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4 Wochen später
Lya

„Bist du böse auf mich?" Warum fragte ich ihn überhaupt? Ich wusste, dass Blake alles andere als begeistert darüber war, dass ich mich mit dem Anwalt getroffen hatte, welchen Derek mir vermittelt hatte und ihm erst jetzt davon berichtete.

Blake sah von seinen Unterlagen auf und zog eine seiner Augenbrauen nach oben. Seit einigen Minuten versuchte ich, eine Antwort von ihm zu bekommen, doch er schien zu schmollen. Dabei handelte es sich nur um ein Gespräch, bei welchem sich erstmal herausstellen sollte, wie meine Chancen standen.

Nicht nur meine Scheidung von Earl war ein Thema. Es ging um Ria und meine Bankkonten, auf welche ich keinen Zugriff hatte. Doch das wichtigste war ein Vaterschaftstest, welchen ich einklagen wollte. Obwohl ich lange Zeit so tat, als wäre es mir egal wollte ich wissen, ob Victor mein Vater war. All das nagte an mir. Selbst die Verlobung von Lindsay und Earl traf mich. Nicht, dass ich für meinen Mann noch irgendwelche romantischen Gefühle hegte, trotzdem war es ein Schlag. Ich hatte Blake über alles informiert, auch meine Beweggründe hatte ich ihm erläutert und trotzdem schien er mich weiter ignorieren zu wollen.

Ria machte sich über das Babyphone bemerkbar und ich war ihr dankbar dafür. Heute Nacht wollten wir bei Blake verbringen, momentan wechselten wir zwischen unseren Wohnungen hin und her. Mittlerweile hatte Blake in dieser Wohnung ebenfalls ein Bett für Ria, sowie das nötigste, damit wir einige Nächte, ohne Probleme, hier verbringen konnten.

„Bleib sitzen. Vielleicht redest du ja wieder mit mir, wenn ich zurück bin!" Es trieb mich in den Wahnsinn, dass er nicht mit mir sprach.

Rias kleines Bett stand im Schlafzimmer und als ich mich ihr langsam näherte, fiel die ganze Wut und Verzweiflung von mir ab. Allein ihr Anblick reichte aus und ich fühlte mich befreit und glücklich.

„Hallo, mein Engel." Vorsichtig griff ich in das Bett und hob sie an meine Brust. „Hast du schon wieder Hunger?"

Tatsächlich hatte sie einen Schlafrhythmus, welcher etwas über sechs Stunden betrug. Dann wollte sie Aufmerksamkeit und forderte diese auch lautstark ein. Ich setzte mich auf das große Kingsize Bett und lehnte mich an das Kopfteil, während ich bereits mein Oberteil mit einer Hand öffnete, damit ich Ria gleich anlegen konnte. Sie gab keine Ruhe, bevor sie etwas zu essen bekam. Etwas schmunzeln musste ich schon. Blake sagte mir bereits einige Male, dass Ria diese Eigenschaft eindeutig von mir hatte, denn ich war wohl auch immer etwas ungehalten, wenn ich Hunger hatte. Keine Ahnung, was er damit meinte.

„Meinst du, dein Daddy redet später wieder mit mir?" Irgendwann geschah es ganz automatisch, dass ich Blake vor Ria nicht Blake nannte, sondern Daddy. Er stand in ihrer Geburtsurkunde, warum also hätte ich ihn anders betiteln sollen? Auch, wenn sie meine Worte noch nicht verstand. Laut Mark würde Ria erst ab ihrem achten Monat damit beginnen Worte zu verstehen und zuordnen zu können. „Er kann ein ganz schöner Sturkopf sein." Vorsichtig strich ich mit meinem Zeigefinger über ihre Wange, während sie trank. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf nach hinten. „Meinst du wir schaffen es, ihn davon zu überzeugen, ein Familienbett zu kaufen? In deinem neuen Zuhause ist richtig viel Platz und in einem so großen Bett können wir alle zusammen kuscheln, ohne dass jemand rausfallen wird."

Während wir uns vor drei Wochen das Haus angesehen hatten, verbrachte Ria die Stunden bei Emma und Derek. Eigentlich war ich ganz glücklich, als wir es betraten, bis die Maklerin nur noch damit beschäftigt war, um Blake herumzutänzeln.

„Mein Name ist Joyce Fraser, aber Sie dürfen mich auch gerne Joy nennen", zwinkerte sie Blake zu und ignorierte dabei komplett, dass ich unmittelbar neben ihr stand. Es schien "Joy" vollkommen egal zu sein, dass ich ebenfalls anwesend war, denn diese hatte nur Augen für Blake.

Er hingegen schien unbeeindruckt von ihrer Aufdringlichkeit zu sein und ergriff meine Hand, während wir der Immobilienmaklerin durch das Haus folgten.

„Das ist der Eingangsbereich und von hier..."

Irgendwann während ihrer Führung blendete ich die Frau aus und blickte mich um. Das Haus war groß, vermutlich zu groß für uns und Ria. Aber trotzdem verliebte ich mich in die kleinen Details und sah verträumt in jeden Raum. Ich malte mir bereits aus, was ich aus den einzelnen Räumen machen könnte. Irgendwann griff die Immobilienmaklerin nach Blakes Arm und zog ihn mit sich in einen der Räume. Ich konnte die pochende Ader auf meiner Stirn bereits spüren und atmete noch einmal tief ein und aus, bevor ich noch etwas machen würde, das ich später bereuen würde. Eigentlich wollte ich diese Frau komplett ignorieren, doch ihre fehlenden Berührungsängste gegenüber Blake machten mich von Sekunde zu Sekunde rasender. Ohne Scheu berührte sie ihn immer wieder.

„Gefällt Ihnen das Haus?", fragte sie irgendwann nur an Blake gewandt und ich atmete angestrengt aus. Diese blöde ...

„Könnte man noch etwas am Preis machen?", fragte Blake etwas kühl und diese Frau trat näher an ihn heran.

„Bei einem Essen können wir gerne noch einmal über den Preis reden."

Nun war er es, der die Luft scharf einsog, während mein ganzer Körper vor Anspannung zu beben schien. Sie müsste nur noch ein falsches Wort sagen und ich würde in die Luft gehen.

Demonstrativ ergriff Blake meine Hand. „Das ist ein nettes Angebot, aber meine Frau hat hierbei das letzte Wort."

Verunsichert über seine Worte, wich die Immobilienmaklerin leicht zurück und strich sich nervös eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Ich werde noch einmal Rücksprache mit dem Verkäufer halten."

„Dein Daddy hat den Kaufvertrag gestern unterschrieben, aber ohne das diese aufdringliche Frau dabei war." Ria machte ein schmatzendes Geräusch und ich legte es einfach als ihren Zuspruch aus. „Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn ich sie noch mal hätte sehen müssen."

„Vermutlich hättest du dich auf sie gestürzt und ihr die Augen ausgekratzt." Mit verschränkten Armen und einem Lächeln im Gesicht lehnte Blake im Türrahmen. „Und, ich hätte dich dabei nicht aufgehalten."

Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. Es machte mich froh, dass er sich scheinbar dazu entschlossen hatte, wieder mit mir zu sprechen. „Es tut mir leid, wenn ich dich durch meinen Alleingang vor den Kopf gestoßen habe."

„Mir tut es auch leid." Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam zu mir auf das Bett. „Aber manchmal bist du für mich unergründlich."

„Wieso?"

„Ich akzeptiere und befürworte deine Entscheidung. Bei allem stehe ich hinter dir, aber ich möchte, dass wir zuvor deine Großmutter besuchen. Vielleicht kann sie dich unterstützen."

Ich wollte gerade etwas sagen, als er mich erneut unterbrach.

„Warte", mahnte er gespielt streng. „Ich bin noch nicht fertig. Außerdem möchte ich mit dir zu Bash und Owen nach D.C. reisen. Ein verlängertes Wochenende tut uns bestimmt ganz gut. Außerdem könnte uns dieser Besuch bei deinem Vorhaben durchaus weiterhelfen."

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