Lya
Dieser Tag sollte mich eigentlich beruhigen und in gewisser Weise hat er es auch. Fussel war gesund, auch wenn meine Blutwerte nicht der Norm entsprachen. Ich bekam ein Rezept, für verschiedene Medikamente, von Doktor Taylor und Blake würde unterwegs an einer Apotheke halten, damit ich es einlösen konnte.
Und da war auch schon das Problem, das der heutige Tag mit sich brachte. Blake. Er verwirrte mich und das nicht auf die gute Art und Weise. Ein schwuler Mann, der es schaffte, dass ich mit feuchtem Höschen auf dem Beifahrersitz seines Wagens saß. Die Umarmung, mit der er mich vor weniger als einer Stunde beruhigen wollte, hatte mir weiche Knie beschert und der Kuss, auch wenn dieser nur freundschaftlich war, hätte mich beinahe umfallen lassen. Doch er hat mich gehalten, bis wir hörten, dass Doktor Taylor zurückkam. Erst dann hatte er sich von mir gelöst.
Das durfte nicht sein! Ich sollte es besser wissen und mich, nach dem Desaster mit Earl, nicht verlieben! Vor allem nicht in Blake! Welcher auch noch am anderen Ufer schwamm! Warum passierte sowas ausgerechnet mir? Dieser teuflisch gut aussehende Mann trieb mich an den Rand meiner Selbstbeherrschung und das durfte einfach nicht geschehen! Ich sollte und wollte mich doch nur auf mich und meine Tochter konzentrieren. Die Situation war verrückt.
„Dort vorne ist eine Apotheke." Er zeigte mit seiner rechten Hand auf irgendein Gebäude entlang der Straße. „Während du das Rezept einlöst, hole ich schnell etwas aus einem Buchladen, welcher in der Nähe ist. Wir treffen uns dann wieder am Auto." Gekonnt parkte er seinen Wagen auf einer freien Parkfläche und stieg aus. „Ich sollte in fünf Minuten wieder hier sein."
Wir verabschiedeten uns vorerst voneinander und während Blake in den Buchladen ging, kam ich nach wenigen Schritten in der Apotheke an, in welcher ich mein Rezept einlöste. Die Dame hinter dem kleinen Tresen war äußerst nett und erklärte mir die Einnahme der verschriebenen Medikamente genauestens. Als ich wieder zum Wagen ging, erkannte ich Blake, der bereits wieder im inneren saß und telefonierte. Unsicher, ob ich ihm bei dem Telefonat stören würde, blieb ich an der Beifahrertür stehen. Er schien damit jedoch nicht einverstanden zu sein und gab mir per Handzeichen zu verstehen, dass ich mich zu ihm in den Wagen setzen sollte. Ich versuchte möglichst leise zu sein, während er, scheinbar genervt, seinem Gesprächspartner zuhörte.
„Ich verstehe dich, aber ich kann dir dazu nichts sagen. Das sollte Bambi machen." Überrascht, dass es in dem Gespräch scheinbar um mich ging, sah ich zu Blake, der noch genervter wirkte. „Mom, warte!" Er nahm sein Handy vom Ohr und sah zu mir. „Hast du heute noch etwas geplant?"
Ich schüttelte den Kopf, denn für heute hatte ich wirklich nichts mehr geplant. „Nein." Meiner Überraschung wandelte sich in Freude. Vermutlich wollte Emma wissen, was bei der Untersuchung herauskam und ob Fussel gesund war.
Blake nickte und hielt sich sein Handy wieder ans Ohr. „Bis gleich, Mom."
Hatte er Emma etwa abgewürgt? Wenn ich meine Mutter so ignoriert hätte... Ich verschob den Gedanken schnell wieder. Als ob meine Mutter mir jemals Aufmerksamkeit in Form eines Gesprächs geschenkt hätte. Meist waren es Anweisungen, die sie mir gab und selbst das tat sie nur selten. Sie ging mir eher aus dem Weg.
„Ich habe etwas für dich." Blake holte mich aus meinen düsteren Gedanken und griff nach hinten, auf den Rücksitz. Er holte eine kleine Tüte nach vorne und legte sie in meine Hände.
„Was ist das?", fragte ich und als ich mein Geschenk aus der Tüte zog, begann ich laut zu lachen. „Ist das dein Ernst?" Ich hielt ein Buch mit der Aufschrift "Mädchennamen- Von gewöhnlich bis skurril" in meinen Händen.
Blake schien sich ebenfalls köstlich zu amüsieren. „Du meintest doch, dass Terrorkrümmel noch keinen richtigen Namen hat. Damit kannst du dir die Suche, nach einem Namen, etwas erleichtern." Er startete seinen Wagen und bald befanden wir uns in der Rushhour, welche unsere Rückfahrt vermutlich weiter hinauszögern würde.
Während Blake fuhr schlug ich eine beliebige Seite im Buch auf und lass den ersten Namen vor, welchen ich sah. „Chrysler."
„Willst du ein Auto auf die Welt bringen? Klingt genauso abgedroschen wie Mercedes."
In Ordnung. Er hatte seine Meinung dazu gesagt und ich musste ihm recht geben. Meine Tochter würde ich definitiv nicht so nennen. „Hast du hier irgendwo einen Stift?", fragte ich ihn. „Dann kann ich die Namen, welche nicht geeignet sind, herausstreichen." Blake griff in die Innentasche seines Jacketts und gab mir einen Kugelschreiber, der vermutlich mehr Wert war, als das Outfit, welches ich trug.
Während ich den ersten Namen strich, bemerkte ich, wie absurd es war. Ich ging, gemeinsam mit Blake, Namen für meine Tochter durch. Er war nicht ihr Vater und doch ließ ich ihn an der Namensfindung teilhaben. Vermutlich hatten Männer wie er auch einen anderen Blickwinkel darauf. Es machte mich traurig, dass er nicht ihr Vater sein konnte. Er würde sich vermutlich gut um sie kümmern. Mein Herz fühlte sich an, als würde man daran ziehen. Ich durfte nicht so für ihn fühlen. Vermutlich würde ich daran zerbrechen, denn wir könnten niemals zusammen sein.
Ich klappte das Buch zu, um es gleich darauf, an neuer Stelle aufzuschlagen. „Lovina."
„Was soll das sein? Willst du, dass alle an ein Putzmittel denken, wenn sie ihren Namen sagt? Denn daran erinnert er." Blake redete nicht um den heißen Brei herum, während wir weiter durch New Jersey fuhren.
„Du findest wohl jeden Namen schlecht."
„Bambi, es sind erst zwei Namen. Es werden mit Sicherheit noch mehr. Also nenn mir noch einige, damit ich diese ebenfalls abschmettern kann."
Hatte er vor, jeden Namen schlecht zu finden? „Mach du doch einen Vorschlag", schlug ich ihm vor und schlug erneut das Buch zu. „Ich blättere durch die Seiten und du sagst mir, wann ich stoppen soll."
Mein Vorschlag begeisterte ihn, also schlug ich wahllos, solange Seiten auf bis er Stopp rief. Blake nahm seine rechte Hand vom Lenkrad und zeigte blind auf einen der Namen.
„Nie im Leben!", protestierte ich. „Du hast geschummelt!"
„Was steht denn da?"
„Blake."
Er schien nicht zu begreifen und fragte mich erneut, was für einen Namen er ausgewählt hatte.
„Blake. Du hast auf Blake getippt."
Ein selbstgefälliges Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Das ist ein toller Name. Ich mag ihn. Mach ein Sternchen daran. Er kommt in die engere Auswahl."
DU LIEST GERADE
Unbreakable
RomanceSolange sie denken kann, bevorzugt Lyas Familie ihre kleine Schwester. Scheinbar auch ihr eigener Ehemann. Earl will sich von Lya scheiden lassen, um ihre jüngere Schwester heiraten zu können und niemand in der Familie scheint ein Problem damit zu h...