Kapitel 60

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Johanna Moreau:
Ich nahm den Abschiedsbrief von Sam in die Hand, traute mich aber nicht in zu lesen. Was würde darin stehen? Würde ich erfahren warum sich das so lebensfroh scheinende Mädchen das Leben genommen hat? Warum? So viele Fragen, deren Antworten ich vielleicht in diesem Brief fand, wenn nicht würde ich sie jedoch niemals erfahren. Mir stiegen wieder die Tränen in die Augen. Sam war tot! Ich schluckte und begann zu lesen:

Liebe Johanna,
Wenn du das hier liest, habe ich es durchgezogen, dann bin ich gesprungen. Ich möchte, dass du weißt, dass du keine Schuld trägst. Du hast mich sogar noch einmal zögern lassen. Schon vor unserer Begegnung hatte ich öfter mit dem Gedanken gespielt es einfach zu beenden. Wie du weißt habe ich bei unserem gemeinsamen Klinikaufenthalt meine zweite Prothese bekommen. Zu diesem Zeitpunkt lebte ich schon fast vier Jahre ohne mein linkes Bein. Doch ich konnte die Prothese nie so annehmen wie du es kannst. Du hattest sie schon nach einem Monat als Teil von dir akzeptiert ich konnte das nie. Die Blicke der Menschen auf der Straße und das Mitleid meiner Familie haben mich von innen aufgefressen. Ich hatte außer dir eigentlich auch keine wirklichen Freunde, nur bei dir konnte ich ich sein. Du hast mich hin genommen wie ich war. Ich wollte für dich immer diejenige sein, die ich vor vielen Jahren gebraucht hätte. Ich wollte, dass du ein glückliches Leben leben kannst und fest mit einem Bein und einer Prothese im Leben stehst, wenn ich gehe. Als ich vor einem Monat bei dir war, habe ich gesehen, dass du soweit bist, dass ich gehen kann. Ich habe noch zwei Wünsche, die ich los werden möchte, bevor ich endlich meinen Frieden find.
1. Diesem Brief liegt ein weiterer bei, er ist für einen Jungen aus meiner Klasse. Jason heißt er. Wir waren kurz vor und noch ein paar Monate nach meinem Unfall zusammen. Danach hatte ich Schluss gemacht, weil ich sein Mitleid nicht mehr ertrug. Ich bitte dich Johanna, wenn Jason auf meine Beerdigung kommt, möchte ich, dass du ihm diesen Brief gibst. Es liegt noch ein Foto bei, damit du weißt wie er aussieht. Vielleicht versteht er danach meine damaligen Beweggründe.
2. Du weißt, ich liebe deine Stimme und deshalb bitte ich dich, sing auf meiner Beerdigung noch ein letztes Mal für mich. Sing für mich! Aber bitte nicht super trauriges. Generell soll meine Beerdigung nicht traurig sein, denn immerhin ist es mein Wunsch gewesen zu gehen. Zieh bitte kein schwarzes Trauerkleid an. Ich will, dass es bunt wird.
Ich erwarte nicht, dass du mit meiner Entscheidung einverstanden bist. Trotzdem hoffe ich, dass du mir nicht allzu böse bist und mich vielleicht sogar ein bisschen verstehst. Du warst schon immer die stärkere und tapferere von uns beiden. Auch wenn du mir das geglaubt hast und auch nie glauben wirst: Du bist unfassbar stark! Du hast soviel durchgemacht und hast trotzdem nie verlernt wie man lacht. Bleib so wie du bist und lass dir von niemand etwas anderes einreden: Du warst, bist und wirst immer eine Kämpferin sein!
In Liebe
Sam

Bei diesem Kapitel habe ich echt lange gestruggelt. Habs immer wieder verändert, es wurde aber nicht besser. Daher3 hab ich jetzt doc die erste Fassung hochgeladen.

In aller Freundschaft Die jungen Ärzte: Johanna MoreauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt