Playgirl

❝32❝

charlie puth - dangerously

Direkt blieb mein Herz kurz stehen, ehe es doppelt so schnell wieder gegen meine Brust schlug. Nervös verließ ich den Anruf ohne aufzulegen und ging auf WhatsApp.
"Einen Moment-", bat ich leise und völlig durch den Wind. Wenn Lucie etwas wegen mir passiert ist, würde ich mir das niemals verzeihen. Sie ist eine der wichtigsten Menschen meines Lebens und ich kümmere mich eher selten um das Wohl anderer. Doch bei ihr war das definitiv anders. Seit wir klein sind hängen wir aufeinander und immer wenn ich Scheiße gebaut habe, war sie da für mich.

Gleichzeitig drehte ich mit meiner anderen Hand den Schlüssel im Schloss um, während ich in den Gedanken steckte. Nur langsam betrat ich mein Haus. "Bist du noch da?", hörte ich Shaun durch den Hörer und augenblicklich fixierte ich mich auf das, was ich doch eigentlich tun wollte. Mein Blick wanderte auf mein Handy, der Chat mit Shaun wurde von meinem Finger wie automatisch angeklickt. Ich habe die Nachricht abgeschickt. Sie ist nur niemals angekommen. Offensichtlich war ich nicht in der Lage gewesen mein Datenvolumen anzuschalten und jetzt wo sich mein Handy mit dem WLAN verband, konnte ich beobachten wie sie abgeschickt wurde. Ich Trottel.

"Scheiße- ich melde mich nachher, Shaun. Erstmal muss ich herausfinden, was ich gestern alles noch getan habe und wo meine beste Freundin abgeblieben ist", murmelte ich leise und legte nach seiner Zusage dafür zu. Okay, jetzt muss ich mich beruhigen. Tief atmete ich ein und aus, ehe ich in mein Zimmer lief.
Dort setzte ich mich kurz auf das Bett. Direkt versuchte ich Lucie selbst nochmal zu erreichen und tatsächlich - wie ein Wunder nahm sie ab und ich spürte direkt die Erleichterung.

"Lucie! Wo steckst du?", sagte ich laut und aufgeregt in den Hörer.

"Alles gut. Ich bin noch im Haus von der Party gestern. Ihr seid alle gegangen und ich habe mich nicht getraut alleine nach Hause gegangen. Aber der Hausbesitzer - rate mal wer zurück in der Stadt ist- war so freundlich und hat mir angeboten über Nacht zu bleiben. Tut mir leid, aber ich habe wirklich Angst alleine nach Hause zu gehen."

Ihre Stimme verschaffte mir eine gewisse Leichtheit, aber ihre Worte eher weniger. Es gab wirklich nur eine Person, die damals unsere Freundesgruppe verlassen hat und über welche Lucie sich so freuen kann - Jona. Sie waren irgendwie beste Freunde gewesen, aber von dem was ich mit ihm hatte, wusste sie nichts. Ich wollte ihr das Bild ihres perfekten besten Freundes nicht versauen, da es absurd geklungen hätte, wenn ich es erzählt hätte.

Jona King, der perfekte Junge aus der Nachbarschaft mit Geld und Anstand. So war und ist er bekannt.

"Jona?", fragte ich vorsichtig. Die Angst und schrecklichen Erinnerungen versuchte ich herunter zu schlucken. Ich war immer noch nicht bereit darüber zu erzählen, was er mir angetan hatte, was wohl ein weiterer Grund des Schweigens ihr gegenüber war. Ehrlich gesagt habe ich die Geschehnisse niemals verarbeitet, sondern nur verdrängt.

"Genau, richtig! Es ist ein krasser Zufall, Shaun gestern eingeladen wurde für die Eröffnungsfeier. Und noch cooler finde ich es, dass wir unsere alte Gruppe wieder herstellen können."

Lucie's Stimme triefte vor Begeisterung, welche ich sicher nicht erwiedern kann. Zudem war ich mir auch sicher, dass diese Einladung kein Zufall war. Jona ist krank im Kopf und wenn er etwas oder jemanden will, dann dreht seine Psychoseite durch.
Fest biss ich mir auf die Unterlippe.

"Ja, ja lass uns später darüber reden. Ich komme dich abholen." Mit diesen Worten legte ich einfach auf. Ich habe Angst, dass er ihr vielleicht doch etwas antut und deshalb muss ich Shaun rufen. Vielleicht möchte ich Jona auch nicht selber begegnen.
Eilig und etwas in Panik schrieb ich dieses Mal wirklich eine WhatsApp an Shaun.
"Hey, kannst du mich abholen und dann fahren wir zusammen, um Lucie abzuholen? Ich erkläre dir später warum", tippte ich und ohne nachzudenken sendete ich die Nachricht ab. Ich müsste ihm dann wirklich irgendwie grob erklären, wieso ich nicht alleine hin will, aber das müsste ich in Kauf nehmen. Für Lucie, dachte ich mir und tatsächlich hupte es wenige Minuten später vor meiner Haustür.

Ich trug immer noch meine Kleidung von der Party, aber meine Gedanken waren woanders. Schnell sprang ich von meinem Bett auf und rannte runter, um mein Haus zu verlassen.

"Hi, Shaun. Wenig Zeit, wirklich. Du musst zu dem Haus von gestern Abend", informierte ich ihn und ohne meine Aussagen zu hinterfragen, stiegen wir in das Auto an. Erst muss ich Lucie abholen, dann Shaun alles erklären und zum Schluss Henry sagen, dass ich nur eine Ausrede für die Knutschflecke am Hals benutzt habe.

"Du wirkst völlig aus dem Wind. Ich denke du hast deine Gründe und so wie du aussiehst, steht dir die Angst ins Gesicht geschrieben. Du musst mir gar nichts erzählen. Ich will nur, dass wir Lucie jetzt abholen und uns beide deswegen nicht mehr schuldig fühlen müssen", sagte Shaun nach einem Moment Stille.
Ich nickte schwach. Es war süß, aber gerade ging es nicht um mich und meine Ängste. Bei Jona war ich mir nicht sicher, ob er Lucie in Ruhe lassen würde und deshalb kreisten meine Gedanken nur noch um sie.

Der Dunkelhaarige parkte nach einem weiteren Schweigen sein Auto von dem Haus von gestern. Die Einladung für Shaun war definitiv nicht dem Zufall überlassen, aber ich wollte ihn jetzt auch nicht darauf ansprechen.
"Magst du mitkommen?" "Sicher", stimmte mir der Junge zu und wir stiegen aus aus Auto. Jetzt würde ich Jona nach zwei Jahren wiedersehen, nachdem er mich mit den psychischen und physischen Qualen einfach alleine gelassen hat.
Stark atmete ich ein und aus. Mühsam setzte ich ein selbstbewusstes Lächeln auf die Lippen, wobei ich mir nicht sicher war, ob das so gut gespielt war. Für Typen wie Jona wäre Angst leicht zu erkennen und schon würde er sich an dieser erfreuen.

Ich tapste zur Tür. Jeder Schritt fühlte sich unglaublich schwer an, jetzt wo ich wusste wer hinter diesen Mauern lebt. Gerade wollte ich mit dem Finger auf die Klingel drücken, da wurde die Tür voller Erwartung und Freude aufgerissen.

A/N:

Lucie und Jona sind Freunde. Leya vertraut niemandem richtig und jetzt muss sie mit den Konsequenzen eines wahrscheinlich 'fröhlichen' Aufeinandertreffens rechnen.

Oder wie wird das wohl laufen?

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