Kapitel 15

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Im Plündersaal war es an diesem Sonntag noch lauter als sonst

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Im Plündersaal war es an diesem Sonntag noch lauter als sonst. Jeder tauschte sich über den vergangenen Tag aus und machte Pläne über den folgenden Mittag, den wir ebenfalls in der kleinen Stadt verbringen würden. Auch an unserem Tisch wurde laut geredet und gelacht. Ich beteiligte mich ein wenig am Gespräch auch wenn ich noch abwesender war als sonst.  Ich wollte unbedingt nochmal zu dem alten Mann, auch wenn ich noch nicht wusste, was genau ich dort wollte. Vermutlich war der Laden zu seltsam, die Kette zu wertvoll und der Mann zu nachdenklich als das ich ein gutes Gefühl dabei haben könnte. Vielleicht war ich aber auch einfach nur paranoid.  Mein Blick schweifte zu dem Tisch an dem Fyona und ihr Gefolge zu sitzen pflegten. Ich war Fyona bisher erfolgreich aus dem Weg gegangen. Sie belegte zwar ein paar gleiche Kurse wie ich, doch bisher schien sie mich nicht wirklich wahr genommen zu haben. Das war mir auch mehr als recht so, denn auch wenn ich Fyona alles andere als mochte, war ich nicht die Art von Person, die einen Streit provozierte. Ich hatte wohl die ganze Zeit über zu Fyona herübergestarrt, denn nun zog sie eine Augenbraue nach oben und sah direkt in meine Richtung. Sie verzog ihre Lippen zu einem boshaften Schmunzeln und zwinkerte mir zu. Meine Miene versteinerte sich. So viel zum Thema, dass sie mich noch nicht bemerkt hatte. Diese Taktik konnte ich jetzt jedenfalls vergessen. Sie drehte sich zu ihren Mitläufern um, die an ihren Lippen zu hängen schienen, denn nach ihrem Gesichtsausdruck verriet Fyona ihnen gerade die faszinierendste und spannendste Geschichte, die sie jemals gehört hatten.  Man konnte es ihnen nicht verübeln, immerhin war Fyona mit der porzellanweißen Haut, den rosaroten Lippen und ihrem feinen, glänzenden Haar bildhübsch. Ich musste zugeben, dass ich, als ich sie vorgestellt bekommen habe, mehr als neidisch auf ihr Äußeres war. Und auch wenn mir die Leute früher gesagt haben, was für bezaubernd goldiges Haar und rosige Wangen ich doch hätte, kam es bei weitem nicht an Fyona heran. Doch als ich das scheinbar perfekte Mädchen näher kennengelernt hatte, verblasste aller Neid. Sie war gut darin Menschen dazu zu bringen sie zu mögen, doch man wollte besser keinen Streit mit ihr haben. Leider hatte ich das viel zu spät begriffen und so kam es wie es kommen musste.  Nun war jedenfalls auch nichts mehr daran zu ändern.

Zusammen mir den anderen verließ ich einige Zeit später den Plündersaal. Jeder lief in eine andere Richtung, da unsere Wohnhäuser relativ weit auseinander lagen. Ich war gerade zusammen mit Leonore auf dem Weg zu unserer Unterkunft um uns für den Ausflug in die Stadt fertig zu machen, als mir plötzlich unangenehm warm wurde. Ich runzelte die Stirn, denn wir hatten Minusgrade. Es wurde immer heißer und schließlich schrie Leonore neben mir eschrocken auf. In diesem Moment fing mein Mantel aus dem nichts Feuer. Ich war wie in einer Schockstarre. Das Feuer verbrannte zwar aus irgendeinem Grund nicht meine Haut und hinterließ keinen Schmerz, doch es ging zu schnell um dies zu begreifen. Panisch riss ich mir den Mantel vom Leib und schmiss ihn in den Schnee. Kaum war er dort aufgekommen, erloschen die Flammen und ein schadenfrohes Gekicher erklang. Leonore neben mir zog aufgeregt die Luft ein. Ich musste nicht einmal aufschauen um zu begreifen, wer für den Streich verantwortlich war.

Ich hob meinen rußverschmierten Mantel hoch und sagte sarkastisch:" Fyona, wie schön dich wiederzusehen. Ich habe deine zuvorkommende  Art wirklich vermisst." "Wer würde das nicht", antwortete sie schmunzelnd. Leonore stieß mir ihren Ellenbogen so fest in die Rippen, dass ich kurz auf keuchte. "Du kennst sie wirklich?" Sie flüsterte so laut, dass es Fyona unmöglich überhört haben könnte. "Und du bist", fragte diese mit geschmeicheltem Lächeln an Leonore gerichtet.
Leonore nannte ihr andächtig ihren Namen und konnte mir kein Augenverdrehen verkneifen bei der ehrfürchtigen Art wie Leonore mir unserer scheinbaren Halbgöttin sprach. Der Feuerhexe war dies nicht entgangen, denn sie ignorierte ihre Anbeterin und zog mich stattdessen auf:" Es gefällt dir wohl nicht, wenn dir nicht alle Aufmerksamkeit zu teil wird."
"Da kannst du mir am wenigsten Vorwürfe machen, das wissen wir beide. Aber weißt du was, wie wäre es mit einem Deal? Du bekommst alle Aufmerksamkeit die du dir wünscht und lässt mich in Ruhe", schlug ich vor. Fyona schüttelte tadelnd den Kopf:" Wo bliebe denn da der Spaß? Außerdem springt dabei gar nichts für mich heraus. Aufmerksamkeit bekomme ich auch ohne deine Hilfe", stellte sie spöttisch fest. Ich kniff wütend die Augen zusammen. Natürlich hatte sie recht, sie brauchte keine Hilfe, schon gar nicht von mir.
"Du könntest mich einfach für dieses Jahr in Ruhe lassen und dann müssen wir uns meinetwegen nie wieder sehe. Ich bin wirklich nicht auf Streit aus."
"Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich liebe Streit", mit diesen Worten drehte sie uns den Rücken zu. Mit eleganten, schnellen Schritten lief sie davon.

Schallendes Gelächter erklang. Fassungslos schaute ich zu Leonore. Sie hatte doch wirklich nichts besseres zu tun, als mich auszulachen. Ich verdrehte die Augen und ging ohne auf Leonore zu warten auf die Haustür unseres Wohnhauses zu. Leonore lief mir immer noch lachend hinterher und neckte mich immer wieder damit, wie vernichtend peinlich diese Begegnung für mich gewesen war. Einen Moment sah ich sie vorwurfsvoll an, im nächsten jedoch nahm ich mich schon selbst nicht mehr ernst und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

 Einen Moment sah ich sie vorwurfsvoll an, im nächsten jedoch nahm ich mich schon selbst nicht mehr ernst und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen

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SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt