"Du kennst Yuna?" Skeptisch zog ich die Augenbraue hoch. Mit vollem Mund nickte das Mädchen. Sie war groß. Sie wäre sogar beinahe einschüchternd, wenn sie mich nicht mit Hamsterbacken und großen Augen ansehen würde.
"Ich bin übrigens Kiana." Ich nickte, immer noch ein wenig perplex, dass Yuna eine fremde Person in unsere Unterkunft ließ. "Woher kennst du Yuna?" Mit großen Schritten spazierte sie im Zimmer herum und begutachtete unsere Möbel wie Ausstellungsstücke in einem Museum. "Unsere Eltern sind sowas wie Freunde oder besser gesagt Handelspartner." Sie kannte Yunas Eltern? Wenn ich an Yunas Eltern dachte, die sich dem ländlichen Leben versprochen hatten und von ihrer eigenen Ernte lebten, verband ich sie nicht unbedingt mit dem modernen Mädchen vor mir, dass aussah, als verdiene sie ihr Geld mit Straßenkämpfen. Vermutlich war dies die versprochene Person, die uns bei der geheimen Aktion Hilfe leisten sollte. Ich konnte nicht leugnen, dass jemand mit kämpferischem Geschick von Vorteil sein könnte. "Und ähm, was arbeiten deine Eltern so? Ihr seid auch aus Nubion, richtig?", versuchte ich die peinliche Stille zu füllen. "Fischhandel", brummte Kiana nun deutlich missmutiger als vorhin. Sie rümpfte sogar leicht ihre Nase als sie vom Beruf ihrer Eltern sprach. "Yunas und meine Eltern tauschen Waren aus, wir leben in einer kleinen Hafenstadt in der Nähe von Yunas Dorf", sie grinste schief als sie fortfuhr, "Wir halten beide nicht besonders viel vom Lebensstil unserer Familien wie du vielleicht bemerkt hast."
Wie ein Windzug huschten wenig später Yuna und Anouk durch die Tür. Sie hatten Aria und Tamra im Schlepptau. "Nun da wir alle versammelt sind, können wie unseren Plan durchsprechen." Yuna übernahm die Leitung des Treffens. Im Gegensatz zu mir schien niemand überrascht von Kianas Anwesenheit zu sein. Vermutlich hatte Yuna sie den Anderen vor mit vorgestellt oder aber sie hatten sich inzwischen daran gewöhnt, dass Leute bei uns hereinspazieren.
Tamra trug eine große Papierrolle unterm Arm. Auf dem Boden ausgerollt zeigte sie den Wald der an unsere bescheidene Hütte grenzte. Im Zentrum der Karte war eine freie Fläche eingezeichnet. "Wir vermuten, dass die Karte kurz vor dem Bau des Lagers entstanden ist. Das würde erklären, warum in diesem Bereich keine Bäume sind, obwohl dort kein Gebäude steht", erklärte Tamra. "Ich weiß wo das liegt", meldete sich Aria, "Vor ein paar Wochen habe ich bemerkt, dass es in eine Richtung in den Wald hinein zunehmend lichter und lebloser wird. Ich schätze die Tiere halten sich von der Umgebung fern wegen den Menschen."
"Na das ist doch schonmal was. Haben wir Waffen oder sowas?", fragte Yuna. Nachdem sie ein paar mehr oder weniger geschockte Blicke aufgefasst hatte, fügte sie hinzu: "Nur zur Sicherheit natürlich, immerhin haben wir es mit zwei Mann großen, Feuerspuckenden Kreaturen zu tun."
"Also ich habe meine Waffen immer parat." Mit schelmischem Grinsen präsentierte Kiana ihre Fäuste. "Ich hätte da vielleicht etwas." Anouk wirkte etwas schüchterner als sonst. "Mein Vater ist Waffenschmied", ein leichter rosaner Schimmer legte sich auf seine Wangen, "Und er hat eine Vorliebe dafür mir kleinere Dolche oder Wurfsterne zu schenken." Ich überlegte ob ich auch etwas zu unserer Ausrüstung beitragen könnte. Außer ein paar Nadeln und dem Regenschirm von vorhin fiel mir jedoch nichts ein.
"Ein paar Bekannte von mir haben sich für mich bei den Soldaten schlau gemacht, was den Schichtwechsel angeht. Kurz nach Sonnenuntergang wechseln die Soldaten. Diejenigen, die ihre Schicht antreten gehen meisten vorher zum Abendessen in eine Gaststätte, die am Waldrand östlich von hier nicht weit vom Lager entfernt ist", sagte Tamra. "Bekannte?", fragte ich skeptisch. Ich konnte mir nicht vorstellen woher gewöhnliche Leute solche Informationen herbekommen sollten. "Keine Leute, die sich im legalen Bereich aufhalten, aber dafürstellen sie keine Fragen."
Wenig später hatten wir unseren Plan vervollständigt und waren bereit ihn schon in der folgenden Nacht durchzuführen.
~625 Wörter
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Silbergrau
Fantasy(wird überarbeitet) -Band 1- Wie jedes Jahr werden am 20. September, dem Nationalfeiertag der Republik, neue Jungmagier im Zentrum für magische Begabung empfangen. Dieses Jahr ist auch Lyria Ashton unter den 17. jährigen Magiern. Auch sie muss den n...