Lya
Ich verstaute meine wenigen Habseligkeiten im Kofferraum von Emmas Wagen. Viel war es nicht, doch es waren meine wichtigsten Papiere darunter.
„Ich werde dir schnellstmöglich einen Termin bei einer Frauenärztin machen. Nur zur Sicherheit." Emma lenkte den Wagen gezielt durch den Verkehr, während sie mit mir sprach. „Bevor du die anderen kennenlernst, würde ich gerne einen Zwischenstopp machen."
„Du machst so viel für mich. Es fällt mir schwer, dabei kein schlechtes Gewissen zu bekommen", gab ich zu. Ich war es nicht gewohnt, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. „Danke für deine Hilfe."
Emma lachte kurz. „Wir stehen gerade einmal am Anfang. Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich mache es gerne und du, sowie die anderen Frauen, haben es verdient, dass man sich um euch kümmert. Als ich in deiner Situation war, habe ich mir jemanden gewünscht, der mir unter die Arme greifen und helfen würde."
„Hast du so jemanden gefunden?"
„Erst nachdem Blake auf der Welt war und ich drei Jobs hatte, um uns über Wasser zu halten. Ich arbeitete in einem kleinen Bistro und dort lernte ich Derek kennen. Er kam morgens immer, um sich einen Kaffee zu holen und ließ einfach nicht locker. Erst nachdem er Blake kennenlernte und wir bereits ein halbes Jahr miteinander ausgegangen waren, gestand er mir, dass er nicht nur ein einfacher Angestellter war."
Emma erzählte mir ihre Geschichte und ich bekam den Glauben an das Schicksal zurück. Es war wie im Märchen. Derek akzeptierte Blake und zog ihn wie seinen eigenen Sohn auf. Auch Blake machte nie einen Unterschied und somit wurden sie eine Familie.
Geschickt parkte sie ihren Wagen in der Tiefgarage einer Mall. Dann sah sie zu mir herüber und lächelte mich an. „Wo möchtest du zuerst hin?"
Ich zuckte mit meinen Schultern. „Das ist mir egal." Ich hatte so eine Ahnung, warum Emma mich hierher gebracht hatte und wollte nicht unhöflich wirken.
„Dann laufen wir in Ruhe herum, sehen uns die einzelnen Shops an und entscheiden spontan, in welchen wir gehen."
„Das klingt nach einem Plan", stimmte ich ihr zu. Wir stiegen aus und liefen auf einen Fahrstuhl zu. „Von oben nach unten?" Emma stimmte mir zu und ich betätigte den Knopf für die oberste Etage.
Als sich die Türen des Fahrstuhls öffneten, war das erste Geschäft, welches ich sah, ein Baby-Store. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und zeigte auf das Geschäft. Emma lachte ebenfalls und gemeinsam gingen wir in das Geschäft.
„Ich glaube, hier bekommt man alles, was man braucht. Es scheint nichts zu geben, dass es nicht gibt." Die schiere Masse erschlug mich regelrecht. Noch nie hatte ich so viele Babysachen auf einmal gesehen und trotzdem war ich etwas aufgeregt.
Emma lief hinter mir durch die Gänge. „Es gibt aber auch vieles, das man nicht braucht. Einige Dinge habe ich noch nie gesehen." Sie zeigte auf eine Art Matte, welche den Herzschlag des Babys überwachen sollte. „Wie konnte Blake nur ohne so etwas überleben?" Wir lachten über ihre Aussage, bevor sie ernst wurde. „Dann lass uns mal etwas für dein kleines Mädchen finden." Sie schob mich sachte in einen Gang, in dem es scheinbar nur pinke Kleidungsstücke gab.
Wir sahen uns einige Strampler an und mir war sofort klar, dass „Daddy's Girl" getrost im Regal liegen bleiben konnte. Es gab viele solcher Aufschriften und es machte mich traurig. Sie würde ihn wohl niemals kennenlernen.
„Der gefällt mir", sagte ich nach einer Weile und nahm einen Body mit der Aufschrift „Cute like Mommy" aus dem Regal und zeigte diesen Emma. Diese stimmte mir zu und ich legte das erste Kleidungsstück, das ich je für mein Baby ausgesucht hatte, in den kleinen Korb. So ging es immer weiter und ehe ich mich versah, hatten es Fläschchen, Pampers, Bodys, Strampler, Pullover und vieles mehr ebenfalls in den Korb geschafft. „Das ist wirklich viel." Die Verkäuferin scannte die Artikel ein, während eine weitere diese in Taschen verstaute.
„Das ist noch gar nichts", meinte Emma. „Babys wachsen schnell und du wirst noch viel mehr brauchen. Aber zumindest ist ein Anfang gemacht." Sie nahm ihr Handy und ging etwas zur Seite. Ich wusste nicht, wen sie anrief, aber es war mir nur recht, dass sie gerade nicht da war. Ich hatte mich innerlich schon auf eine Diskussion eingestellt, doch sie hatte verstanden, dass ich diejenige wäre, die die ersten Sachen für mein Baby kaufen und bezahlen wollte. Alles andere hätte an meinem Ego gekratzt. Ich nahm die Taschen, nachdem ich bezahlt hatte und sah mich nach Emma um. Doch ich konnte sie nicht finden. Sie wäre doch wohl nicht ohne mich gegangen?
Nach einer Weile kam sie aus einem der Gänge auf mich zu und verstaute das Handy in ihrer Handtasche. „Wollen wir die Taschen zum Auto bringen und dann erstmal etwas essen? Es gibt genug Auswahl hier."
Irgendetwas war anders als zuvor, doch ich stimmte ihr zu. Wenn etwas vorgefallen wäre, würde sie es mir bestimmt irgendwann sagen. Eine Stunde später saßen wir in einem kleinen Café und ich aß mein drittes Stück Kuchen. Meinen Hunger darauf verdankte ich wahrscheinlich den Hormonen. Vorher hatte ich nie soviel Süßes zu mir genommen. Emma nahm das alles ganz gelassen und erzählte mir von ihren seltsamen Gelüsten während ihrer Schwangerschaft.
Plötzlich erschien Blake in dem Café und kam auf uns zu. Was machte er hier? „Hallo Mom." Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Danach nickte er zu mir herüber. „Bambi", grüßte er mich ruhig. „Ich denke, dass Dad und ich in ungefähr zwei Stunden alles erledigt haben werden. Danach habe ich einen Termin. Sollten wir es bis dahin nicht schaffen, macht Dad alleine weiter."
Was hatte er hier verloren und was hat er in zwei Stunden erledigt? Oder war es Zufall, dass er hier war? Das glaubte ich jedoch nicht. Ich ging eher davon aus, dass Emma vorhin mit ihm telefoniert hatte. Ich platzte regelrecht vor Neugier, wollte es jedoch nicht so offen zeigen. Also aß ich weiterhin meinen Kuchen und sah den beiden dabei zu, wie sie sich still unterhielten. Bald darauf hatte er sich auch schon von uns verabschiedet.
„Entschuldige die Unterbrechung, aber er und Derek müssen noch etwas für mich vorbereiten. Was hältst du davon, wenn wir als Nächstes etwas für dich kaufen? Die anderen Frauen erwarten uns erst in ungefähr drei Stunden. Das sollte ausreichend Zeit sein, um deine Sachen davor in dein Appartement zu bringen."
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Unbreakable
RomanceSolange sie denken kann, bevorzugt Lyas Familie ihre kleine Schwester. Scheinbar auch ihr eigener Ehemann. Earl will sich von Lya scheiden lassen, um ihre jüngere Schwester heiraten zu können und niemand in der Familie scheint ein Problem damit zu h...