Lya
Meine Grandma konnte sich nur schwer beruhigen, aber irgendwann ließ sie mich los. Verweint stellte sie sich Blake vor und ihr Blick blieb dann auf der schlafenden Ria hängen. Sofort wies sie uns an, ins Haus zu kommen und später saß sie viele Minuten auf ihrem Sessel, der schon im Wohnzimmer stand, als mein Grandpa noch lebte und hielt Ria in ihren Armen. Grandma hatte sie sofort in Beschlag genommen und ließ sich auch nicht davon stören, dass Ria eigentlich noch tief und fest schlief.
Auf Spanisch flüsterte sie ihr immer wieder liebevolle Worte zu, während Blake still auf dem Sofa saß und sich die Fotos ansah, welche Grandma ihm in die Hand gedrückt hatte. Ich war in der Küche, um etwas zu trinken für uns zuzubereiten und kam nach einiger Zeit mit den Getränken zurück ins Wohnzimmer.
„Wie alt warst du da?" Blake zeigte auf ein Foto, welches mich im Garten meiner Großeltern zeigte. Ich hielt ein riesiges Kaninchen in meinen kleinen Armen und strahlte in die Kamera.
„Ich schätze drei oder vier Jahre. Grandpa hatte immer Hasen und ich durfte sie füttern, wenn ich hier war."
„Einmal bist du in den Stall gekrabbelt und hast bei denen geschlafen. Deine Mutter ist regelrecht in die Luft gegangen. Du hast gestunken, aber nicht verstanden, warum sie so böse war." Sie lachte und auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Wir schwiegen, während Ria weiterhin betüdelt wurde und Blake sich meine Kinderfotos ansah, die manchmal alles andere als vorteilhaft waren. Er schien seinen Spaß daran zu haben, während ich am liebsten im Boden versinken würde.
„Du bist nicht aus freien Stücken weggelaufen, oder?", unterbrach Grandma irgendwann die Ruhe und sah von Ria hoch.
„Nein!", bestätigte ich ihre Vermutung. „Ich bin nicht einfach weggelaufen. Hat man dir das erzählt?"
„Natürlich haben sie das, aber ich habe nicht eine Sekunde daran geglaubt."
Nun schaltete Blake sich in das Gespräch ein. „Was hat man Ihnen denn erzählt?"
„Lassen wir diese höfliche Anrede und nenne mich einfach Elena", bot sie ihm an und wandte sich dann wieder an mich. „Deine Mutter war hier und meinte, dass du dich von Earl getrennt hast, um mit deinem Liebhaber durchzubrennen."
„Das ist nicht wahr!" Ich war lauter als gedacht und schien damit Ria aus ihrem Schlaf gerissen zu haben.
Leise quengelte sie und wurde sogleich von Grandma getröstet. Während sie Ria erneut in den Schlaf wiegte, versuchte ich mich zu beruhigen. Was hatte ich auch anderes von meiner Mutter erwartet? Es schien ihr nur recht zu sein, mich loszuwerden. Blake legte seine Hand auf mein Knie und drückte sanft zu. Er wusste um seine Wirkung auf mich und langsam beruhigte ich mich.
„Was ist damals passiert?"
Grandma sollte die Wahrheit erfahren und die nächste Stunde verbrachte ich damit, ihr zu erzählen, wie Earl mich rauswarf und meine Konten unter Verschluss hielt. Wie ich zu Beginn meiner Obdachlosigkeit in Müllcontainern nach etwas essbaren suchte, meine ständige Angst, sobald die Nacht abbrach, ich mich irgendwann den Umständen entsprechend gut mit der Situation arrangiert hatte und lernte, wie ich mich in gewissen Momenten zu Verhalten hatte, es aber keine dauerhafte Lösung für mich darstellen konnte. Am Ende meiner Ausführung erzählte ich ihr von Blake, Derek und Emma.
„Die drei haben mein Leben komplett verändert und ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre", beendete ich meinen Monolog, während Grandma Tränen in den Augen hatte.
„Du hast unser Leben auch ganz schön auf den Kopf gestellt." Blake hielt meine Hand, während er noch immer ein Fotoalbum auf seinen Schoß liegen hatte. „Aber es ist gut so. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne dich und Ria wäre."
„Warum bist du nicht zu mir gekommen? Ich hätte dir helfen können."
„Diese Frage habe ich mir selbst oft genug gestellt, aber im Grunde kann ich nur sagen, dass ich einfach Angst hatte. Du und Grandpa haben immer an mich geglaubt und in meinem Kopf entstand dieser dumme Gedanke, dass sich deine Einstellung zu mir geändert haben könnte. Ich weiß natürlich, dass es dumm von mir war, an so etwas zu glauben, aber es ist alles auf einmal um mich herum zusammengefallen und deine Zurückweisung hätte ich nicht ertragen."
„Du bist meine Enkelin, egal was dein dummer Vater und seine manipulative Frau dazu sagen. Ich wäre die letzte Person der Welt, welche dich zurückweisen würde." Ihr Blick ging von mir zu Blake. „Mittlerweile vielleicht die Zweitletzte, aber du kannst immer auf mich und meine Unterstützung zählen. Ich habe eh nie verstanden, warum du diesen Idioten geheiratet hast. Bis auf sein Zutun bei der Erschaffung dieses kleinen Engels hat er bisher nichts geleistet. Zum Glück sieht sie aus wie du." Grandma sah kurz auf Ria herab, bevor sie wieder zu uns sah. „Letztens waren sie hier, um mir zu erzählen, dass deine Schwester und Earl nun ihre Gefühle füreinander entdeckt haben und heiraten wollen. Vermutlich denken sie, dass mein Kopf nicht mehr ganz mitmacht, aber ich wusste sofort, worauf sie hinauswollten."
„Worauf sollen sie denn hinauswollen?"
Ich hatte eine gewisse Ahnung, worauf Blake mit seiner Frage anspielte, hielt mich aber damit zurück, meine Vermutung zu äußern.
„Sie wollen Anteile der Firma von mir. Immerhin hast du bei deiner Hochzeit auch zehn Prozent erhalten."
„Also ist es wahr? Mir gehört tatsächlich ein Teil?"
Grandma runzelte ihre Stirn. „Aber natürlich. Dein Grandpa und ich haben diesen Entschluss bereits vor Jahren gefällt. Als du geboren wurdest, stand unsere Entscheidung fest und wir haben es deinen Eltern mitgeteilt. Deine Mutter und ihre Verschwendungssucht waren uns schon immer ein Dorn im Auge. Also wollten wir verhindern, dass ein zu großer Anteil in ihre Hände fällt. Es war ebenfalls geplant Lindsay zehn Prozent zu geben, sollte sie einmal heiraten."
„Deswegen diese vielen Anteile", schlussfolgerte Blake. „Ich habe mich schon gewundert, wo die fehlenden Anteile sind."
„Du bist also auf der Suche nach unseren Anteilen gewesen? Bist du etwa auch nur hinter dem Vermögen von Lya hinterher oder warum hast du danach gesucht?"
Er lächelte und schüttelte seinen Kopf. „Ganz und gar nicht. Mein Vermögen reicht mir völlig aus." Nun war er es, der in den nächsten Minuten meine Grandma über seine Motive aufklärte.
„Also willst du ihr helfen", schlussfolgerte sie und hatte einen wohlwollenden Gesichtsausdruck.
„Ich würde für sie durch die Hölle gehen", versprach er und mein Herz machte einen kleinen Sprung. Er war, abgesehen von Ria, dass Beste, was mir je widerfahren konnte. Meine Liebe zu ihm wuchs mit jedem Tag. „Aber bei meinen Recherchen stieß ich auf etwas sehr Interessantes."
„Und das wäre?"
„Victor und sein Anwalt versuchen, dich enteignen zu lassen."
DU LIEST GERADE
Unbreakable
RomanceSolange sie denken kann, bevorzugt Lyas Familie ihre kleine Schwester. Scheinbar auch ihr eigener Ehemann. Earl will sich von Lya scheiden lassen, um ihre jüngere Schwester heiraten zu können und niemand in der Familie scheint ein Problem damit zu h...