Kapitel 21

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Das war eine Katastrophe! Wer würde meinem Vater schon glauben

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Das war eine Katastrophe! Wer würde meinem Vater schon glauben. Er war schon ein paar mal in Ungnade der Menschen gefallen, wegen kritischen Äußerungen gegenüber Anhängern der religiösen Politik. Bisher hatte sich mein Vater immer gut herausreden können, doch es war gut möglich, dass mein Vater ein gefundener Sündenbock für Becketts Tod war. Auch in meiner Familie gab es Komplikationen bezüglich der unkonventionellen Einstellung meines Vaters. Vor allem meine Mutter war diesbezüglich ganz anderer Meinung. Sie fand die Methoden und Motive der Regierung fragwürdig, doch Religion war ihr sehr wichtig. Mein Vater hatte mir mal erzählt, dass sie nicht immer so war, doch seit Iregon gefallen war, hatte sie in ihrer Religion Schutz gesucht.

"Sie war schon immer sehr einfühlsam. Die ganzen Kriegstoten, die Opfer, das hat sie alles nicht so gut weggesteckt wie sie es uns glauben lässt", hatte mein Vater mir früher erklärt, als ich weinend auf der Treppe saß, nachdem ich einem Streit meiner Eltern gelauscht hatte. Beruhigt war ich damals zurück in mein Bett geklettert, in dem Glauben, dass alles wieder gut war und welches Glück ich doch hatte nicht in den Kriegszeiten leben zu müssen. Hätte ich damals nur gewusst was noch alles auf mich zu kommen würde, wäre ich wahrscheinlich die ganze Nacht weinend auf der Treppe gesessen.

Während ich an zahlreichen starrenden Jungmagiern vorbeilief, brodelte die Wut in mir. Sie staute sich auf wie ein Gewitter und verdunkelte meine Gedanken. Es war viel einfacher wütend zu sein, als irgendwo zwischen Unwissenheit und Bedauern zu schweben.  Ich durchquerte einen weiten Vorhof, wobei ich an dem schüchternen Zeitungsjungen vorbeikam, der sich kaum traute seine Ware anzupreisen, sondern nur immer wieder auf die herumschlendernden Menschen zuging um sie nach ihrem Interesse zu fragen. Aufgebracht stampfte ich auf ihn zu. Eingeschüchtert sah mich der maximal acht Jahre alte Junge an. Harsch warf ich ihm ein paar Münzen zu, die ich aus meiner Tasche gefischt hatte und nahm alle restlichen Zeitungen, die der Junge neben sich positioniert hatte. Erstaunt fing er die Münzen auf und sah mich ungläubig an. Vermutlich hatte ich ihm gerade unverschämt viel Geld gegeben. Dankbar und übers das ganze pausbäckige Gesicht strahlend nickte mir der Bursche zu und lief freudig in Richtung Ausgangstor um nach Hause zu gehen. Seine Arbeit war für heute getan. Immerhin konnte man nicht alle Tage mit einer gereizten Kundin rechen, die alle Zeitungsausgaben auf einmal aufkaufte. Mürrisch klemmte ich mir den Zeitungspack unter den Arm und rauschte davon. Die verständnislosen Blicke der anderen ignorierte ich einfach. Schließlich konnte ich hier scheinbar überhaut gar nichts machen ohne zum öffentlichen Gespött zu werden!

"Hey! Bist du noch ganz bei Trost hier einfach so hereinzuplatzen?" Ich überging Leonores empören über mein unangekündigtes Hereinplatzen in wohlgemerkt unser Zimmer. Mit grimmigem Blick schickte ich die Mädchenhorde, die sich hier versammelt hatte nach draußen. Wobei die meisten nach meinem Auftreten sowieso nicht vorhatten noch viel länger zu bleiben.
"Bist du jetzt vollends durchgedreht? Erst mich und das halbe Zentrum beklauen und dann auch noch meine Freundinnen vor die Tür schicken", beschwerte sich meine Mitbewohnerin erneut. Mein Puls raste.
"Ich hab deine bescheuerte Haarspange nicht", zischte ich giftig. Ungläubig verzog Leonore das Gesicht. "Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm", murmelte sie kaum hörbar. Innerlich bebte ich. Innerhalb von Sekunden war jede Würde und Selbstbeherrschung vergessen. "Du verweichlichte, verwöhnte Schnepfe hast doch keine Ahnung von was du redest", keifte ich sie mit erhobener Stimme an. Missgünstig verzog sie die kirschrot angemalten Lippen zu einer unzufriedenen Grimasse.
"Von einer Kriminellen muss ich mir gar nichts anhören."
Wütend klatschte ich den Zeitungsstapel auf den Tisch. "Was fällt dir ein", schrie ich sie an. Die Nase rümpfend lief sie aus dem Zimmer und schlug die Tür mit einer gewaltigen Knall zu. Ich setzte mich auf einmal ziemlich erschöpft auf mein Bett und nahm mein Kissen in die Hand. Ich presste mir den seidigen Stoff vors Gesicht und schrie so laut ich konnte. Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand.

Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster und beobachte den Vollmond, der das Zimmer in schwaches weißes Licht tauchte. Leonore war nicht zurückgekommen. Meine Wut war inzwischen verflogen, aber es war mir trotzdem lieber sie erst einmal nicht sehen zu müssen. Ein zögerndes Klopfen erklang. Langsam öffnete sich die Tür einen Spalt. Zum Vorschein kam das Gesicht meiner Mutter. Sie sah erschöpft und traurig aus. Wortlos erhob ich mich und nahm sie in den Arm. Mit Tränen in den Augen legte ich meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Es tat so gut meine Mutter in den Arm nehmen zu können. Ich hatte gar nicht gemerkt wie sehr ich sie tatsächlich vermisst hatte. Vorsichtig löste ich mich wieder und betrachtete das betrübte Gesicht, welches vor gut zwei Monaten noch so glücklich gestrahlt hatte wie kein zweites. Die Lachfalten an ihren Augen und um ihre Mundwinkel herum ließen meine Mutter auf seltsamste Weise trotz den traurigen Augen trotzdem irgendwie zufrieden wirken. Aufmunternd lächelte ich sie an.
"Wie geht es Noah?", erkundigte ich mich nach meinem kleinen Bruder. "Ich glaube er hat gar nicht so wirklich begriffen, was passiert ist. Roxana hat sich bereit erklärt auf ihn aufzupassen, solange bis ich wiederkomme", erklärte meine Mutter mit einem schwachen Lächeln. Sie wirkte furchtbar müde. Als hätte sie meine Gedanken gelesen beschwichtigte sie mich:" Mir geht's gut. Ich habe nur ein paar stressige Stunden und eine schlaflose Nacht hinter mir."  

"Warum denken sie eigentlich, dass er etwas damit zu tun hat?", lenkte ich das Gespräch nun auf meinen Vater. Meine Mutter seufzte.
"Dein Vater hat schon seit langem Verbindungen zu den Rebellen. Ich kann nicht sagen, dass ich das gut finde, aber er wusste worauf er sich einlässt." "Er ist Teil der Rebellion?"
"Aber nicht doch!", stieß meine Mutter erschrocken aus. "Einige seiner Freunde gehören der Rebellion an. Er hat ihnen öfters finanziell ausgeholfen. Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht wie tief er da drin steckt, aber sie müssen irgendeine Verbindung zwischen ihm und dem Attentat auf Beckett gefunden haben."

Unruhig setzte ich mich auf meine Bettkante. Neben mir nahm meine Mutter Platz. "Ist es denn überhaupt sicher, dass die Rebellen hinter dem Attentat stecken?" Der Blick meiner Mutter verfinsterte sich.
"Die Regierung besteht nicht aus dummen Leuten. Die wissen wovon sie reden. Die Rebellen dagegen, das sind gefährliche Leute", sie machte eine bedeutsame Pause, "Versprich mir, dass du mehr Verstand zeigst als dein Vater und der Rebellion fern bleibst."
Sie ergriff meine Hand, die in meinem Schoß lag. Ich nickte selbstverständlich. Auch wenn mein Vater das immer wieder abgestritten hatte, gab es schon einige radikale Aktionen der Rebellen und die Regierung bezeichneten sie immer wieder als die gefährlichsten und gewissenlosesten Reichsfeinde.

"Genug davon. Es gibt noch anderes über das wir uns Sorgen machen müssen", erklärte meine Mutter nun
angespannt.

 Es gibt noch anderes über das wir uns Sorgen machen müssen", erklärte meine Mutter nun angespannt

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SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt