Kapitel 16

136 12 0
                                    

Erneut schaute ich aus dem Fenster um die zauberhafte Winterstadt in der Ferne zu bewundern

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Erneut schaute ich aus dem Fenster um die zauberhafte Winterstadt in der Ferne zu bewundern. In wenigen Minuten würden wir eintreffen und den letzten Tag in der Stadt für dieses Halbjahr verbringen. Das Zentrum war sehr sparsam, was Ausflüge aus dem Zentrum anging. Da es jedoch nur ein Jahr war, welches ich hier verbringen würde, konnte ich darüber hinwegsehen. Wenigen Minuten später, stieg ich aus der Kutsche und beförderte damit, wie solle es auch anders sein, eine Ladung Schnee in meinen Schuh. Ich ignorierte dieses Ärgernis und steuerte schon zielstrebig auf das Stadttor zu, als mich jemand am Arm packte. "Du wirst doch nicht schon wieder ohne uns loslaufen", fragte mich ein ein kleines Mädchen mit einer süßen Stupsnase und leicht asymmetrischen Augen. Das Mädchen namens Lina legte fragend den Kopf schief, wie sie es immer tat, wenn sie sich über etwas oder jemanden wunderte. Ich schüttelte den Kopf und lief mit dem zusammen mit Lina, welche gut einen halben Kopf kleiner war als ich, zurück zur Gruppe. Zugegeben war ich ein wenig enttäuscht, da ich eigentlich gehofft hatte, noch einmal allein in den Antiquitätenladen zu gehen. So wie es aussah würde ich mir nachher eine Ausrede einfallen lassen und anschließend kurz dorthin verschwinden. Wenn die anderen wüssten, dass ein verstaubter Laden voller Kuriositäten mein Ziel war, würden sie mich bestimmt für genauso seltsam halten wie der ausgestopfte Phönix, der neben der Tür des Ladens stand. Zusammen mit den anderen schlenderte ich nun also die von Jungmagiern überfüllte Einkaufsmeile entlang.

Nachdem wir bereits aus dem dritten Klamottengeschäft herausliefen und Leonore schon zwei Tüten mir sich herumtrug, merkte ich langsam wie sich Hunger in mir breit machte. Ich hielt Ausschau nach einem Stand oder einer Bäckerei. Wenig später entdeckte ich tatsächlich etwas, das mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Ich entschuldigte mich von meinen Freunden und lief zielstrebig zu dem kleinen, schneebedeckten Stand auf der anderen Straßenseite. Die freundliche Frau hinter den Tresen reichte mir wenig später eine Tüte voll von den warmen köstlichen Teigkugeln, die hier in der Republik eine Spezialität waren. Mit dem sündhaften, süßen Gebäck in der Hand kehrte ich zu den anderen zurück. Ich fragte in die Runde ob sie auch etwas abhaben wollten. Einige griffen dankend nach einer der Kugeln. Als Leonore die Süßigkeit mit einem kritischen Blick betrachtete, hielt ich ihr die Kugeln fragend unter die Nase. Sie schüttelte den Kopf und spottete lachend:" Wir wollen doch nicht, dass ich demnächst durch die Gegend rolle anstatt zu laufen. " Ich wusste nicht genau ob sie mir damit etwas sagen wollte, aber ich ignorierte ihre Stichelei so oder so und zuckte mit den Schultern. Wenn sie nichts abhaben wollte, war das ihre Schuld. Ein Quietschen zu meiner rechten zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Das quietschende Mädchen wippte nun auf niedliche Art auf und ab und hatte ihren Blick auf Zorro gerichtet, der ein wenig entfernt mit seinen Freunden stand. Ich zog verwundert eine Augenbraue nach oben. Die niedliche, quietschende Lina war also ganz offensichtlich in den düsteren, undurchschaubaren Zorro verliebt. Das war eine durchaus-... interessante Mischung. "Bin gleich wieder da", erklärte Lina aufgeregt. "Lass dir Zeit...", antwortete Leonore mindestens genauso überrascht wie ich. Noch viel unerwarteter war jedoch, dass als Lina auf ihn zukam, Zorro doch tatsächlich ansatzweise lächelte. Wir alle schauten nun zu den beiden herüber. Sie schienen nicht nur verliebt, sondern auch so etwas wie ein Paar zu sein, inoffiziell jedenfalls. Ich nahm die Situation als gute Gelegenheit selbst kurz zu verschwinden. Ohne das mir große Aufmerksamkeit zuteil wurde, verschwand ich in einer Seitengasse.

Von meinem Gefühl geleitet und fest davon überzeugt, dass ich wüsste wo ich lang musste, ging ich schließlich hoffnungslos verloren. Gerade als ich wieder orientierungslos in eine andere Straße laufen wollte, entdeckte ich den kleinen Laden, nach dem ich Ausschau gehalten hatte. Eilig schob ich die Tür auf und trat zugeschneit wie ich war in den Laden. Die Schneeflocken, die sich auf meine Haare gesetzt hatten, schmolzen sogleich bei der angenehmen Wärme, die mich umhüllte. Anders als beim letzten Mal, lief ich zielstrebig zu der Theke, auf der zahlreiche wundersame Schnitzereien zu sehen waren. Ich wartete geduldig bis der alte Mann wieder aus dem Hinterzimmer kam. Wider meines Erwartens trat an Stelle des Mannes eine hübsche junge Frau aus dem Hinterzimmer.

"Oh hallo, ich habe dich gar nicht bemerkt. Kann ich dir irgendwie helfen", fragte die Frau. Ihre strahlend blauen Augen musterten mich überrascht. "Ich war gestern schonmal hier. Ich habe eine Kette geschenkt bekommen, von einem älteren Mann. Ist er zufällig hier", fragte ich hoffnungsvoll. Bedauernd schüttelte mein Gegenüber den Kopf. "Du musst meinen Großvater meinen. Nein, er ist gestern Abend aufgebrochen um einen alten Freund in Nubion zu besuchen", sie lächelte spitzbübisch, "Weißt du das entspricht genau seiner Natur. Erst kauft er sich diesen Laden Mitten in Pretanien und dann verzieht er sich unter einem Vorwand und überlässt mir den Laden. Ich wäre jetzt auch viel lieber im sonnigen, grünen Nubion anstatt hier in einem verschneiten, menschenleeren Dorf. Ich habe ehrlich gesagt nicht erwartet, dass überhaupt jemand heute den Laden betritt."

Ich schmunzelte:" In dieser Stadt leben wahrlich nicht viele Menschen. Ich bin auch nur hier, weil ich mein Zentrumsjahr hier in der Nähe mache." Sie warf mir einen mitleidigen Blick zu. "Was sie einem da beibringen bereitet einen überhaupt nicht auf das wirkliche Leben vor. Ich wünschte dieser Zauberei Unsinn würde nicht so ernst genommen werden", erklärte sie traurig. Ich konnte nicht deuten ob sie selbst schlechte Erinnerungen an das Zentrum hatte oder das System schlichtweg nicht mochte. "Ich bin übrigens Maryene, aber nenn mich ruhig Mary", stellte sie sich fröhlich vor und streckte mir ihre Hand entgegen, welche von unzähligen goldenen Ringen geschmückt wurde. Fröhlich ergriff ich die Hand und nannte ihr ebenso meinen Namen. "Freut mich dich kennenzulernen Mary", fügte ich hinzu. Ein plötzliches Geräusch ertönte irgendwo in der Ecke des Raums. Wir zuckten beide zusammen und starrten erschrocken zu der Kuckucksuhr, die unschuldig vor sich hin trällerte und die vollendete Stunde ankündigte. Mein Blick streifte von dem gelb, rosaroten Vogelhäuschen, in das der Kuckuck sich nach seinem Lied zurückzog, zu der Uhr, die daran befestigt war. Ich verabschiedete mich von Mary, als ich feststellte, dass es höchste Zeit war zu gehen. Heiter winkte mir Mary durch das Schaufenster zum Abschied. Ich machte mich guter Dinge auf den Weg zurück zu den anderen. Auch wenn mich der Besuch im Antiquitätenladen überhaupt nicht weitergebracht hatte, war ich trotzdem froh, dass ich dort hin gegangen war. Im Grunde wusste ich nicht einmal was ich gefragt hätte, wäre Marys Großvater da gewesen.

 Im Grunde wusste ich nicht einmal was ich gefragt hätte, wäre Marys Großvater da gewesen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

~1095 Wörter

SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt