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lewis capaldi - bruises

***GEWALT UND STARKE ERNIEDRIGUNG ENTHALTEN***

Aufgeregt stand ich vor der Haustür und meine Finger zitterten. Krampfhaft klammerte ich mich an meiner kleinen Tasche fest, während ich überlegte einfach wieder abzuhauen. Auf der anderen Seite könnte ich mein kleines Geheimnis nicht mehr lange verstecken.
Natürlich freute ich mich darüber, auch wenn ich noch sehr jung bin, aber ich habe nun mal absolut keine Ahnung wie er darauf reagieren würde. Kräftig schluckte ich den Kloß in meinem Hals herunter, ehe ich meinen Finger der Klingel wieder annäherte. Kurz bevor ich diese betätigen konnte, machte ich einen Rückzieher.

Was will ich überhaupt hier?

Ich kann nicht einfach in das Leben dieses Jungen treten, mich mit ihm anfreunden und dann ist da nur ein Ausrutscher. Im Endeffekt war er viel reifer als ich, also was sollte er schon mit mir anfangen können? Wir beide haben uns darauf geeinigt, dass das Ganze ein Sache zwischen uns bleiben soll, aber so einfach ist die Sache wohl nicht mehr. Schwer seufzte ich auf, während mir die Tränen ins Auge stiegen.
Meine Eltern, seine Eltern - alle werden mich hassen.
Gerade wollte ich mich einfach umdrehen und verschwinden, da öffnete sich die Tür. Augenblicklich wirbelte ich herum. Es reichte ein Blick und schon verstand ich wieder, wie ich mich in einen Freund verlieben konnte. Seine dunklen Haare hingen nass an seiner Stirn herunter. Diese Augen musterten mich einmal freundlich.

"Hey Leya. Ich hab dich aus dem Küchenfenster beobachtet und mich gefragt wann du vor hast zu klingeln. Ist irgendetwas? Du bist kreidebleich", eröffnete die dunkle Stimme das Gespräch. Diese Stimme konnte magische Dinge mit deinem Körper machen. Sie brachte mich dazu dahin zu schmelzen und einfach nur für ihn zu fallen.

Langsam drehte ich meinen Kopf einmal nach rechts, um durch das Küchenfenster ist das schöne, große Haus zu sehen. Erneut musste ich schlucken. Alles, was ich eingeübt habe zu sagen, war plötzlich wie weggeblasen. Dabei habe ich Stunden vor dem Spiegel verbracht. Immer wieder habe ich den selbstbewussten Gang zum Haus, das Klingeln ohne Zögern geübt und jetzt bin ich nicht mal in der Lage wenigstens einen sinnlosen Buchstaben aus meinen Lippen fließen zu lassen. Ich habe mir selbst jedes einzelne Wort aufgeschrieben, was ich jetzt schon längst hätte sagen sollen, habe jedes davon geübt richtig zu betonten und trotzdem versagte ich gerade komplett. Alles in mir weigerte sich meine stundenlange, tagelange Übung auch nur ansatzweise zu akzeptieren. Gerade verstand ich die Welt nicht mehr.

"Komm' doch rein", bot mir der Dunkelhaarige nach einem seltsamen Schweigen lächelnd an. Vorsichtig lief ich an ihm vorbei in das nicht sonderlich heimisch wirkende Zuhause.
Ich presste meine Lippen aufeinander und erneut verließ nichts meinen Mund. Kein komisches Geräusch, kein Wort - einfach nichts. Vielleicht würden Taten mehr bringen, als Worte? Gott sei Dank habe ich nie zuvor in dieser Situation gesteckt, aber ich hätte nie gedacht dann so schnell sowas zu erleben. Meine Vorstellung früher war es immer gewesen ein großes Haus zu haben, einen Ehemann, einen gut bezahlten Job und dann noch zwei kleine Kinder. Am besten ein Junge und ein Mädchen. Die Kleinen würden sich oft streiten, aber trotzdem stets zusammen halten. Ihre bedingungslose Liebe wäre so groß füreinander gewesen und ich würde neben meinem Mann auf einer Hollywood Schaukel sitzen, während die Kinder um die Schippe im Sandkasten kämpfen.

"Magst du mir jetzt endlich erzählen, was mit dir los ist? Du bist so verwunderlich still", wurde ich von meinem Gedankengang unterbrochen. Ich hatte ganz vergessen, dass ich ja hier war um die Neuigkeiten zu erzählen, doch stattdessen habe ich mich in meinen Träumen verloren.
Nervös drehte ich mich herum.
"Ja..t-ut mir leid..ich bin etwas neben der Spur", gab ich leise zu. Augenblicklich umfassten zwei große Hände mein Gesicht. Als ich aufsah bohrten sich seine Augen tief in meine Seele. Das Gefühl direkt durchschaut zu werden machte mich ganz nervös. Es gefiel mir nicht. Gerne kann er mich intensiv ansehen - ich meine, ich liebe ihn - aber dieser Blick machte mir Angst.

Mit zittriger Hand griff ich in meine Tasche. Direkt fühlte ich mein gesuchtes Objekt, doch tat ich erstmal so als würde ich suchen. Je länger ich Zeit verschwenden würde, umso weniger muss ich im Endeffekt mit ihm darüber reden. Vielleicht würde er aber auch ungeduldig werden und mich wegschicken. Im nächsten Moment wurde mir meine Tasche entrissen. Die Ungeduld zeigte sich anders als geplant.

Triumphierend hielt er plötzlich das Bild in den Händen, aber realisierte wohl schnell, dass das für ihn doch kein Sieg war. Seine Hand senkte sich und der Junge starrte dieses beschissene Ultraschallbild einfach nur an
"Du bist schwanger." Diese Tonlage verriet mir mehr als tausend Worte es jemals könnten. Er wollte sein Baby nicht. Sein eigenes Fleisch und Blut war ungewollt. Klar, es war für niemanden von uns geplant, aber ich habe mich trotzdem gefreut.

Ohne irgendwelche Gefühle in den Augen sah er mich an.
"A-ber wir können doch..Wir müssen doch nicht mal zusammen sein, aber ein Versuch ist es doch wert? Wir sind vielleicht noch sehr jung, aber das ist doch egal. Wir sind sicher trotzdem gute Eltern."
Spöttisch lachte der 4 Jahre Ältere auf und zerknüllte das Bild herzlos. So habe ich ihn niemals kennengelernt und wäre er von Anfang an so gewesen, wären wir nicht mal Freunde.

"Du treibst ab", sagte er einfach und ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen. Doch stattdessen stiegen mir nur die Tränen in die Augen. In dicken Tropfen rollten sie über meine Wangen, während der Junge komplett die Kontrolle verlor. Immer wieder trat er voller Verachtung auf dieses kleine Stück Papier, was das kleine Lebewesen in meinem Bauch bestätigte. Mein Atem wurde schwerer, meine Sicht verschwommener.

"TREIB AB!", schrie er mich wutentbrannt an. Diese Stimme ließ mich plötzlich die größte bisherige Angst in meinem Leben spüren. Und trotzdem schüttelte ich meinen Kopf. Dieses Kind würde mir alles bedeuten.
Er schien nun nicht mehr er selbst zu sein. Der noch eben so sanfte Junge hatte sich in ein kaltes Monster verwandelt. Seine Wut schien unkontrollierbar zu sein. Ehe ich mich versah flog mein Kopf bereits zur Seite. Meine Wange brannte stark, während mir immer wieder Schluchzer entkamen.
"Bist du schwerhörig? Ich will diese scheiß Missgeburt nicht haben. Wir haben einen Fehler gemacht, wir sind ein Fehler. Was sollen meine Eltern, Freunde und der Rest der Familie denken, wenn ich so eine dahergelaufene 16-jährige Hure geschwängert habe?!" Kleine Tropfen seines Speichels trafen in mein Gesicht, während sein Gesicht kurz vor meinem schwebte.

"Bitte..ich..Jona..",stotterte ich, aber spürte nur einen Schlag in die Magengrube. Augenblicklich legte ich schützend die Hände auf meinen Bauch und taumelte nach hinten. Ich möchte doch nur mein kleinen Jungen oder mein kleines Mädchen aufziehen.
"Nichts bitte. Wenn du nicht hören willst, müssen wir das Kind wohl anders loswerden. Es ist eine Schande. Wir haben nur ein paar Mal gefickt und dazu war es schlecht. Da benutze ich einmal kein Gummi und schon schiebt man sowas wie dir einen Braten in die Röhre. Werd' das Kind los oder ich schlage es dir wortwörtlich heraus!"
Ich konnte nicht. Ich kann doch nicht einfach - nein.
"Ich erziehe auch alle-" Mein Kopf knallte gegen die Kante des Treppengeländers und schon wurde meine Welt schwarz.

A/N:

Ich weiß ehrlich nicht, was ich sagen soll.

Deshalb wünsche ich einfach noch einen schönen Nachmittag.

PlaygirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt