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haroinfather - forever

Mein Kopf dröhnte. Ich wusste nicht mal genau wo ich jetzt nach gestern Nacht gelandet bin. Henry und ich hatten uns ordentlich die Birne zugeknallt mit Alkohol und Gras. Am Ende hat es damit geendet, dass wir einfach so von der Party verschwunden sind. Ich hatte es irgendwie geschafft Shaun zu schreiben, dass er Lucy bitte mitnehmen soll, aber zu mehr war ich dann nicht in der Lage gewesen. In groben Fetzen erinnerte ich mich daran ein Taxi gerufen zu haben und dann sind Henry und ich irgendwo hingefahren. Das war auch wirklich nicht mein Problem gerade. Ich lag in einem fremden Zimmer und verwirrt blinzelte ich ein paar Mal.
Langsam setzte ich mich in dem Bett auf. Neben mir grummelte jemand, aber mich traf komplett der Schock.

Das war nicht Henry, noch Shaun, noch Jona, noch ein früherer One Night Stand. Er war mir einfach komplett unbekannt.

Nein, nein, nein.

Schnell hob ich die Decke an und schluckte. Ich hatte Henry dafür angekackt den Deal zu brechen und hatte im Vollsuff mit irgendeinem Typen geschlafen. Dann müssen Henry und ich erst unterschiedlich nach Hause gefahren sein mit dem Taxi und dann- scheiße. Ich habe absolut keine Ahnung. Mein Kopf tut unglaublich weh und die letzte Nacht bildet sich nur in wenigen Bruchstücken vor meinem inneren Auge ab.

Augenblicklich hüpfte ich aus dem fremden Bett und sammelte meine Klamotten an, die ich direkt anzog. Ich habe mich im Leben wohl noch nie so schlecht gefühlt. Die Gewissensbisse waren jetzt schon schrecklich. Einen letzten Blick warf ich auf den Typen, ehe ich schnell aus dem Zimmer eilte und dann raus aus der Wohnung.
Während ich im Treppenhaus herunter rannte, suchte ich auf meinem Handy bereits Henrys Kontakt aus. Immer wieder und wieder scrollte ich durch die Liste und nie fand ich ihn. Was habe ich gestern Nacht getan?

Plötzlich rufte mich eine fremde Nummer an. Was ein Timing. Ich betete einfach nur dafür, dass es Henry war.
"Wo zur Hölle steckst du? Wir wollten zu mir, weil meine Eltern doch heute wieder kommen. Jetzt stehe ich vor deinem Haus und du bist nicht da." Okay. Wow. Henry war wütend, stand alleine vor meiner Haustür, ich hatte eine Regel gebrochen und keine Ahnung wo ich bin - schlimmer kann es doch nicht mehr werden.
Ich spürte tatsächlich Tränen in meinen Augen, weil ich so viel verkackt hatte ohne zu wissen wie alles Zustande gekommen ist.

"I-ch weiß es nicht. Gott, ich weiß es nicht", sagte ich panisch und stürmte aus der Haustür heraus, um auf die Gegend einen Blick werfen zu können. Ich hatte immer noch keine Ahnung wo ich steckte. In dieser Ecke der Stadt schien ich nie gewesen zu sein. Ehrlich gesagt bekam ich langsam schon Angst. Oder eher noch mehr.

"Wie jetzt? Wir sind doch erst zu dir gefahren und als ich sicher war, dass du in deinem Haus bist, ist der Taxifahrer mit mir zu mir gefahren. Hast du einen nächtlichen Spaziergang gemacht?"

"Man, Henry! Ich habe total den Filmriss und absolut keine Ahnung was überhaupt noch sonderlich passiert ist. I-"

"Bevor du vergisst Luft zu holen: atme. Sieh dich um wo du bist und dann hole ich dich ab. Vielleicht findest du Anhaltspunkte deiner Gegend. Ein Straßenschild, ein Café. Irgendwas", versuchte ich Henry mich zu beruhigen. Wenn er nur wüsste, was schief gelaufen ist. Doch das würde ich ihm berichten, sobald wir in einem Auto sitzen. Über das Telefon direkt damit anzukommen wäre ungünstig. Vielleicht würde er sich das Abholen anders überlegen und ich wüsste dann immer noch nicht so ich bin.

Ich bewegte mich an der Straße entlang und suchte nach auffälligen Punkten, die sagen könnten, wo ich stecke.
"Also zu meiner Rechten ist ein Edeka. Und Links ist so ein Katzencafé oder sowas. Auf alle Fälle ist hier ein Café. Ein Straßenschild finde ich gerade nicht- Henry? Ey. Das ist nicht lustig."
Er hat einfach aufgelegt und beleidigt steckte ich mein Telefon in meine kleine Tasche. Ich lief auf die andere Straßenseite und sah mich in dem Fenster des Cafés an, in dem ich mich spiegelte. Grob kämmte ich mit den Fingern mein Haar durch, ehe ich den Restlippenstift von meinen Lippen entfernte. Ich richtete mein Kleid irgendwie und überprüfte kurz, ob ich rieche. Gott. Ich stank fürchterlich nach Alkohol und Gras. Aber nicht nach Schweiß. Aus Erfahrung weiß ich, dass mein beim Sex immer schwitzt und deshalb war ich etwas verwundert. Vielleicht überdeckte der Geruch des Alkohols auch den meines Schweißes. Ich war noch nie so sehr überfordert.

Plötzlich hupte ein Auto neben mir und erschrocken drehte ich mich um. Das ging nun wirklich schneller als gedacht. Der Fahrer fuhr das Fenster herunter und Blondie grinste mir frech entgegen.
"Steig' ein", forderte er mich auf. Augenblicklich eilte ich um sein Gefährt herum, ehe ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Henry überreichte mir eine Flasche Wasser und fuhr direkt weiter mit mir.

"Da ist eine Aspirin drin aufgelöst. Ich habe keine Ahnung was du hier tust, aber vielleicht will ich es ja gar nicht wissen."

Das fröhliche Grinsen war aus seinem Gesicht gestrichen und bevor ich mich erklären wollte, öffnete ich erstmal das Wasser. Durstig trank ich bis zum letzten Tropfen aus. Ich musste irgendwie erstmal klar kommen, ehe ich hier irgendwas erzähle. Stark schluckte ich und stellte die Plastikflasche in die integrierte Halterung der Autotür.

"Okay also: ich weiß noch, dass wir in einem Taxi zusammen nach Hause gefahren sind und ab da hören die Erinnerungen auf. Heute morgen bin ich mit Kopfschmerzen bei irgendeinem Kerl im Zimmer aufgewacht. Nackt und direkt habe ich die Flucht ergriffen. Bevor du etwas sagst, irgendwas ist seltsam. Vielleicht habe ich ja nochmal besoffen einen Spaziergang eingelegt, aber ich rieche erstens nicht nach Schweiß und als dich direkt anrufen wollte, war dein Kontakt nicht mehr zu finden. Ich habe es jetzt noch nicht geschafft dich wieder einzuspeichern und du kannst als Beweis gleich gucken. Mich wundert es nur irgendwie, dass nur dein Kontakt fehlt und ich mich nicht annähernd so fühle, als hätte ich Sex gehabt. Egal wie schlecht manche Typen waren, ich habe es am nächsten Morgen trotzdem gemerkt durch Schweißgeruch oder Erschöpfung. Jetzt habe ich nur den Kater und bin nicht mal so sehr müde."

Henry warf mir einen Blick zu und schien nicht mal sauer. Stattdessen schien auch er gerade die Sache zu hinterfragen. Seine Augenbraue hob sich nämlich komplett verwirrt an.

"Wir reden später. Ich will nicht, dass meine Eltern irgendwelche Spannungen mitbekommen müssen."

A/N:

Da ist wohl Einiges schief gelaufen letzte Nacht?

Was ist wohl genau passiert?

Wie wird die erneute Begegnung mit Henrys Eltern wohl?

PlaygirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt