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nf - when i grow up

Augenblicklich verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke und begann schwer zu husten. Direkt stand meine beste Freundin auf, klopfte mir fest auf den Rücken und setzte sich danach wieder. Entschuldigend sah sie mich an.

"Tut mir leid. Ich habe gesehen wie viel du in den letzten drei Tagen nachgedacht hast. Da habe ich mir gedacht Antworten für dich zu finden und ich habe mich bei der Universität als die Freundin von Henry ausgegeben um an der Auskunft an seine Zimmernummer zu kommen. Er war überrascht, aber als ich ihm erklärt habe, was ich will und er war direkt dabei. Henry weiß, dass du keine Lust hast mit ihm zu reden, aber hat mir trotzdem die Antworten gegeben", begann Lucie augenblicklich ganz schnell zu sagen. Sie hatte Angst es mit mir verkackt zu haben. Klar, ich war überrascht und nicht darüber erfreut, aber andererseits war es einfach nur Zucker von ihr.

"Henry würde das Ganze gerne persönlich mit dir klären, aber wenn du das nicht willst bin ich der Übermittler. Er würde es verstehen, wenn du nicht mehr mit ihm reden willst", schob sie hinterher, während ich noch immer schwieg. Für mich war es überfordernd, dass Henry tatsächlich so zugestimmt hat. Sowas hätte ich ihm nicht mal im Traum zugetraut. Aber wer würde das schon? Niemand.

Leicht öffnete ich meine Lippen immer noch überrumpelt, ehe ich an setzte zum Sprechen, "Ich verstehe natürlich, dass du es gut gemeint hast, aber ich bin gerade völlig überwältigt. I-ch-." Ich brach meinen Satz einfach ab und nahm einen kräftigen Schluck meines Kaffees. Der wird mich nicht sonderlich beruhigen, aber das musste jetzt sein. Irgendwas brauchte ich als Beschäftigung, während meine wirren Gedanken sich versuchten zu ordnen. Vielleicht wäre es an der Zeit dem Ernst des Lebens ins Auge zu sehen. So einen Satz würde meine Mutter bringen und eventuell wäre es besser für alle. Einmal im Leben entschied ich mich ihren Ratschlag anzunehmen, weshalb ich einfach aufstand.

"W-as machst du?", fragte die Blondine total überfordert und ich schenkte ihr nur ein warmes Lächeln. "Keine Sorge. Du bist meine beste Freundin, aber ich habe beschlossen einen Rat meiner Mutter zu befolgen...alsoo ich habe ein Gespräch mit einer anderen Blondine zu führen." In dem Moment stand auch meine Freundin auf. Sie zog mich direkt in eine Umarmung. Ich legte meinen Kopf in ihre Halsbeuge und erwiederte diese ganz fest. Wir beide hielten uns einfach einen Moment.
"Du bist stark. Du schaffst das und versuche deine Wut im Zaum zu halten. Sonst wird er sicher keine Lust mehr haben zu kommunizieren", lachte die Blondine leise, ehe wir uns wieder voneinander lösten.

Dann verließ ich das Café und ließ Lucie bezahlen. Dafür würde ich ihr das nächste Mal einen ganzes Menü von McDonalds kaufen mit allem was ihr unschuldiges Herz begehrt. Zumindest hoffe ich noch, dass sie unschuldig bleibt bis ein Typ ankommt, der sie verdient. Sonst würde ich ihn eigenständig umbringen. Um die Leichenentsorgung mache ich mir erst danach Gedanken und falls ich dann in den Knast komme, dann für eine gute Sache.
Ich stieg an der Haltestelle in der Nähe des Cafés ein und zeigte meine Fahrkarte vor, welche stets in meinen Portemonnaie steckte.
Gemütlich setzte ich mich neben eine ältere Dame, welche mich einmal grimmig ansah.
Erst als sie ausstieg erlaubte ich es mir ihr den Mittelfinger hinterher zu zeigen. Dafür kassierte ich einige strenge und schockierte Blicke, doch war es mir das wert.

Ich schaute auf mein Handy und stellte eine Nachricht von Blondie fest. Henry hatte mir in den letzten Tagen öfter geschrieben. Jedes Mal hat er gefragt, ob wir das nicht erwachsen regeln wollen, aber ich habe immer noch nicht geantwortet. Jetzt wäre es vielleicht einmal an der Zeit zu antworten. Tatsächlich begannen meine Hände etwas zu zittern, weshalb eine junge Frau auf mich zu kam.
"Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Sie zittern ja", fragte sie vorsichtig und setzte sich neben mich auf den leeren Platz. Menschen wie sie ließen mich an die Menschheit glauben. Sie war einfach so freundlich und kümmerte sich um ihre Mitmenschen. Alle anderen Leute hier im Bus saßen nur hier, starrten auf ihr Handy und hatten Kopfhörer drin. Es waren nur wenige Menschen hier, aber niemand schien die Welt um sich herum zu bemerken.

"Oh äh ja..ich bin nur dabei eine ziemliche Entscheidung zu treffen und dementsprechend aufgeregt." Die Rothaarige mit den stechend blauen Augen lächelte mich herzlich an. Offensichtlich war sie erleichtert, dass es mir körperlich erstmal gut zu gehen schien.
"Dann hoffe ich, dass Sie die richtige Entscheidung für sich treffen", sagte sie freundlich und stand wieder auf. Sie setzte sich neben ein kleines Mädchen zurück, welches ihrer Selbst sehr ähnlich sah. Familie ist doch etwas Schönes.
Kurz verzogen sich meine Mundwinkel nach oben, ehe ich dieses Mal wirklich zum Schreiben ansetzen tat.
Plötzlich kam mir einfach die Idee ihn zu überraschen, weswegen ich das Getippte wieder löschte. Manchmal sagen Taten doch mehr als Worte.

Kurz vor meiner Ankunft an der Haltestelle, in der Nähe seines Hauses, drückte ich auf den Knopf um den Busfahrer zu signalisieren, dass er gleich anhalten müsste. Dann erhob ich mich und zunehmend aufgeregt strich ich den Pullover glatt. Nervös tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden des Busses, während sich noch eine andere Person neben mich stellte zum aussteigen. Ich sah aus dem Fenster und biss mir auf die Unterlippe. Wahrscheinlich wäre ein vernünftiges Gespräch das Erwachsenste, was ich jemals getan habe in meinen 18 Jahren.

Der Bus hielt langsam an und direkt öffnete sich die Tür. Kaum stieg ich heraus, sah ich wie automatisch in die Richtung, wo die Leute einsteigen. Dort müsste ich schließlich auch noch lang laufen, damit ich zu Henry gelangen würde. Zu seinem Haus wären es noch gute zehn Minuten, aber dann würde ich vor der Haustür stehen.
Hoffentlich mache ich selbst keinen Rückzieher, wenn ich dann klingeln möchte. Plötzlich sah ich einen jungen Mann, der hinter einem alten in den Bus steigen wollte. Gerade wollte er seinen Fuß hineinsetzen, da erkannte ich ihn. Henry.

"Henry!", rief ich einfach laut und verspielte mir damit die mögliche Chance auf eine Flucht vor dem Gespräch.

A/N:

Oha. Wo wollte der Mister hin verschwinden?

Wird er trotzdem einsteigen?

Wenn es ein Gespräch gibt, wie ehrlich werden beide miteinander sein?

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