Kapitel 25

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Die kleine Hütte, die man auch mit Fantasie als Haus bezeichnen könnte, lies wirklich jeden Luftzug durch

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Die kleine Hütte, die man auch mit Fantasie als Haus bezeichnen könnte, lies wirklich jeden Luftzug durch. Da Aria auch mit Vorliebe das Fenster aufmachte, flogen meine Zeichnungen und Entwürfe, die ich auf meinem Bett ausgebreitet hatte wild durch die Luft. Genervt bückte ich mich um alle wieder einzusammeln, wobei mir die Zeichnung des Kleides, das ich damals im Gemeinschaftsraum gezeichnet hatte, ins Auge fielen. Ich betrachtete das Bild eindringlich. Wie es so typisch war für Mode aus Zariobien und der Republik hatte ich das Kleid in einen dunklen Rotton getaucht. Im Grunde war es sehr einfach und schlicht. Einzig kleine Spitzendetails ließen das Kleid nicht zu langweilig wirken. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Eilig schaute ich mich nach meiner Tasche um, in der ich die vor kurzem gekauften Stoffe gelagert hatte. Einer der Stoffe fiel mir sofort auf. Er war wie ausgesucht für das Kleid. Schnell zog ich ihn unter den anderen Stoffschichten hervor und breitete ihn auf meinem Laken aus. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit den Stoff auszumessen, zu markieren und anschließend passende Teile auszuschneiden. Eine mühselige Arbeit und wenn ich ehrlich bin auch nicht mein Lieblings Part.

Gerade als ich alle Teile zurechtgelegt hatte, fiel mir auf, dass mir ein entscheidendes Material fehlte. Ich hatte keine Schneiderpuppe, an der ich die Stofffetzen anlegen könnte. Enttäuscht sammelte ich die Stoffteile ein und verstaute sie in meiner Tasche. Ich überlegte fieberhaft wer eine solche Schneiderpuppe übrig haben könnte, doch mir fiel beim besten Willen keine Person ein. Nach einigem Überlegen entschied ich diese Angelegenheit auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben und mich stattdessen wieder meinen Schulbüchern zu widmen, die ich in den letzten Tagen deutlich vernachlässigt hatte.

Nachdem ich mich einige Zeit durch Literatur der letzten Jahrzehnte, Pflanzenarten des Urwaldes in Nubion und Stoffarten, die aus Mondfaserwolle gewonnen werden, gekämpft hatte, machte sich mein Magen bemerkbar. 

Der Plündersaal war angesichts der Tatsache, dass es bereits Nachmittag war, entsprechend leer. Trotzdem lag an der langen Küchentheke immer etwas übriggebliebenes für hungrige Jungmagier bereit. Ich lud meinen Teller voll und steuerte auf einen leeren Tisch zu, als ich aus dem Augenwinkel Tamra entdeckte. Sie hatte neue Freunde gefunden seit unsere alte Freundesgruppe kein Interesse mehr an ihr hatte. Vermutlich war es sowieso besser so. Es war eine sehr kleine Gruppe, aber sie sah glücklicher aus, als noch vor ein paar Wochen. Etwas verloren stand ich zwischen den Tischreihen, unentschlossen ob ich mich zu ihnen setzten sollte oder doch lieber allein sitzen sollte. Glücklicherweise entdeckte mich Tamra gerade und bedeutete mir mit einer Handbewegung mich zu ihnen zu setzen. Erleichtert folgte ich ihrer Anweisung. 

Ich begrüßte die anderen am Tisch freundlich. "Wie ist dein neues Zuhause so", fragte Tamra interessiert. Ich seufzte frustriert. "Überhaupt nicht nach meiner Vorstellung um ehrlich zu sein", gab ich zu. Tamra zog mitleidig die Stirn in Falten, während ich fortfuhr: "Das Haus ist nicht gerade vom feinsten, aber ich denke es lässt sich aushalten. Was schlimmer ist, sind meine Mitbewohnerinnen." Das Mädchen, das mit am Tisch saß schmunzelte. "Ich habe gehört du wurdest im alten Waldhüter Haus untergebracht? Deine Mitbewohner müssen wirklich schlimm sein, wenn im Vergleich zu ihnen die Unterkunft in Ordnung ist." Ich nickte zustimmend. "Die eine ist gar nicht so schlimm, eigentlich sogar ganz nett. Da ist aber noch eine und die ist das eigentliche Problem. Aria heißt sie und sie ist eine Anima", den letzten Worten verlieh ich einen besonderen Unterton. Das Mädchen sah mich mitleidig und zugleich bestürzt an. "Und die Direktorin lässt dich einfach so in einem Raum mit ihr schlafen?" Bevor ich ihr antworten konnte, wurde ich von Tamra unterbrochen. "Hat sie dir denn gedroht?", fragte sie skeptisch. Ich schüttelte verwundert den Kopf. Worauf wollte Tamra hinaus? "Vielleicht solltest du ihr eine Chance geben", gab sie nun zu bedenken, "Ich meine ja nur. Vielleicht will sie gar nicht böses." Etwas beleidigt senkte ich meinen Kopf und betrachtete mein Essen. "Einfach das zu sagen, wenn du nicht diejenige bist, die mir ihr zusammenwohnt", murmelte ich, aber sie verstand mich trotzdem. "Ich wollte keinen Streit anfangen. Schließlich kenne ich Aria überhaupt gar nicht. Letztendlich musst du dir selbst ein Bild von ihr machen", sagte sie besänftigend und ich nickte zustimmend. Es gab wirklich keinen Grund darüber jetzt zu streiten.

Wenig später zog mich Tamra an der Hand hinter sich her. Ich hatte wirklich keine Ahnung was sie vorhatte, aber ihre Begeisterung hat vielversprechend geklungen. Anscheinend hatte sie einen brillanten Einfall. "Du magst doch sicher Bücher, oder?" Ich legte den Kopf schief. "Wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich-". Sie unterbrach mich eilig:" Spielt auch keine Rolle. Geld ist Geld." Stirnrunzelnd ließ ich mich weiter von ihr mitziehen bis wir  schließlich vor der Bibliothek standen. Zum zweiten Mal heute betrat ich den riesigen Raum voller Bücher. Zielstrebig steuerte Tamra auf die Bibliothekarin zu, der gerade schwer atmend einen Wagen voller Bücher vor sich herschob. "Entschuldigen sie. Ich habe gehört sie suchen eine Assistentin, die ihnen bei ihrer Arbeit hilft und ich habe rein zufällig die perfekte Person gefunden", präsentierte sie mich. Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu und tat mein bestes um überzeugend zu lächeln. 

Verärgert stützte die Bibliothekarin ihren massigen Körper auf dem Wagen ab. "Nein ich suche keine Assistentin und nun geht spielen oder so, ich habe hier jedenfalls zu tun, Mädchen", antwortete sie ungeduldig. Enttäuscht schielte ich zu Tamra, die jedoch strahlte als verlaufe alles nach Plan. "Warte dahinten ja", sagte sie, während sie mich an den Schultern packte und zur Seite schob.
Interessiert beobachtete ich nun von der anderen Seite des Raumes wie Tamra eindringlich auf die arme Bibliothekarin einredete, die bei jedem Wort in sich zusammenschrumpfte. Verstehen konnte ich nicht was sie sagte.
Schließlich nickte mir Tamra zu und winkte mich zu sich. Schnell lief ich auf sie zu, begierig zu erfahren, was sie der Bibliothekarin erzählt hatte.
"Du bist angestellt. Kannst morgen Nachmittag anfangen", presste die Frau zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und machte sich mit ihrem Bücherwagen davon. Vor Freude strahlend und immer noch perplex drückte ich Tamra an mich. "Wie hast du das gemacht?"
Sie zuckte mit den Schultern und erklärte beiläufig:" Manchmal brauchen Menschen nur einen Schubs in die richtige Richtung." Ich starrte sie fassungslos an. "Du kannst mich jetzt nicht einfach unwissend lassen!", protestierte ich. Ohne etwas darauf zu antworten, zog mich Tamra in Richtung Ausgang. "Na komm, wir werden den Tag wohl nicht in einer stickigen Bibliothek verbringen", entschied sie. 

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SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt