Johanna:
Als ich aufwachte, war das erste was ich sah Vivis Gesicht und ihr Lächeln. Ich hatte ein kraziges Gefühl im Hals. "Du würdest gerade erst extubiert!",erklärte mir Vivi. Ihr liefen Tränen die Wangen herunter. "Wo ist Dad?",krächzte ich. "Er ist gerade in Erfurt. Er kommt morgen zurück!" Ich lächelte. "Was ist eigentlich passiert?",fragte ich und Vivi erklärte mir ausführlich, dass meine Niere aufgehört hat zu arbeiten und deshalb entnommen werden musste. "Nein", schluchzte ich. Ich wusste, dass ich jetzt wieder warten musste und dieses Mal vielleicht nicht soviel Glück habe. Eine blonde kurzhaarige Frau betrat den Raum. Ich kannte sie flüchtig, ich hatte mich auf dem Ball mit ihr unterhalten. Es war Dr. Karin Globisch. Sie lächelte mich an, wurde aber schnell wieder ernst. "Wie lange?",fragte ich mit zitternder Stimme. "Nicht lange!" "Ich will eine Zahl!",schrie ich heulend. Ich wollte wissen wie lange ich noch... noch lebte. "Im wachen Zustand knappe drei Tage.",sagte Dr. Globisch schließlich. Mir rannen die Tränen die Wangen herunter. Ich hatte auf Wochen oder zumindest eine Woche gehofft. Ich atmete durch und nickte: "Das muss reichen!" Vivi sah mich geschockt an. "Es gibt noch eine andere Möglichkeit...",setzte Dr. Globisch an. Ich sah auf. "Das künstliche Koma. Wir können damit bis zu sechs Wochen Zeit gewinnen." "Wie soll das funktionieren?",fragte ich skeptisch. "Im Koma können wir deine Körpertemperatur senken und somit deinen Stoffwechsel verlangsamen!" "Und wo ist der Haken?",fragte ich nach. "Es ist nicht sicher, ob man dich nach einer Transplantation zurückholen kann!", antwortete Vivi statt Dr. Globisch mit trauriger Stimme. Dr. Globisch erklärte, dass sie sich noch mit ihren Kollegen beraten müsse und ich natürlich erst zustimmen muss. Sie nahm mir Blut ab und verließ schließlich den Raum. Vivi sah mich mit traurigen Augen an. "Gib mir bitte mein iPad!",fordete ich. Sie reichte es mir und ich öffnete das Diktiergerät. Ich sah zu Vivi, über ihre Wangen liefen Tränen. "Ich lass dich kurz alleine!",sagte sie, damit ich in Ruhe meine vielleicht letzten Worte aufnehmen konnte. Es war ein merkwürdiges Gefühl sich zu verabschieden für immer. Ich wollte leben! Ich wollte nicht sterben! Nicht jetzt schon!
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In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna Moreau
DiversosÜber ein Jahr nach einem gravierenden Unfall kämpft sich Johanna zurück ins Leben. Immer an ihrer Seite ihr Adoptivvater Matteo Moreau und das Team der Johannes Thal Klinik. Von Fortschritten und Rückschlägen, von Freundschaft und Leid. Gestartet: 1...