Kapitel 1 *

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Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer hin und her

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Aufgeregt lief ich in meinem Zimmer hin und her. Immer wieder entdeckte ich Kleinigkeiten, die ich unbedingt noch mitnehmen musste. Dabei war mein Koffer schon am Rande seiner Belastbarkeitsgrenze. Schließlich ließ ich mich
haareraufend auf mein Bett sinken.

Ein Jahr nur würde ich weg sein. Dann würde ich ganz bestimmt zurückkommen. Ich würde eine Magierin sein und anschließend als Schneiderin in der kleinen Schneiderei eine Straße weiter von hier arbeiten. Irgendwann hätte ich dann meine eigene Schneiderei. Frauen aus aller Welt würde meine Kreationen tragen und sich dabei fühlen wie Angehörige der Königsfamilie. Ja sogar der Königshof selbst würde mich kennen und meine Werke zu schätzen wissen. Ein sehnsüchtiges Seufzen entfuhr mir bei meiner Tagträumerei. Wie gerne würde ich das Jahr im Zentrum einfach überspringen und stattdessen sofort damit beginnen meinen Plänen nachzugehen. Ich träumte schon seit ich klein war davon meine eigenen Kleider zu schneidern. Damals hatte die nette, alte Schneiderin immer Stoffreste vorbeigebracht, da sie wusste wie sehr ich es liebte daraus Puppenkleider zu machen. Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Wie sehr ich meine Kindheit vermisste.
Ein leises Klopfen ließ mich aufschauen. Meine Mutter trat in das kleine, aber sehr gemütliche Zimmer.
Sie schenkte mir ein wehmütiges Lächeln. Sie hatte Angst um mich, Angst, dass kein Funke Magie durch meine Adern floss.
Die Sorge war zugegeben begründet. Bisher hatte ich keinerlei Anzeichen gezeigt. Nicht einmal Volksmagie beherrschte ich. Doch ich war auch ohne diese Alltagszauberei, die sich bei den meisten Kindern ab dem zehnten Lebensjahr bemerkbar machte, gut zurechtgekommen.
Außerdem konnte meine Mutter genauso wie ich ,bis sie ins Zentrum kam, keinerlei Volksmagie hervorbringen. Trotzdem war sie eine begabte Magierin geworden.

Mit einem kleinen Ächzen ließ sie sich neben mir nieder. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als sie mir einen warnenden Blick zuwarf. Meine Mutter hatte schon seit ich denken konnte Probleme mit dem Rücken. In den letzten Jahren war es immer schlimmer geworden. Sie weigerte sich trotz dessen strickt dagegen, Hilfe zu holen oder überhaupt darüber zu reden.

Ich erkannte ein kleines goldenes Schmuckstück in ihrer Hand. Vorsichtig nahm ich die Taschenuhr entgegen. Wie konnte ich sie nur vergessen. Die Uhr hatte etwas seltsam magisches und zeitentfliehendes an sich. Man wagte kaum sie zu berühren aus Angst sie könnte kaputt gehen. Meine Eltern hatten mir früher oft eingeprägt sie niemals zu verlieren. Meine Mutter hatte erzählt, die Taschenuhr wäre mit in die Tücher gewickelt gewesen, als sie mich vor 17 Jahren auf der Türschwelle fand.
Andächtig betrachtete ich die Uhr, das einzige was mir meine leibliche Mutter hinterlassen hatte. Ich hatte noch nie ein großes Problem damit gehabt ein Findelkind zu sein. Meine Familie war bei mir. Meine Eltern waren es, die mich aufgenommen, großgezogen und immer geliebt hatten.

"Möchtest du dich nicht noch von Roxana verabschieden? Morgen wirst du keine Zeit mehr haben. Die Kutsche kommt schon in den frühen Morgenstunden um dich abzuholen", unterbrach meine Mutter Lucinda die Stille.
Schuldbewusst schreckte ich auf. Roxana hatte ich in dem Trubel ganz vergessen! Schnell wickelte ich die Uhr in ein Tuch, legte sie auf den Nachttisch und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, bevor ich zügig den Raum verließ.
Gerade war ich dabei meinen Mantel anzuziehen, als plötzlich mein Vater an der Garderobe auftauchte.
"Wo geht es denn so eilig hin", fragte dieser mit belustigtem Unterton.
"Roxana", murmelte ich schnell, gab auch ihm einen Kuss und verschwand aus der Haustür.
Atemlos stoppte ich wenig später vor einem großen mehrstöckigen Haus.
Zielstrebig drückte ich die vierte Klingel von oben. Nach all den Jahren musste ich schon lange nicht mehr auf das Namensschild schauen.
Eine freundliche Frauenstimme meldete sich.
"Hier ist Lyria", antwortete ich ebenso freundlich.
"Sie ist beim Brunnen", antwortete Roxanas Mutter nun. Dabei konnte ich die umsorgend lächelnden Augen deutlich vor mir sehen. Ich bedankte mich und machte mich auf den Weg zum Stadtbrunnen.
Ich lebte in einer Grenzstadt in Zariobien, an der Grenze zur Republik, wohin ich mich morgen früh begeben würde. Für die Zeit, die ich im angrenzenden Land verbringen werde, würde ich meine Heimatstadt sicher vermissen. Sie war alt und bestand wohl zum Großteil aus den gleichen Gebäuden, die hier schon seit fast einem Jahrhundert standen, doch wusste ich den Charme, der ihr innehielt zu schätzen. 

Die wilden roten Locken meiner besten Freundin würde ich unter tausenden wiedererkennen. Sie saß am Brunnenrand und starrte verträumt auf das klare Wasser. Vermutlich war sie in Gedanken bei der großen Liebe ihres Lebens, welche zufällig den Prinzen des Reiches darstellte oder doch ihren schlimmsten Feind, dem sie aber trotz aller Mühen nicht widerstehen konnte. Leise schlich ich mich von hinten an und packte sie dann ruckartig an den Schultern. Sie erschreckte sich so sehr, dass sie beinahe in den Brunnen gefallen wäre. Glücklicherweise konnte ich sie gerade noch am Ärmel festhalten und zurückziehen.
Einen Moment starrte sie mich wütend an, dann konnte sie sich ein Lachen nicht mehr verkneifen und fiel mir glücklich um den Hals.
"Ich dachte schon du würdest vergessen dich von mir zu verabschieden", nuschelte sie in meine Haare. Innerlich gab ich mir eine Ohrfeige, da ich sie tatsächlich beinahe vergessen hätte.
"Ich werde mich doch wohl von meiner besten Freundin verabschieden, bevor ich ein Jahr lang verschwinde", erklärte ich überzeugend, als wir uns wieder lösten.

Roxana wurde erst im Dezember siebzehn und würde deswegen erst nächstes Jahr ihr verpflichtendes Zentrumsjahr antreten.
Wäre ich nur etwa zwei Woche später geboren, würde ich jetzt noch ein glückliches Jahr zu Hause verbringen und dann zusammen mit Roxana in die Republik fahren. Natürlich war das Schicksal in dieser Angelegenheit jedoch nicht auf meiner Seite.
Roxanas betrübter Gesichtsausdruck, der gerade noch ihr Gesicht geziert hatte, wich nun dem üblichen träumerischen.
"Vielleicht triffst du einen gutaussehenden jungen Mann. Ich hab gehört sie kommen aus aller Welt. Oh stell dir doch mal einen aus Äthania vor mit dunklen mysteriösen Augen...", philosophierte sie vor sich hin. Ihre grasgrünen Augen, die eine Art Erbgut in ihrer Familie zu sein schienen, leuchteten dabei auf, wie immer wenn sie in ihrem Element war.
Ich schüttelte nur belustigt den Kopf und zog sie dann am Ärmel mit.
"Na komm, wir sollten noch ein
letztes mal auf dem Markt stöbern, findest du nicht?", fragte ich.

"Na komm, wir sollten noch ein letztes mal auf dem Markt stöbern, findest du nicht?", fragte ich

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~1069 Wörter

SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt