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habits - tove lo

Ich wusste nicht wohin mit meinem Schmerz. Mir war das zu viel. Mir wurde alles zu viel. Egal, was ich tat, es war einfach zu anstrengend für mich. Ich kam mir unglaublich schwach und lächerlich vor, doch konnte ich nichts ändern. Henry hatte keine Gefühle für mich und ich habe mich klassischerweise in einen Kerl verliebt, der mich nicht so mag wie ich ihn. Das ist nichts Neues für mich.

Es war gerade einmal ein Monat vergangen seit wir uns das letzte Mal gesehen haben und ich hatte das Gefühl als seien Jahre vergangen. Schwer atmete ich ein und aus, während ich einen Blick auf mein Handy warf.
Immer wieder hatte er mich angerufen oder mir geschrieben um heraus zu finden wie es mir geht. An sich war das sicherlich süß und nett gemeint, aber ich brauchte einfach meinen Abstand von ihm. Ich musste ihn vergessen, genauso wie ich damals Jona vergessen habe. Gut, der war wieder in meinem Leben, aber ich habe mich damit arrangiert ihm einfach so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Ich gab mir wirklich aller größte Mühe meine Vergangenheit einfach wegzustreichen als sei sie nie da gewesen, doch war es nicht so einfach. Immer wieder erwischte ich mich nach einer verrückten Nacht dabei mit blonden Typen im Bett zu landen.

Um genau zu sein waren sie alle blond, reich und mehr oder weniger gutaussehend. Doch sie waren nie er. Keiner meiner One Night Stands kam Henry auch nur annähernd nahe.
Die meisten waren pure Arschlöcher und riefen mir nur eklige Dinge hinterher, wenn sie mich dabei erwischten wie ich deren Wohnung oder Haus verlassen wollte. Auch erwischte ich mich zunehmend öfter dabei wie ich diesen bedeutungslosen Kerlen in die Augen sah und dort versuchte meinen Henry zu sehen. Ach, was denke ich schon wieder für einen Mist? Er war nie meins gewesen.

Frustriert rollte ich mich auf die Seite und sah direkt in das Gesicht eines Kerles. Blond, groß, stark. Doch als er seine Augen öffnete, wusste ich, dass ich nur wieder träumte. Henry war nicht vor mir. Er war nicht mehr greifbar für mich. Vor mir lag ein Fremder. Irgendwer. Bedeutungslos.

"Ich gehe dann mal", sagte ich und richtete mich auch schon aus dem Bett auf. Kurz bevor ich meine nackten Füße auf den Boden setzen konnte um aufzustehen, spürte ich seine warme Hand auf meiner. Gerade wollte ich meine wegziehen, doch er griff einfach zu. Ich hatte seinen Namen schon wieder vergessen.

"Wer ist Henry?", fragte er und ich warf einen Blick über meine Schulter. Hatte ich beim Sex einen falschen Namen gesagt? Oder war ich zwischendurch eingeschlafen und habe seinen Namen dann laut gesagt, weil ich von ihm geträumt habe?

"Du hast nachdem wir fertig waren, mir in die Augen gesehen und 'Henry' gemurmelt."

Peinlich. Henry war überall. Er ging mir nicht aus dem Kopf und ich hasste es. Ich wollte ihn loswerden. Er sollte einfach raus. Raus aus meinen Gedanken, Träumen und meinem Herzen.

"D-das tut mir leid, sorry. Peinlich."

Von meinem frechen Verhalten war nichts mehr übrig geblieben. Zumindest nicht, wenn es um Blondie ging. Shaun und Lucie taten alles daran, dass es mir besser geht, doch seitdem ich erfahren habe, dass Henry mit diesem Mädchen zusammen ist, geht das leider nicht so einfach. Ich wollte nicht mal wissen wie sie aussieht, heißt oder sich verhält. Es hat mir gereicht zu wissen, dass ich keine Chance habe.

"Ist schon in Ordnung. Du musst nicht gehen. Wenn du einen Zuhörer brauchst, der nicht in deine Situation verwickelt ist, dann kannst du auch hier bleiben. Wenn du willst."

Der Kerl kannte mich nicht. Wir waren füreinander nur ein einmaliges Ding und trotzdem hatte er ein so gutes Herz, dass er mir zuhören wollte.
Langsam rutschte ich wieder etwas mehr zu ihm und zog die Decke über mich hinüber. Erst jetzt spürte ich die Kälte dieses Raumes.

"Er ist niemand. Er sollte niemand sein. So war es zumindest für mich geplant."

Mein Gegenüber rutschte selber ein Stück näher an mich heran, um unter die Decke zu gelangen. Sein Blick schien aufmerksam und in dem Moment fiel mir sein Name auch wieder ein. Trevor. So hieß er.

"Aber du hast dich verliebt, richtig?"

Schwach nickte ich. Meine Augen begannen verdächtig zu brennen, doch versuchte ich die Tränen zu unterdrücken. Trevor war mir vielleicht fremd, aber es war peinlich genug, dass ich bereit war ihm meine ganze Geschichte mit Henry zu erzählen.

"Es war für uns beide geplant gewesen nur etwas Spaß ohne Gefühle zu haben. Mein Herz wollte es aber anders. Während ich das jedoch nicht einsehen wollte, hatte er bereits ab einem Zeitpunkt jemanden kennengelernt. Er wusste über meine Gefühle mehr Bescheid als ich und hatte keine Ahnung wie er es jetzt zwischen uns beenden soll. Als ich bereit war ihm endlich zu gestehen was ich fühle, war es zu spät. Henry rückte mit der Wahrheit heraus und ich war zu spät gekommen. Jetzt ist er glücklich und ich habe das Gefühl an seinem Glück zu zerbrechen."

Ich erzählte dem Blonden vor mir nur die Kurzfassung. Von dem genauen Deal und dem Drama dazwischen wollte ich ihm nichts sagen. Schließlich wollte ich ihn hier auch nicht vollheulen, auch wenn er mir das angeboten hatte.

Trevor legte den Kopf leicht schief und ich spürte genau wie er mich mit seinem Blick durchbohrte. Offensichtlich versuchte er die richtigen Worte in seinem Kopf zu finden, doch hatte seine Probleme damit. Zumindest solange bis er die Stille brach.

"Ich weiß, dass es nicht das ist, was du hören willst, was ich jetzt sage, aber selbst wenn du deine Gefühle früher realisiert hättest, hätte das nichts geändert. Vielleicht hat er an einem Punkt ein Fünkchen Gefühle für dich übrig gehabt, aber an diesem du nicht für ihn. Ihr habt euch beide verpasst und verfehlt. Es ist hart zu realisieren, doch manchmal sollen Dinge einfach nicht sein. Schließlich hat er jetzt sein Glück gefunden und du wirst auch deins finden. Es ist nur schwer sich erstmal darauf einzulassen. Dich mit One Night Stands zu trösten ist dabei wohl nicht die Lösung zu deinem Problem. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich das Gespräch mit ihm suchen, ihm alles sagen, was in mir vorgeht und mir einfach die Last vom Herzen reden. Wenn das aber nicht deine Art ist, würde ich einfach mal versuchen auf Dates zu gehen. Einfach jemanden versuchen ansatzweise kennenlernen und manchmal hilft einem auch eine Person über eine Person hinweg."

Trevor war knallhart, aber ehrlich. Dennoch musste ich ihm irgendwo Recht geben. Offenbar hatten Henry und ich uns verpasst.
Noch nie war ich so dankbar für einen Typen, den ich nur gerade einmal wenige Stunden kenne. Er hätte mir nicht zuhören müssen, doch hatte es.

"Gespräche suchen bin nicht ich und Dates eigentlich auch nicht", murmelte ich leise und hörte nur sein leises, rau klingendes Lachen.

"Oder den ersten Schritt machen, bist nicht du, weil du Angst hast."

Leicht zuckte ich mit den Schultern. Recht hatte er schon wieder. So ein Dreck. Wieso hatte der Kerl gerade so oft Recht?

"Geh' mit mir aus. Nur einmal. Aus uns muss nichts werden, aber vergiss' diesen Kerl für einen Abend ganz."

A/N:

Tja.

Geben wir Henry und Leya jetzt schon auf und begrüßen Trevor und Leya?

Oder besteht Hoffnung?

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