Kapitel 12

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Johanna:
Dad hatte heute Spätschicht und es war Samstag. Wir schliefen aus und frühstückten entspannt. "Johanna?", begann er vorsichtig. "Ja?",sagte ich mit einem Mund voller Müsli. "Es geht um die Klage gegen deinen Betreuer im Heim." Ich nickte und merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. "In einer Woche ist die Verhandlung im Gericht." Mir blieb das Essen im Hals stecken. Ich hatte die Klage und das, was mir Nils angetan hatte immer verträngt. "Jojo? Alles Gut?",fragte Dad schließlich. Ich nickte. Nichts war in Ordnung, in einer Woche würde ich Nils wieder sehen. Der Mensch, der mich geschlagen und mich zu meiner Flucht gebracht hatte, also indirekt auch noch Schuld an meinem Unfall, den damit verbundenen Schmerzen und an dem Verlust meines rechten Beines. In mir stieg wieder alles auf. Ich schnappte mir die Krücken und hüpfte in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich auf mein Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich tat vor andern Menschen immer auf stark, aber in Wirklichkeit war ich doch immer noch sehr verletzlich. Als ich mich nach einer  Stunde beruhigt hatte, setzte ich mich auf, wischte mir die Tränen weg, setzte mir meine Kopfhörer auf und hörte Musik. Mir liefen dauerhaft die Tränen die Wangen herunter. Dieser Mann war der Grund dafür, dass es mir schwer fiel anderen Menschen zu vertrauen. Ich war offensichtlich eingeschlafen, denn die Tür öffnete sich und Vivi betrat mein Zimmer. Sie setzte sich zu mir aufs Bett. "Willst du reden?" Ich schüttelte den Kopf und Vivi nahm mich einfach nur in den Arm. Ich fühlte mich sicher und gut aufgehoben. Wir saßen so bestimmt eine halbe Stunde da bis ich wieder eingeschlafen war.

In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna MoreauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt