18

5.8K 218 5
                                    

2 Wochen später
Lya

„Meinst du nicht, dass du ihm zumindest antworten solltest?"

Jenny und ich gingen gemeinsam durch die Straßen und wollten Parker aus dem Kindergarten abholen. Danach würden wir mit ihm zum Spielplatz gehen, damit er sich noch etwas austoben könnte. Jennys "Freund" Mark und dessen Tochter Fiona waren ebenfalls dort und würden auf uns warten. Heute wollte sie ihn mir vorstellen und ich war gespannt auf den Mann, von dem sie seit Wochen sprach. Ich gönnte Jenny ihr Glück und hoffte, dass es bei den beiden passte und sie eine Familie werden könnten. Solange sie von Mark sprach, sprach sie mich nicht auf Blake an, dem ich aus dem Weg ging. Ich meldete mich nicht auf seine Nachrichten und seine Anrufe ignorierte ich ebenfalls. Zu tief saß meine Enttäuschung. Dazu kam, dass meine Hormone scheinbar verrückt spielten. Ich brach immer wieder in Tränen aus und auch Fussel war nicht ganz unschuldig daran.

„Eigentlich geht es mir momentan sehr gut und das soll so bleiben", sprach ich. „Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn er mir am Telefon sagt, dass er zu seiner Entscheidung steht."

Jenny schüttelte ihren Kopf. „Sowas kann auch nur von einem Mann kommen. In einem Moment meint er, dass er dich küssen möchte und im nächsten Augenblick bricht er sein Handeln ab. Wie konntest du nur so ruhig bleiben? Ich hätte ihm eine Ohrfeige gegeben und dann persönlich aus der Wohnung geworfen."

„Du vergisst, dass Parker im Wohnzimmer saß. Wie hätte ich ihm das erklären sollen?"

„Genauso wie du ihm erklärt hast, wo die Babys herkommen", lachte sie. „Das hast du wirklich gut gemacht. Letztens hat er mich gefragt, ob mein Bauch auch ein Baby machen kann, damit er ein großer Bruder wird."

Ich stupste sie leicht mit meinem Ellenbogen in die Seite. „Wer weiß," sagte ich und wackelte mit meinen Augenbrauen. Gerade als ich weiter reden wollte gab mir Fussel einen solchen Tritt, dass ich stehen bleiben musste und meine Hand auf den Bauch legte.

„Alles in Ordnung?", fragte Jenny und blieb ebenfalls stehen. „Sollen wir eine Pause machen?" Die Besorgnis in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

Ich machte mir ja selbst Sorgen. Es fing kurz nach dem Vorfall mit Blake an. Seitdem wirkte es so, als wäre sie unruhig oder unzufrieden. Doktor Taylor meinte, ich sollte Stress vermeiden, denn meine Tochter war soweit gesund. Sie sollte nur noch etwas im Bauch bleiben und die letzten neun Wochen würde ich auch noch überstehen. „Es ist alles gut. Sie macht es mir die letzten Tage nur etwas schwer."

Jenny bot mir ihren Arm an und bereitwillig hakte ich mit unter. „Vielleicht vermisst sie ihn auch", äußerte sie ihren Gedanken und gemeinsam liefen wir die Straße weiter entlang.

„Ich vermisse ihn nicht!", rief ich aus. Fussel strafte mich jedoch sofort der Lüge und trat erneut mit voller Kraft zu. „Kannst du das bitte lassen?" Auf Außenstehende musste es seltsam wirken, dass ich mit meinem Bauch sprach.

„Ich verspreche, dass ich deine Mommy dazu kriege, sich bei Blake zu melden." Nun war es Jenny, welche mit meinem Bauch sprach und scheinbar gab sich meine Tochter mit dem Versprechen zufrieden. Sie trat mich nicht mehr. „Sie weiß, was gut für dich ist." Ich musste keine Hellseherin sein, um zu wissen, dass Jenny nun mit mir sprach. „Versteh mich nicht falsch, denn er hat eindeutig Mist gebaut. Doch er ruft jeden Tag an und du ignorierst es einfach."

Anscheinend hatten sich Jenny und meine ungeborene Tochter gegen mich verbündet. Natürlich würde ich gerne Blakes Stimme hören und mich mit ihm aussprechen. Aber ich hatte Angst. „Ich würde eine weitere Zurückweisung nicht ertragen", gestand ich. Abgesehen von meinem Herzschmerz, vermisste ich unseren unkomplizierten Umgang miteinander und für meine dummen Gefühle könnte ich mich selbst ohrfeigen. Was sollte er schon mit mir? Ich war mittellos und schwanger von einem anderen Mann, mit dem ich noch verheiratet war. Warum sollte er sich einen solchen Klotz ans Bein binden? „Er hat wahrscheinlich nicht einmal Interesse an ihr."

„Mark meinte, dass ein Ultraschallbild in Blakes Büro ist", sprach Jenny. „Es steht in einem Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch."

„Ein Ultraschallbild?" Diese Information überraschte mich. Blake hatte eines der Bilder behalten, als er mit mir bei Doktor Taylor war. Doch er hätte es sicherlich nicht in seiner Wohnung aufgestellt.

„Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass die beiden befreundet sind. Er war letztens bei Blake zu Hause. Da hat er das Bild gesehen und, bevor du irgendwelche Einwände erhebst: es stand dein Name oben in der Ecke", lachte meine Freundin. „Scheinbar sucht Blake auch nach einem Haus, denn einige Exposés lagen auf dem Tisch."

„Mir egal, ob er nach einem Haus sucht."

„Du kannst aber auch stur sein. Wenn du mit ihm reden würdest, dann könnte er den Moment in deiner Wohnung erklären."

„Ich will aber nicht mit ihm reden." Genau in dem Moment bekam ich wieder einen Tritt. Dieser hatte es in sich und Tränen traten mir in die Augen.

Jenny bemerkte sofort, dass ich wieder zurückfiel. „Was ist los? Warum weinst du?"

„Sie tritt mich andauernd und ich vermisse den Idioten." Ich stand mitten auf dem Fußweg und weinte wie ein kleines Kind. „Warum will er mich nicht?"

„Möchtest du wieder zurückgehen? Ich kann Parker alleine abholen und Mark lernst du ein anderes Mal kennen", schlug Jenny mir vor. „Er hat sicherlich Verständnis dafür."

„Aber du hast dich darauf gefreut", japste ich. „Ich möchte es dir nicht kaputt machen." Verfluchte Hormone. Die letzten Tage waren wahrscheinlich zu viel für mich.

„Ach quatsch." Jenny lächelte mich an. „Wir holen es nach. Geh nach Hause und beruhige dich etwas. Versuche deine Gedanken zu ordnen und morgen sehen wir weiter. Ich sollte dich nicht drängen, aber ich bin mir absolut sicher, dass er dich will." Sie streichelte mit ihren Händen über meine Arme. „Warte kurz. Ich besorge dir lieber ein Taxi. Du solltest nicht zurücklaufen."

Während ich versuchte, mich zu beruhigen, rief Jenny ein Taxi heran. In einer Großstadt zu leben, hatte seine Vorteile. Die gelben Wagen waren wirklich überall. Nach einigen, wenigen Augenblicken, in denen Jenny mit dem Fahrer sprach, holte sie mich und ich setzte mich auf die Rückbank.

„Wir holen es nach", versprach ich ihr und kämpfte mit meinem schlechten Gewissen. Sie hatte sich sehr auf diesen Nachmittag gefreut und ich machte es ihr kaputt.

Nach unserer Verabschiedung fuhr der Fahrer mich zurück zu der Wohnanlage, welche seit mehreren Wochen mein Zuhause war. Als ich ihn bezahlen wollte erklärte er mir, dass Jenny es bereits erledigt hätte. Also gab ich ihm noch etwas Trinkgeld und bedankte mich für die Fahrt. Als ich das Taxi verließ und nach wenigen Schritten das Gebäude betrat, hielt mich der Wachmann auf, der heute Dienst hatte.

„Miss Davis", rief er nach mir und lächelte mich an. „Es kam eine Lieferung für sie an." Verwundert, um was es sich halten könnte, ging ich auf ihn zu und hinter seinem Schreibtisch, an dem er saß, beförderte er einen Blumenstrauß samt Vase zu Vorschein. „Der Lieferant war vor ungefähr zehn Minuten hier."

UnbreakableWo Geschichten leben. Entdecke jetzt