf, ein richtiger Ball. Dad schüttelte den Kopf "Vergiss es! Ich geh da nicht hin!" "Ach bitte, Dad!",bettelte ich. Er schüttelte wiederum seinen Kopf und wir aßen schweigend weiter. Aber Vivi und ich gaben nicht so schnell auf. Wir bearbeiteten Dad bis er einwilligte. "Okay, wir gehen zum Ball. Ihr seid echt anstrengend!",sagte er schließlich entnervt. Es war beschlossen. Wir würden zum Ball in zwei Wochen gehen. Drei Tage später waren Vivi und ich mit Julia und Theresa zum Kleid kaufen verabredet. Wir bummelten durch die Innenstadt und betraten schließlich einen hübschen Laden. Knappe zwei Stunden später waren wir endlich fündig geworden. Julia kaufte ein bodenlanges violettes Kleid, Theresa ein knielanges rotes Kleid, Vivi ein olivgrünes bodenlanges und ich ein knielanges dunkelblaues Kleid. Ich hatte beschlossen meine Prothese nicht zu verstecken. Sie ist nunmal ein Teil von mir. Außerdem kaufte ich noch passende Balarinas dazu. Geschafft von der ganzen shopperrei schlief ich Abends sehr schnell ein. Die Tagen vergingen wie im Flug und es wurde Samstag. Abends sollte in einem großen Saal in Leipzig nicht weit von der Sachsenklinik der Ärzteball statt finden. Wir kamen Nachmittags um drei in Leipzig an und bezogen unsere Hotelzimmer. Vivi und ihr Freund Mikko Rantala, der auch Assiztensarzt im JTK war, besichtigten die Stadt. Aber ich wollte mich ausruhen, da der Abend bestimmt anstrengend werden würde. Außerdem hatte ich ein wenig Bauchschmerzen, aber nicht wirklich schlimm und ich wollte Dad nicht beunruhigen. Um 17 Uhr aß ich einen kleinen Imbiss und um halb sechs fuhren wir mit den Taxi zum Ball. Ich stieg aus dem Auto und atmete tief durch. Ich war verdammt nervös. Die Luft war für einen Maiabend schön warm und wir liefen zum Eingang. Der Abend konnte begingen.

In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna MoreauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt