Kapitel 14

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Die nächste Woche lief an mir vorüber ohne, dass ich am Ende hätte sagen können was passiert war

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Die nächste Woche lief an mir vorüber ohne, dass ich am Ende hätte sagen können was passiert war. Ich hatte das Gefühl, dass zwischen Montagmorgen dem Samstagmorgen, an dem ich mich fertig machte um in die Stadt zu gehen, kaum Zeit vergangen war. Doch als ich in die Kutsche saß um einen entspannten Nachmittag in der Stadt zu verbringen, ließ mich die prickelnde Vorfreude auf diese Abwechslung aus meiner Trance erwachen. 

Ungefähr zehn Minuten später erreichten wir das Stadtzentrum. Leonore seufzte erleichtert und erklärte, dass sie keine Sekunde länger in dieser unbequemen Kutsche ausgehalten hätte. Sie war übrigens nach ihrer Verzweiflung letzten Sonntag zu dem Schluss gekommen, dass es doch eigentlich gar nicht nötig sei auszusortieren, da in ihrem Schrank offensichtlich noch genug Platz war. Ich hatte ihr zugestimmt, obwohl der Platz über den sie sprach offensichtlich einer Wunschvorstellung entsprach.  Kaum war ich aus der Kutsche gestiegen, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Häuser und Läden waren von Schnee bedeckt. Sie standen dicht beieinander und es wirkte so, als wäre die ganze Stadt der Zeit entrückt. Der Schnee dämpfte alle Geräusche und es breitete sich eine wohlige Stille aus, die die Situation wie ein Traum erscheinen ließ. In den Häusern brannte Licht und immer wieder waren Silhouetten auf den Vorhängen zu erkennen. Laternen durchbrachen die allgemeine winterliche Dunkelheit und gaben warmes Licht ab. Leise fielen immer mehr Schneeflocken auf die Wege und am nächsten Morgen würden diese unbegehbar sein. 

Mit kindlicher Freude lief ich ohne Rücksicht auf meine Freunde zu nehmen durch die Straßen und blieb immer wieder fasziniert vor den gemütlichen Läden stellen, welche zahlreiche Schmuckstücke, Stoffe, Gewürze und Leckereien in ihren Schaufenstern zur Schau stellten. Ein Laden hatte es mir besonders angetan. Es war ein alter Antiquitäten Laden, der wie es aussah nur von wenigen Leuten besucht wurde. Im Schaufenster entdeckte ich seltsame Ohrringe, Artefakte und magische Gegenstände wie das Horn eines Einhorns oder ein Speer des Elfenvolkes. Natürlich handelte es sich dabei um Fälschungen, denn von diesen Naturmagischen und größtenteils wehrlosen Geschöpfen hieß es nicht ohne Grund, dass sie Meister der Tarnung waren und bisher hatte noch keiner beweisen können sie tatsächlich zu Gesicht bekommen zu haben. Das störte mich jedoch reichlich wenig, weshalb ich kurz entschlossen den Laden betrat. Der helle Klang eines Glöckchens kündigte mich an, doch von einem Verkäufer war weit und breit nichts zu sehen. Ich schaute mich weiter im Laden um und entdeckte schließlich eine feingliedrige Kette, die es mir ganz besonders antat. Wie eine goldene Plakette verriet sollte sie vom Erlkönig, dem König der Elfen, persönlich stammen. Auch wenn das unmöglich stimmen konnte, war die goldene Kette mit einem kleinen in einen Käfig aus goldenem Draht eingefassten Kristall, doch von außergewöhnlicher Schönheit.  Vorsichtig berührte ich das Schmuckstück. Ich hob es auf und drehte es vor meinen Augen. Als das spärliche Licht des Ladens auf den Kristall traf, brach es und zauberte ein wunderschönes Lichtspiel an die Wand. Ich drehte den Kristall, wodurch die Lichter an der Wand tanzten. Ich betrachtete das Schauspiel eine Weile und es entlockte mir ein kleines Schmunzeln.

 "Was tust du da, Mädchen", fragte mich eine heißere Stimme , die zu einem älteren Herrn gehören musste. Schuldbewusst legte ich die Kette wieder zurück an ihren ursprünglichen Platz. Ich drehte mich um und entschuldigte mich bei dem kleinen weißhaarigen Mann der hinter den Tresen stand. Er erwiderte nichts, sondern starrte mich nur nachdenklich an und legte den Kopf schief. In Gedanken versunken strich er sich über den Bart. "Wie ist dein Name?" "Ich heiße Lyria, tut mir Leid noch mal wegen der Kette. Ich hätte sie nicht einfach so nehmen sollen", antwortete ich ihm verwundert über seine Frage. Nach einer weiteren Zeit des Schweigens, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, drehte ich mich schließlich um und steuerte auf die Tür zu um den Laden und den merkwürdigen Mann zu verlassen. "Möchtest du sie haben? Ich schenke sie dir", erklärte der Mann schließlich kurz bevor ich den Türgriff herumdrehte. Überrascht wendete ich mich erneut zu ihm. Skeptisch betrachtete ich sein faltiges, jedoch nettes Gesicht. "Sind sie sich sicher? Die Kette sieht wertvoll aus", fragte ich nochmal nach. Er reagierte nicht, doch sein Blick sagte mir, dass er es sehr wohl ernst meinte. Ich dankte ihm also und nahm das Geschenk in die Hand. Vorsichtig ließ ich es durch meine Hand in die Tasche gleiten, die über meiner Schulter hing. Er nickte zufrieden und ließ mich anschließend wieder alleine. Ich schüttelte den Kopf über die merkwürdige Situation und trat anschließend auf die verschneite Straße hinaus. 

Das merkwürdige Gefühl gerade auf einem unwirklichen Ort in die Realität zurückgekehrt zu sein, überkam mich. Doch ein Griff in meine Tasche, bei dem ich das kühle Metall der  Kette spürte, überzeugte mich davon, dass die letzte Viertelstunde nicht meiner Fantasie entsprungen war. Es war schon beinahe dunkel, weshalb ich schnell zu einer der belebteren Gassen zurückkehrte und mich nach einem Stoffladen umsah. Schon bald fand ich ein geeignetes Geschäft.  Mein Herz machte einen kleinen Sprung bei all den farbenfrohen, andersartigen Stoffen, die von weit her stammen mussten. Die besonderen Stoffe hatten leider auch ihren Preis, weshalb ich tief in die Tasche greifen musste. Folglich war ich froh, dass die vermeidliche Elfenkette ein Geschenk war, denn ich hätte eine Ewigkeit gebraucht mich von einem Stoff zu trennen. Nachdem ich diesmal mit einer großen Tüte auf den Weg hinaustrat, waren die Straßen fast wieder leer. Ich begriff, dass die Kutschen jeden Moment abfahren würden und legte einen Spurt ein. Gerade noch rechtzeitig kam ich bei den wartenden Jungmagiern an. In einer Gruppe stehend erkannte ich Leonore und die anderen. "Wo warst du denn den ganzen Nachmittag? Du warst nirgendwo aufzufinden", sagte eines der Mädchen vorwurfsvoll. Ich antwortete ausweichend, dass ich die anderen verloren hatte und dann einfach alleine weitergelaufen war. "Wie auch immer", lenkte Leonore die Aufmerksamkeit wieder auf sich, "du glaubst nicht was für tolle Sachen ich gefunden habe. Man hätte von all den alten Leuten, die hier wohnen gar nicht erwartet, dass sie tatsächlich Geschmack haben." Ein nahezu endloser Dialog über jedes Kleidungsstück, das sich  Leonore gekauft hatte, folgte. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, denn vor meinem inneren Auge betrachtete ich nochmal jeden Winkel des seltamen Antiquitätenladens.

 Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, denn vor meinem inneren Auge betrachtete ich nochmal jeden Winkel des seltamen Antiquitätenladens

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