Kapitel 61

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Blau, rot, lila, grün- mein Körper musste inzwischen stellenweise jede erdenkliche Farbe angenommen haben

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Blau, rot, lila, grün- mein Körper musste inzwischen stellenweise jede erdenkliche Farbe angenommen haben. Mit einem weiteren Ruckeln stieß mein Ellenbogen gegen den nächstbesten harten Gegenstand. Tropfen tippelten in verschwörerischem Rhythmus auf das Dach des Gefangenentransportes. Wie passend, eine Träne des Himmels würden manche vielleicht sagen, als stiller Beifall meines letzten Auftritts. Ich fand es wirkte eher wie ein Trommelwirbel, ein begeistertes Glucksen wenn man so will, als wolle mir jemand sagen: "Schaut, endlich ist der Bauer vom Feld".

"Hast du ihr eigentlich Handschellen angelegt?", fragte die eine Nervensäge zur anderen. "Weiß nicht mehr, hast du?" Ich verdrehte die Augen und klimperte demonstrativ mit dem Ketten, die mich nahezu bewegungsunfähig machten. "Soll ich mal nachschauen?" "Trottel", murmelte ich, kein Wunder, dass die Regierung den Bach hinunter ging bei Politikern mit fraglichen Ansichten und einer Armee mit fraglicher Intelligenz.

Ein seltsam süßlicher Geschmack lag auf meiner nach Wasser ringenden Zunge, als wir holpernd durch ein Eisentor fuhren, welches ich durch das schmale Fenster zu meiner Rechten erkennen konnte. Licht flutete meine bescheidene Hütte, als die Türen des Gefangenentransportes aufgerissen wurden. Ich stöhnte und kniff meine Augen zusammen. "Hey geht das auch ein bisschen sanfter!", keifte ich den Soldaten an, der mich soeben am Oberarm packte und praktisch aus dem Wagen schmiss, sodass ich unsanft auf meinen Knien aufkam. Dies musste eine unglaublich demütigende Szene darbieten, denn schon bald erspähte ich mehrere Fußpaare, die nervös im Dreck scherend eine neugierige Menge um mich herum bildeten. Meine Haare stellten sich auf, als die kalte Luft über meine Haut strich. Wie sehr ich doch wünschte ich könnte mich so aufstellen. Meine Knie waren jeder weiteren Belastungsprobe nicht mehr gewachsen. Nach Sekunden, die sich anfühlten wie Ewigkeiten begann sich endlich jemand an meinen Handschellen zu schaffen zu machen. "Na endlich", zischte ich, meine wunden Handgelenke reibend. Grob packte mich jemand am Kinn und zwang meinen Blick seinem zu begegnen.
"Nicht so frech Prinzessin, hier gelten andere Regeln."
Trotzig, schaute ich dem breitgewachsener Mann entgegen, der wohl genauso viel Haar wie Ego besaß und kurzerhand biss ich ihm in den anstandslosen Griff. Solle er doch einen Finger verlieren und am liebsten seinen Hochmut dazu, elender Bastard!

Eine geregelter Ablauf gestaltete nun meinen Alltag. Aufstehen, Tiere füttern, Kochen, Holz hacken, schlafen gehen. Die Blicke der anderen Frauen waren leer, die Männer bekam ich nicht zu Gesicht. Zu lange haben sie getan was getan werden soll. Der Nebel verwandelte die sich selbst versorgende Kleinstadt in eine Geisterstadt voller Menschen. Auch die Kälte zog ein, doch war ich froh sie fühlen zu dürfen, denn die Verdammnis war nicht Schmerz, Verdammnis war das Gegenteil.

Papier gab es hier nicht. Ich wollte so gern meiner Familie schreiben, Roxana, meinen Freunden. Was wohl aus Madame Spiegelglas geworden war? Meine Kleidung hatte ich nicht mehr, alles was ich besaß wurde mir abgenommen. Schmerzlich dachte ich an die schönen Stoffe, die zuhause in meiner Tasche lagen, die Muster, die Farben. Die einzige Farbe, die nach meiner Ankunft noch zu bewundern war, schmückte meinen Körper als Flecken von geheimnisvollem Violett oder auch ein gewisser zartrosaroter Abdruck, der meine Wange zierte. Meine gegebene Kleidung wiederum spiegelte den Himmel wieder, der so glasklar und fleckenlos weiß war, dass man beinahe den Verstand verlor, starrte man zu lange hinauf.

Während meine Tage in ausdruckslosem Weiß versanken, trieften meine Träume von tiefstem Schwarz. So träumte ich mich hinfort in die engen, dunklen Gassen meiner Heimat und in die kalten ersten Nächte des Waldhüterhauses, denn dies erschien mir hundertundein Mal behaglicher als hier. Niemals dachte ich ich würde herbeiwünschen, was ich
einst verdammte. Seht die Ironie des Lebens, die hart bestraft und eindringlich lehrt.

~604 Wörter

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~604 Wörter

Verzeiht meine inkonsistente Schreibgewohnheit. In letzter Zeit fällt es mir schwer mich zu motovieren.
Ich werde dieses Buch jedoch auf jeden Fall beenden.
~Thalia

SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt