Prolog

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„Earl?" Ich war so glücklich, als ich heute früh das kleine Stäbchen mit den zwei lila Streifen in meinen Händen hielt.

„Was ist los?" Er saß am Küchentisch und las in der Zeitung. Wie so oft sah er nicht auf, wenn er mit mir redete.

„Ich bin schwanger!"

Er legte die Zeitung beiseite. Dann stand er auf, ging auf mich zu und sah mich an. „Nein. Du bist nicht schwanger."

„Doch. Ich habe es heute Morgen herausgefunden."

Er schüttelte seinen Kopf. „Wie kannst du nur? Ich versuche alles, damit das hier funktioniert und du wagst es schwanger zu werden?"

„Es war nicht geplant. Aber ich dachte, du freust dich trotzdem?" Earl hatte immer ein Kondom benutzt. Ich ging selbst immer auf Nummer sicher, dass er das tat. Doch irgendwas musste schiefgelaufen sein.

„Es ist ein Unfall." Kurz war er still. „Anscheinend genau wie du. Obwohl, wie nennt es deine Mutter? Ein Fehler. Ich hätte auf deine Schwester hören sollen und sie, an Stelle deiner, heiraten sollen. Selbst deine Familie sagt, dass es besser gewesen wäre, dich abzutreiben." Seine Worte trafen mich wie Faustschläge. „Verschwinde!"

„Was?" Das konnte er nicht ernst meinen.

„Verschwinde endlich aus meinem Haus!", schrie er in meine Richtung und zeigte auf die Tür.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte und stand weinend da. Warum tat er das? „Earl, bitte hör mir...", begann ich, doch er unterbrach mich.

„Sprich mich nicht mehr an." Er trat einen Schritt auf mich zu. „Du denkst, dass du etwas Besonderes für mich wärst? Denke bloß nicht, nur weil du schwanger bist, nehme ich in irgendeiner Weise Rücksicht auf dich", meinte er kalt und griff harsch nach meinem Arm. „Du bist mir egal und dieser kleine Bastard in dir interessiert mich nicht im geringsten. Wer weiß, ob es überhaupt mein Kind ist. Vielleicht hast du dich ja in allen möglichen Betten ausgetobt, während ich für unseren Lebensunterhalt gearbeitet habe."

„Ich habe dich nie betrogen", warf ich ein. „Höre mir bitte zu."

„Bewege deinen Hintern endlich aus meinem Haus und nimm deinen Scheiß mit. Ansonsten landet alles im Kamin!"

„Earl, bitte", flehte ich. „Ich bin doch... ."

Er unterbrach mich erneut. „Nimm dein Zeug und geh. Ich gebe dir eine Stunde und dann bist du, mit allem was dir gehört, verschwunden. Ansonsten prügel' ich dich hier raus." Earl drehte sich um und ging.

Die Tränen liefen unaufhörlich über mein Gesicht. Das konnte doch nicht wirklich passieren? Was sollte ich denn nur machen? Das Letzte, was ich wollte, war schwanger und obdachlos zu sein.

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