❝40❞

7.2K 316 105
                                    

closer - the chainsmokers ft. halsey

Tief atmete ich ein und ließ meine Augen auf Henry gerichtet. Kaum stand er direkt vor mir kam eine seltsame Stille zwischen uns beiden auf. Ich biss mir auf meine Unterlippe und bemerkte ein kleines Kopfschütteln seinerseits, weshalb ich damit aufhörte.

"Deshalb wollte ich mit dir reden. Ich bin Jonathan letztens auch begegnet und erst wollte ich ihm den Kopf abreißen, aber er sagte mir direkt was Sache ist. Deshalb bin ich dann doch nicht dazu gekommen ihm weh zu tun."

Henrys Stimme war so beruhigend. Ich hatte sie vermisst. Ich hatte ihn vermisst. Dennoch wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Also stand ich nur vor ihm und zog verwirrt die Schultern hoch.
Gerade wusste ich doch selber nicht was ich denken sollte. Schließlich dachte ich, dass ich endlich einen Typen gefunden hatte, der mal nett war ohne Hintergedanken. Aber offensichtlich hatte ich mich getäuscht - wie so oft.

"Wieso bist du dann noch mit Jolene zusammen?"

Der Blonde schien deutlich überrascht davon zu sein, dass das meine erste Frage an ihn war. Schließlich sagte er mir eben, dass er mich warnen wollte, und ich bedankte mich nicht, sondern fragte was er noch an seiner kleinen Schlange hat. Doch sah ich in meinen Augen keinen Grund ihm zu danken. Er hatte mir genug wehgetan und diese Warnung hätte all das sicher nicht wieder gut gemacht.

"Ich wollte mich erst trennen, aber habe dann weiter gespielt, als ich erfahren habe, dass du Trevor datest. Nur deshalb bin ich mit Jolene auch heute ganz 'zufällig' zum selben Zeitpunkt am selben Ort wie du. Jona kam mir aber zuvor mit der Wahrheit über diese billige Masche der zwei besten Freunde", erklärte er und natürlich wäre Henry nicht Henry, wenn er sich nicht zum Held seiner Geschichte machen würde.

Jetzt tat er so als hätte er die Beziehung nur geführt um wieder an mich heran zu kommen, was garkeinen Sinn ergab. Er hätte sich melden können, genauso wie vorhin, aber beim nächsten Mal muss er sich früher bei mir melden.

"Und vielleicht wollte ich das auch nicht wahrhaben, dass Jolene so etwas tun würde, weshalb ich auch geblieben bin."

Es war als könnte er meine Gedanken lesen oder vielleicht hatte er auch nur die selben und rückte deshalb mit der Wahrheit heraus.

"Ah."
"Ja."

Stille.

Der Wind pfiff durch die Gasse und ein paar Autos fuhren an uns vorbei, aber es kam mir trotzdem sehr still zwischen uns beiden vor.
Unsere Blicke begegneten sich und ich hatte das Gefühl als würden seine Augen beginnen zu leuchten. Vielleicht war es aber auch nur das flackernde Straßenlicht neben uns, welches seinen Augen diesen Effekt verlieh. Ich wusste nicht, aber ich wusste, dass sich wieder diese heiße Atmosphäre bei uns aufbaute wie bei unserem aller ersten Treffen.

Wir hatten uns da auch erst eine ganze Weile angesehen bevor er seinen Jointstümmel weggeschmissen hatte und mich dann an meinen Nacken zu sich gezogen hat. Ich wusste alles noch als wäre es gestern gewesen.

Ich bemerkte ein kleines Grinsen auf seinen Lippen und atmete tief ein. Ja, meine Knie wurden wieder ganz schwach und ich hasste es. Seine Wirkung auf mich hatte kaum nachgelassen und es ärgerte mich wie jemand wie er mich so fühlen ließ.
Wie automatisch kam ich einen kleinen Schritt auf ihn zu, weshalb ich nun nur wenige Zentimeter von ihm entfernt stand.
Beinahe berührten sich unsere Körper, aber ich achtete darauf, dass das nicht passierte. Wir würden nur wieder miteinander schlafen.

"Ich gehe wieder rein", sagte ich schließlich und wollte an ihm vorbei gehen, aber er hielt mich an meinem Arm zurück.
Seine Hand war fest um mein Handgelenk geschlungen und ich atmete einmal scharf ein. Er tat mir nicht weh, aber ich wusste, dass ich dem Sex mit ihm so nicht aus dem Weg gehen konnte. Jede Sekunde wurde es schlimmer. Ich wollte ihn küssen und ihm zeigen, dass ich ihn vermisst hatte, aber das verdiente er nicht. Zumindest noch nicht.

"Cataleya", kam es leise von ihm und leicht drehte ich mich zu ihm. Mein vollständiger Name klang gut aus seinem Mund, was es jedoch nicht unbedingt leichter machte meine Finger von ihm zu lassen.
"Lass mich dich nach Hause bringen, bitte."

Wahrscheinlich wäre es wirklich besser, wenn ich Trevor aus dem Weg gehe und einfach den Kontakt komplett abbreche. Doch sollte ich mich wirklich von Henry fahren lassen? Zweifelnd sah ich ihn an und schluckte leicht bevor ich schwach nickte.
Henrys Griff um mein Handgelenk wurde sanfter und schließlich ließ er los. Ich atmete zittrig ein und aus, da es nun langsam frisch wurde und folgte ihm schweigend, als er vor mir loslief.

Blondie öffnete mir die Tür und schon stieg ich in seinen Wagen ein. In genau diesem Moment stürmte Trevor aus der Bar heraus und suchte mich mit seinen Augen. Zu meinem Glück waren Henry's Scheiben abgedunkelt und auch er saß schon in seinem Auto, weshalb Trevor niemanden von uns ausfindig machen konnte.

"Ich habe mit Jolene Schluss gemacht bevor ich zu dir gekommen bin. Sie schien nicht einmal überrascht davon zu sein."

Ich drehte meinen Kopf herüber zu dem Älteren. Wieso erzählte er mir das einfach so? Er war mir keine Erklärung schuldig. Nur eine Entschuldigung für sein weiteres Spiel wäre angebracht, aber keine Erklärung seiner Gefühle wegen Jolene.
Dennoch nahm ich seine Aussage mit einem Nicken zur Kenntnis und kurz darauf setzten wir uns in Bewegung.

"Meine Familie vermisst dich", unterbrach er erneut die Stille nach einer ganzen Weile. Offenbar wollte Henry ein Gesprächsthema finden über das ich mit ihm rede. Schließlich war er derjenige, welcher das Schweigen zwischen uns immer wieder brach.
Erneut wusste ich nicht was ich sagen sollte. 'Ich sie auch' oder doch eher 'Gut zu wissen'. Keine Ahnung. Gerade waren meine Gedanken so wirr, dass ich nicht mal wusste was ich antworten sollte. Innerlich war ich hin- und hergerissen, weil ich mich nicht entscheiden konnte ob ich Henry jetzt am liebsten küssen würde oder erstechen möchte. Vielleicht auch beides.

"Und ich habe dich auch vermisst." Okay. Das wars. Ich wollte ihn definitiv mehr küssen als abstechen, aber da wir gerade im fahrendem Auto saßen wäre es wohl ein ungünstiger Zeitpunkt. Ein Autounfall wäre das Letzte was wir jetzt wohl gebrauchen könnten.
Also beschloss ich meinen allerersten Gedanken auszusprechen, welchen ich seit über einen Monat hatte, sobald ich an ihn gedacht habe.

"Du bist so ein Arschloch."
"Ich weiß, Leya. Aber darauf stehst du ja."

PlaygirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt