Überraschung, ich war durch die Prüfung für magische Begabung gerasselt.
Und obwohl mich das sowohl mit wachsender Zukunftsangst, als auch mit massiver Enttäuschung über mich selbst und einer ungeahnten Wut über Alle, die jemals ein Licht mit Magie entzünden konnten erfüllte, empfand ich doch so etwas wie Stolz. Es erschien bestimmt sehr abwegig in dieser Situation stolz zu sein und doch konnte ich bei dem Gedanken, dass dies meine einzige versäumte Prüfung war, nicht anders als mir imaginär auf die Schulter zu klopfen.
In Sport, Handwerk, Geschichte der Republik und Botanik hatte ich sogar mit Bestnoten abgeschnitten. Zugegeben war ich in Religion und Orientierung ein wenig trotzig geworden, stellte innerhalb meines Aufsatzes die gesamte weltdominierende Religion in Frage -was ich auch ein wenig auf meine momentane persönliche religiöse Unsicherheit schob- und handelte mir im Nachhinein einige giftige Blicke von Professor Millington ein. Trotzdem machte mein Aufsatz grundlegend Sinn und für eine Meinung konnte sie mir kaum alle Punkte abziehen, weshalb ich knapp bestand.
Dank der Hilfe meiner Freunde, allen voran Yuna, mit der ich tagelang in der Bibliothek gepaukt hatte, fielen auch die übrigen Hauptfächer sehr gut aus. Mittelmäßig waren dagegen die Fächer Geographie und Kunde der Misch- und Reinwesen. Die Direktorin persönlich hatte diese beiden Kurse unterrichtet, wenn auch nicht sehr regelmäßig. Die Stunden waren so oft ausgefallen, dass ich mich gerade Mal dazu im Stande sah eine grobe Weltkarte zu zeichnen und die Unterschiede zwischen Menschen und Nixen aufzuzählen.
Trotz all meiner Bemühungen hatte ich mein Zentrumsjahr nicht bestanden. Der Himmel, so mochte ich es zu denken, trauerte mit mir um eine freie Zukunft. Schwere Tropfen fielen vom Himmel, während Madame Spiegelglas mit gut zuredete.
"Du bist tapfer genug um zu kämpfen. Ich weiß es, sonst hätte Diana mich nicht mit auf deinen Weg gegeben."
Ihre Worte waren gut gemeint, doch trösteten mich kaum. Gerade fühlte ich mich nicht nach kämpfen, gerade war ich machtlos, denn ich konnte nichts anderes tun, als warten und Briefe an zu Hause zu schreiben. Meine Familie und Roxana sollten wissen, dass es mit gut geht und noch wichtiger, dass es einen Plan gab, der sichern sollte, dass es mit auch gut gehen wird.
Während ich nichts tuend zusah, veränderte sich die Welt hinter tropfnassen Fensterscheiben pausenlos. Einerseits wurden die Räumlichkeiten dekoriert, Essen für ein festliches Buffet geliefert und fröhliche Melodien gepfiffen. Andererseits nahm unsere Abschlussfeier immer mehr die Gestalt einer politischen Veranstaltung an und wer genau hinsah wusste, dass es genau diesem Zweck diente, Werbung für die Republik. Politiker reisten an, Soldaten des Militärs wurden stationiert, Reporter und Journalisten liefen mit Lichtbündelspielkameras und Notizblöcken umher.
Unterdessen leerte sich innerhalb der vier Wände des Waldhüter Hauses ein Glas Schwarzbeerenwein nach dem anderen. Anouk und Kiana waren inzwischen so gut wie eingezogen und das Badezimmer schien zwischen den vielen Flaschen und Tinkturen immer kleiner zu werden. Tamra hatte sich ein wenig zurückgezogen; vermutlich wollte sie nicht mit unserem illegalen Plan in Verbindung gebracht werden. Zu Verdenken war es ihr natürlich nicht, auch wenn es mir einen kleinen Stich versetzte. Dankbar war ich ihr trotzdem, schließlich hatte sie mir mein Ticket aus diesem Land verschafft, was keine einfache Angelegenheit gewesen sein dürfte.
Eine weitere schlechte Nachricht hängte meinem Herzen Steine an. Grimes hatte die Wahl gewonnen, die sie nun zur mächtigsten Frau dieses Landes machte. Das war ein Rückschlag für die Rebellion, zu der ich mich insgeheim immer mehr hingezogen fühlte. Ich wusste nicht was ihr Sieg für uns bedeutete, ich wusste nicht was er für mich bedeutete, doch ich ahnte, dass sich es bald ein dunkles Kapitel in
den Geschichtsbüchern geben würde.Ich ahnte Chaos.
~601 Wörter
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Silbergrau
Fantasy(wird überarbeitet) -Band 1- Wie jedes Jahr werden am 20. September, dem Nationalfeiertag der Republik, neue Jungmagier im Zentrum für magische Begabung empfangen. Dieses Jahr ist auch Lyria Ashton unter den 17. jährigen Magiern. Auch sie muss den n...