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ms. jackson - outkast

Ein leises Lachen verließ meine Lippen. Henry hatte schließlich irgendwo Recht. Ich stand auf ihn obwohl er ein mieses Arschloch war, welches nur mit dem Finger schnipsten musste um mir doch wieder mein Herz zu brechen. Jedoch hoffte ich inständig, dass das nicht nochmal so schnell vorkommen würde. Meine alten Muster hatten mir im Endeffekt nur mehr wehgetan und wenig geholfen über den Herzschmerz hinweg zu kommen.

Wir waren fast bei mir angekommen. Nur noch eine kleine Kreuzung musste überquert werden und dann würden sich unsere Wege für den Abend trennen.
Doch statt geradeaus zu unserem Ziel zu fahren, bog Henry plötzlich einfach scharf nach rechts ab. Offensichtlich hatte er gerade die Pläne geändert für meinen oder eher unseren Abend.

"Was machst du da?", fragte ich verwirrt nach.

Es war mein gutes Recht zu wissen was er vor hatte. Entführen würde Blondie mich schon einmal nicht, denn er wusste, dass ich freiwillig mit ihm mitgehen würde. Ich würde mich wahrscheinlich einfach in seine Arme fallen lassen, keine Gegenwehr leisten und ihn machen lassen.

"Ich muss dir etwas zeigen."

Okay. Wow. Was eine Aussage. Mit dieser weiß ich nun Bescheid was er macht.
Leicht verdrehte ich meine Augen und sah dann das erste Mal richtig zu ihm herüber.
Henry sah gut aus beim Auto fahren und das war unfair. Die Art wie er konzentriert auf die Straße sah und eine kleine Strähne in seinem Gesicht hing war verführerisch. Mir fiel jetzt erst auf, dass er seine Haare nicht geschnitten hatte in dem letzten Monat. Höchstens seine Seiten hatte er mal machen lassen, aber die Haare oben waren definitiv länger geworden.

Offenbar schien er meinen Blick zu bemerken und warf mir einen kleinen Seitenblick zu, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte.
Schnell wendete ich mich von ihm ab und warf einen Blick auf mein Handy.
Trevor hatte mehrfach versucht anzurufen, was ich aber versuchte zu ignorieren, und Lucie hatte mir mehrere Nachrichten hinterlassen. Ich tippte auf unseren Chat.

'Wie läuft es?'
'Hast du Spaß?'
'Wohin bist du verschwunden?'
'Ich will Updates.'
'Bist du vielleicht....beschäftigt?'
'Melde dich einfach später'

Ich schmunzelte. Lucie schaffte es selten eine Nachricht mit allen Fragen zu schreiben, sondern schrieb meistens tausend knappe hintereinander.

'Ich habe schlechte Neuigkeiten über Trevor bekommen. Erzähle dir alles später, bin mit Henry', antwortete ich ihr, damit sie aufhörte Fragen zu stellen. Mir war klar, dass da wahrscheinlich trotzdem etwas kommen wird, aber so müsste sie sich keine weiteren Sorgen machen über mein Aufenthalt und meine Gesellschaft.

"Okay. Wir sind da", sprach plötzlich Henry in die Stille hinein. Augenblicklich steckte ich mein Handy in meine kleine Tasche und ließ meinen Blick nach oben schießen.
Wir waren irgendwo im Nirgendwo.

"Ein Parkplatz?"

Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und sah herüber zu dem jungen Mann. Wollte er mich verarschen? Wenn, dann wäre das ein ziemlich schlechter Witz von seiner Seite aus. Unlustig.

"Es geht mir nicht um den Parkplatz. Die Sterne sieht man hier sehr gut, weil die Lichtverschmutzung der Stadt hier nicht so groß ist. Außerdem ist hier kaum jemand und ich wollte mit dir reden- wegen Allem. Okay, hauptsächlich über meine Fehler in unseren Vergangenheit."

"Ein klärendes Gespräch also?"

Henry nickte zustimmend und leise seufzte ich. Wieso wir ausgerechnet hier hin mussten wurde mir immer noch nicht ganz bewusst, aber nun war es sowieso zu spät. Wir standen bereits auf einem verlassenen Parkplatz an dem ein kleiner einsamer Kiosk stand. Die Umgebung schien sonst ziemlich leer. Höchstens ein paar Bäume waren zu erblicken doch diese waren das höchste der Gefühle. Vielleicht war hier auch mal mehr gewesen, aber davon ist nun nicht mehr viel übrig.

Blondie entschied sich dazu einfach ohne ein Wort auszusteigen und sich an die Motorhaube zu lehnen. Ein Blick von ihm durch die Frontscheibe verriet mir, dass ich ruhig folgen konnte.
Ich würde sowas von erfrieren, aber trotzdem stieg ich aus. Wenn ich nicht zu einem Eisblock werde, werde ich morgen zumindest eine Erkältung erleiden.

Kaum stand ich vorne neben Henry schien auch er zu merken, dass ich mit meinem Kleid nicht lange draußen aushalten könnte. Als wäre er in der letzten Zeit zu einem Gentleman mutiert, zog er seine Jacke aus und legte mir diese über die Schultern. Offensichtlich hatte seine Beziehung mit Jolene auch etwas Gutes gehabt. Der Kerl konnte nun den nötigen Anstand aufbringen wie ein Gentleman. Zumindest schien es erstmal so, aber wie viel davon wirklich vorhanden ist, weiß ich noch nicht.

"So sollte es besser sein. Wenn nicht können wir uns auch wieder in mein Auto setzten."

"Nein, nein. Ich komme schon klar, danke."

Ich schlüpfte nun mit meinen Armen in die Ärmel seiner Jacke und schloss etwas unbeholfen den Reißverschluss. Gott sei Dank hatte Henry die Lichter seines Autos angelassen, denn ohne diese hätte ich es sicher nicht geschafft die Jacke zu schließen.
Mein Blick richtete sich auf den Himmel und dann wieder auf den Großen.

"Also? Du wolltest reden. Du beginnst das Gespräch."

Sicherlich könnte ich auch anfangen mit dieser Unterhaltung, aber es wären wahrscheinlich mehr Beleidigungen und Vorwürfe als die Klärung unseres Problems.
Und da ich viel Zeit alleine zum Nachdenken hatte, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Kindergartenverhalten niemanden weiter bringen würde. Natürlich bin ich niemals davon ausgegangen, dass wir wirklich miteinander reden würden, aber nun standen wir hier: auf einem Parkplatz außerhalb der Stand, nebeneinander an der Motorhaube von Henry's Auto gelehnt.

"Ehrlich gesagt weiß ich garnicht so Recht, was ich sagen soll. Ich könnte natürlich viel um den heißen Brei herum reden und jeden kleinen Gedanken von mir bis ins Detail erklären, aber im Endeffekt bringt mich das nicht weiter. Egal, wie viel ich erklären würde, es würde meine Fehler nicht wieder gut machen und entschuldigen.
Ich möchte nur, dass du weißt wie leid mir das alles tut. Ich hätte nicht weitermachen dürfen und das war mir auch schon währenddessen bewusst gewesen. Mir ist ebenso durchaus klar, dass ich viele Fehler gemacht habe und für diese möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Wenn du diese Entschuldigung annimmst, weiß ich auch nicht was passiert. Vielleicht versuchen wir es mit einer normalen Freundschaft, dem Deal, mehr oder lassen es ganz sein...ich weiß es nicht und gerade ist es mir noch egal. Wie gesagt: du sollst nur wissen, dass mir alles leid tut."

Natürlich war ich mehr als froh eine Entschuldigung zu hören, wobei ich trotzdem eine bestimmte Frage im Kopf hatte.
Ich wusste auch nicht, ob ich ihm direkt verzeihen könnte oder nicht, ob ich die Entschuldigung akzeptiere oder weiter sauer sein will, aber ich wusste, dass ich diese Frage für meine Entscheidung brauchte.

"Wieso hast du trotzdem weiter gemacht? Sei ehrlich."

A/N:

kussi für 500 follower <3

was wird seine erklärung sein? gibt es überhaupt eine?

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