Kapitel 26

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Die Kurse am Vormittag ziehen sich stundenlang vor sich hin und schienen kein erkennbares Ende zu nehmen

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Die Kurse am Vormittag ziehen sich stundenlang vor sich hin und schienen kein erkennbares Ende zu nehmen.  Während draußen die Sonne den Schnee Zentimeter um Zentimeter verringerte , versauerte ich hier drinnen und konnte nur sehnsüchtig nach draußen schauen. Doch auch als Professor Fields uns endlich entließ, konnte ich mich noch immer nicht auf einen entspannten Mittag freuen. Statt wie die anderen im vereisten Garten spazieren zu gehen oder in den Gemeinschaftsräumen der Wohnhäuser Karten zu spielen, machte ich mich auf den Weg zur Bibliothek um dort meinen allerersten Job anzutreten. Es war merkwürdig auf einmal arbeiten zu gehen um Geld zu verdienen. Ich musste mir nie wirklich sorgen um solche Sachen machen. Das Geld, das ich ausgeben konnte für was auch immer ich wollte, war einfach da gewesen. 

Ich gab mir alle Mühe einen guten Eindruck zu machen. Tatsächlich machte das Büchersortieren, Protokollieren und Einsammeln sogar nach einiger Zeit Spaß. Vor allem wenn man hin und wieder einen Blick in ein Bilderreiches Buch werfen konnte. Dank der anstehenden Zwischenprüfungen und lernenden Jungmagiern hatte ich alle Hände voll zu tun und war trotzdem froh am Abend den Weg in Richtung Waldhüter Haus einschlagen zu können. Mein Heimweg war in frostiger Dämmerung noch unangenehmer als sonst. Sobald ich die schützenden Gassen zwischen den Wohnhäusern verließ, hatte ich freie Sicht auf den Wald, der bedrohlich hinter dem kleinen zerbrechlich wirkenden Haus lauerte. Sanfter Wind bewegte die Baumwipfel und der Wald schien förmlich zu atmen. Wenn man genau hinhörte, konnte man hin und wieder Geräusche der Wesen hören, die nur in Finsternis im tiefsten Wald verkehrten. Zu Gesicht bekam man solche Geschöpfe nur, wenn man Teil dieser war, denn jeder der nicht in den Wald gehörte, würde auch nicht so schnell wieder herausfinden, so wurde es uns erzählt. All das verlieh dem Wald eine gruselige, aber heimelige Atmosphäre. 

Dagegen schien das Waldhüterhaus gerade zu gemütlich und einladend.

Tatsächlich hatten es Aria und Yuna geschafft ein Feuer in dem kleinen verusten Kamin zu entzünden, das leise vor sich hin knisterte und den Raum in warmes Licht tauchte. Im Schneidersitz setzte ich mich auf den Boden um meine noch anfälligen Hausaufgaben zu erledigen, während meine Mitbewohnerinnen leise ein Gespräch führten. Und auch wenn ich mich nicht sicher fühlte, musste ich zugeben, dass es sich hier doch ganz gut aushalten ließ.

Ein Poltern riss mich aus meinem leichten Schlaf. Leises Fluchen war zu hören. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Ich konnte  gerade einmal die Umrisse der Möbel in dem dunklen Raum erkennen und die- einer Person? Erschrocken setzte ich mich kerzengerade auf. "Schon gut, ich bins", flüsterte der Schatten, was mich jedoch nicht wirklich beruhigte. Um ehrlich zu sein war mir bei dem Gedanken, dass eine Anima mitten in der Nacht herumschlich, noch unwohler zu Mute. Mein Herz raste noch schneller als zuvor. Sie wollte doch nicht etwa meine Träume beschatten?  "Was willst du hier mitten in der Nacht?", zischte ich unruhig. Aria zögerte. 

"Ich musste nur ins Bad." 

Ich zog die eine Augenbraue hoch, obwohl sie das in der Dunkelheit vermutlich sowieso nicht erkennen konnte. "Warum läufst du dann in die entgegengesetzte Richtung?" Aria seufzte. "Schlaf einfach weiter, ja?", bat sie drängend. Energisch schüttelte ich den Kopf. "Du spinnst wohl! Ich weiß genau was du vorhattest", selbstbewusst reckte ich mein Kinn in die Höhe um meine Anschuldigung möglichst einschüchternd wirken zu lassen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. "Es hat sowieso keinen Zweck sich mit dir zu streiten", murmelte Aria und lief so leise wie möglich zurück zu ihrem Bett. Bekräftigend nickte ich mit dem Kopf, stolz über meine fabelhafte Menschenkenntnis. Zufrieden ließ ich mich zurück in mein Kissen sinken, während Aria  in ihr eigenes Bett zurück kletterte. Ich wusste gleich, dass eine Anima nicht so harmlos sein konnte, wie Aria es vorspielte.

Sekunden später setze ich mich erneut erschrocken auf. Aria war nicht so harmlos wie es schien, wiederholte ich meine Gedanken. Blanke Panik flutete meinen Kopf. Sie würde es doch sicher nochmal versuchen! Sie würde warten bis ich schlief und es wieder versuchen. Nein, nein,  nein! Das war gar nicht gut... Wie sollte ich von jetzt an auch nur eine Nacht ruhig schlafen können, in dem Wissen, dass eine verrückte sich jederzeit durch meinen Geist wühlen könnte? Vermutlich könnte sie mich in den Wahnsinn treiben, verrückt machen! 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die Dunkelheit des Zimmers. Kühle Luft trieb mir die Gänsehaut auf die Arme. Vorsichtig drehte ich den Kopf in Richtung der beiden anderen Betten. Aria lag wieder in ihrem

Bett, allerdings konnte ich erkennen, dass ihr Blick auf mich gerichtet war. Wunderte sie sich, dass ich wie von Sinnen ins Nichts starrte oder wartete ie nur darauf, dass ich mich wieder hinlegte und einschlief? An Schlaf war nun jedenfalls nicht mehr zu denken. Mit Angst in den Gliedern legte ich mich wieder hin, die Decke an die Brust gepresst und den Blick zur Decke gewannt. Ich durfte nur nicht schlafen, das war alles, kein Schlaf, keine Träume und kein Zutritt zu meinem Geist. Ich durfte nur nicht nachgeben, auch wenn meine Lider immer schwerer wurden...

 Ich durfte nur nicht nachgeben, auch wenn meine Lider immer schwerer wurden

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~850 Wörter

SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt