❝30❝

11.2K 463 80
                                    

cameron dallas - secrets

Die Autofahrt verlief einfach nur noch still. Offensichtlich hatte ich mich getäuscht und seine Wut hatte er in einer ruhigen Maske versucht zu verstecken. Immer, wenn ich mal rüber zu ihm sah, pressten sich seine Kiefer fest aufeinander. Doch kaum bemerkte der Blonde meinen Blick setzte er ein gezwungenes Lächeln auf.
Ich senkte einfach den Blick und versuchte mich angestrengt daran zu erinnern was ich gestern Nacht noch getrieben habe. In meinem Kopf konnte ich mein persönliches Puzzle nicht zusammensetzen.

Henry hielt sein Auto in der kleinen Garage seines Hauses und Gott sei Dank fehlte das Auto seiner Eltern noch. Reuevoll drückte ich meine Lippen aufeinander, ehe ich vorsichtig einen Blick zu ihm wagte. Blondie atmete tief durch. Seine Lippen öffneten sich, um etwas zu sagen, aber am Ende schloss er seinen Mund wieder.
"Es tut mir wirklich leid. Wenn ich wüsste was pass-"
"Ja, dann ändert das auch nichts an der Tatsache, dass du nackt neben einem Fremden aufgewacht bist. Aber auch wenn ich wütend bin, habe ich nicht das Recht mich aufzuregen. Ich schätze jetzt sind wir quitt was unsere Fehler angeht."
Henry hatte definitiv einen Punkt in der Sache gefunden, aber für mich änderte das auch nichts an meinen Schuldgefühlen. Ich habe mich aufgeregt wie eine Furie, als er mit seiner Ex ins Bett gehüpft ist und benahm mich jetzt nicht besser.

"Wenigstens warst du ehrlich", fügte Blondie an und seufzend stieg ich aus dem Auto aus. Was sollte ich denn jetzt noch groß zu ihm sagen? Mehr als Situation erklären und mich entschuldigen konnte ich nicht.

Gemeinsam liefen wir in das Haus der Familie Ford herein. Die Spannung war doch etwas unangenehmer als erwartet und ich fühlte mich einfach unglaublich scheiße. Nicht nur wegen meinem Regelbruch, sondern auch von meinem Hangover.
Killian bog um die Ecke und kam direkt aus der Küche. In seiner Hand hielt er Schokolade, während die Musik selbst bis zu mir aus den Kopfhörern drang. Seine Augen landeten auf mir. Dann sah er zu Henry und wieder zu mir.
Überraschung breitete sich in seinem Gesicht aus, ehe der Junge einen Kopfhörer aus seinem Ohr zog.

"Was zieht ihr so ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter?"
"Ich habe einen Hangover und Henry einfach nur schlechte Laune."

Der Jüngere begann mich auszulachen, während Henry schnaubte und einfach die Treppen hoch in sein Zimmer verschwand. Ich hatte komplett verkackt. Schwer seufzte ich und hielt mir einmal meinen Kopf. Trotz Wasser mit Medikament dröhnte er immer noch. Zur gleichen Zeit machte ich mir Sorgen um Blondie. Klar, er hatte mein Ego auch schon mal damit gekränkt, aber ich hatte vor das nie zu tun.
Killian verfolgte seinen großen Bruder mit seinen Augen. Er sah ziemlich besorgt um ihn aus.

"Naja, ich bin eigentlich hier um mich zu verabschieden. Eure Eltern kommen heute wieder und ich werde dann nicht mehr gebraucht."
Ich zwang mir ein schiefes Lächeln auf. Irgendwie musste ich meinen kleinen Konflikt mit Henry vor seinem Bruder verbergen. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass er schon längst gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt.
"Ach so. Und was ist das jetzt zwischen dir und meinem Bruder?"
Perfekt. Er hatte von seiner Freundin wohl genug Argumente bekommen, um jetzt überzeugt zu sein, dass irgendwer von uns verknallt ist. Doch das bezweifle ich doch stark, weswegen ich meine Augenbraue nur fragend anhob und ihn verwirrt ansah.
"Wir sind Freunde geworden. War nicht so einfach sich mit jemanden wie ihm anzufreunden, aber mittlerweile geht's." Freunde mit gewissen Vorzügen würde es definitiv eher treffen, aber vielleicht wäre es gut, wenn er das nicht weiß.

"Ach so und ähm an deinem Hals?"
Direkt wurden meine Augen riesig und ich schnappte mein Handy, um mich von meiner Vermutung zu überzeugen. Nein. Das darf doch nicht wahr sein. Deshalb wollte Henry nicht darüber reden, was gestern Abend passiert ist. Er hat den zweiten Knutschfleck gesehen, mir das verschwiegen und der Rest von mir klang einfach wie eine billige Ausrede. Einen hatte er gemacht und der neue verwirrte sicherlich. Nervös lächelte ich dämlich und strich mir mein dunkles Haar hinter das Ohr.
"Genau. Das. Ich war gestern Nacht noch bei meinem Freund." Ich dummes Stück Scheiße. In der Not fallen mir immer die dümmsten Ausreden ein. Oh mein Gott. Ich wollte meinen Kopf gerade einfach gegen eine Wand knallen. Irgendwie musste die letzte Nacht mein Kopf einen gewaltigen Schaden mit sich getragen haben.

Überrascht riss Killian nun die Augen auf. In der nächsten Sekunde schoss Livia aus einer Ecke heraus. Sie starrte mich mit großen Augen an. Ich wusste nicht mal das sie hier ist, aber offensichtlich hatten beide irgendeinen Plan gehabt.
In dem Moment knallte oben eine Tür zu. Alle Blicke landeten auf Henry und er stapfte sie Treppen ziemlich verwirrt herunter und gleichzeitig sauer. Ich biss mir auf die Unterlippe. Er hatte nur ein Handtuch um der Hüfte. Das Wasser rannte in kleinen Tropfen seinen Körper herunter, aber ich riss den Blick lieber ganz schnell von ihm weg.
"Wieso zur Hölle liegt ein Liebesbrief von dir in meinem Badezimmer?"
Verwirrt blinzelte ich perplex, während ich meinen Kopf schüttelte. Automatisch landeten meine Augen auf Livia und Killian. Beide waren plötzlich still geworden.

"Okay. Okay. Ich wollte euch verkuppeln. Irgendwie seid ihr süß zusammen und ich dachte, wenn jemand einen Brief bekommt, dass wenigstens einer seine Gefühle gesteht." Wow. Einfach nur wow. Liv meinte das Ganze sicher nicht böse, aber gerader hatte sie sich den ungünstigsten Zeitpunkt dafür ausgesucht. Erneut sahen Henry und ich uns an. So gut wie zeitgleich schüttelten wir einfach nur unseren Kopf.
An sich war der Plan sicher süß, aber er machte null Sinn. Ich war letzte Nacht nicht hier sondern ganz woanders.
Mein Atem beschleunigte sich trotzdem vor lauter Aufregung, da meine dumme Ausrede sicher noch irgendwie erwähnt wird. Der Alkohol und das Gras schien mir immer noch zu Kopf gestiegen zu sein. Irgendwie wollte ich die Situation retten, aber im Moment schien es aussichtslos.

"Wir wussten doch nicht, dass Leya vergeben ist. Hätten wir das gewusst, hätten wir doch gar nicht erst daran gedacht so einen Plan umzusetzen", fügte Killian an und ließ die Bombe platzen. Meine Dummheit war heute unübertrefflich. Augenblicklich nach Killians Worten schloss sich hinter uns auch schon die Tür auf.

A/N:

Manchmal muss man lügen und dann reitet man sich in Scheiße herein, obwohl man doch nur besser dastehen möchte.

Jetzt wird es angespannt, wenn die Eltern heim kommen.

Ist Henry jetzt überhaupt noch bereit zum Reden?

PlaygirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt