Lya
Ich genoss es, dass Blake die Nächte bei uns im Krankenhaus verbrachte und ich mich an ihn kuscheln konnte. Wenn ich meinen Kopf auf seine Brust bettete und er seine Arme um mich legte, kam ich mir beschützt vor. Als könnte niemand mir etwas antun. Schien mein Herz schneller zu schlagen, wenn er mich ansah, so beruhigte es sich, sobald er mich in seinen Armen hielt.
Es war kurz nach drei Uhr. Ria hatte sich vor einer halben Stunde bemerkbar gemacht und wollte sich scheinbar gar nicht mehr beruhigen. Nach dem Stillen lief ich mit ihr im Arm auf und ab, doch nichts schien zu helfen. Irgendwann musste ich auf die Toilette und gab sie Blake. Er schien, dieselbe Wirkung auf sie zu haben wie auf mich. Kurz nachdem ich die Badezimmertür hinter mir geschlossen hatte, war es ruhig und Ria gab nur noch einige, wenige Geräusche von sich, welche mich an ein vergnügtes Quietschen erinnerten. Ich könnte eifersüchtig sein, wenn es sich nicht um Ria handeln und ich sie genauso vergöttern würde, wie Blake es tat.
Lange hatte ich nicht gebraucht, doch als ich zu ihnen zurückkam, lag Ria bereits auf Blakes Brust und schien langsam in den Schlaf hinüber zu gleiten.
„Und wo soll ich liegen?", fragte ich und setzte mich neben Blake auf das Bett.
„Gib uns noch zehn Minuten", sprach er ruhig. „Dann lege ich sie zurück."
Immer wenn ich sah, wie er sie in seinen Armen hielt und mit so viel Zuneigung auf sie blickte, machte mein Herz einen Sprung. Zum einen war dort diese bedingungslose Liebe, welche ich für Ria empfand und auf der anderen Seite waren meine Gefühle für Blake, die sich mit nichts vergleichen ließen. Einst dachte ich, dass ich Earl lieben würde. Aber meine Gefühle für Blake ließen meine vorangegangenen Schwärmereien für meinen Ehemann wie einen Witz erscheinen.
„Ich habe dir etwas mitgebracht", sprach er ruhig. „Aber ich bin noch nicht dazu gekommen, es dir zu geben. Es liegt in meiner Tasche." Er deutete auf seine kleine Reisetasche, welche sich auf der Kofferablage befand.
Ich stand wieder auf und öffnete den Reißverschluss, als ich nach wenigen Schritten bei der Tasche ankam. Mir fiel sofort die braune Aktenmappe auf, welche zu oberst lag. „Was ist das?", fragte ich und ging zu ihm zurück.
„Mach es auf", forderte er und im ersten Moment war ich verwirrt, als ich das Bild eines, für New Jersey, typischen Stadthauses sah.
Kurz sah ich zu Blake, dann aber wieder auf das Exposé, welches ich aufgeregt durchsah. Es beinhaltete Fotos, allgemeine Informationen und einen Plan des Grundrisses, auf welchem man die Raumaufteilung genau heraussehen konnte. „Was ist das?", fragte ich erneut und vielleicht würde er mir nun eine Antwort geben.
„Hier", begann er und zeigte mit einem Finger auf die Wand, welche scheinbar Küche und Hauswirtschaftsraum voneinander trennte, „könnte man die Wand herausnehmen und somit die Küche vergrößern. Dann gäbe es auch einen direkten Zugang zum Garten. Von der Küche kommt man in das Esszimmer. Man könnte aber auch noch einen Zugang vom Flur schaffen." Er erklärte mir genauestens, was seine Pläne für die einzelnen Räume waren, während ich ihm zuhörte, aber dennoch perplex war.
„Blake", unterbrach ich ihn irgendwann. „Was möchtest du mir damit sagen?"
Er legte Ria zurück in ihr Bett, welches an unserem stand und schenkte mir dann seine ganze Aufmerksamkeit. „Wenn du zustimmst und das Bauunternehmen schnell genug ist, könnten wir Weihnachten im Haus sein."
„Du möchtest mit uns dort leben?"
„Natürlich. Wir sind eine Familie", bekräftigte er. „In deiner Wohnung ist es so schon recht eng und meine Wohnung gleicht eher einem Büro. Dort hätten wir genügend Platz und falls es dich nicht zu sehr abschrecken sollte, wohnen meine Eltern auch nicht weit entfernt."
Aus einem Impuls heraus nahm ich sein Gesicht zwischen meine Hände und presste meine Lippen auf seine. Es war, als würde ein Feuer in mir brennen, denn zum ersten Mal küssten wir uns. Nicht so wie bisher, wenn wir uns kleine Zuneigungen schenkten. Diesmal war es anders und es war fantastisch. Meine Hände wanderten automatisch in seinen Nacken, während er mich auf seinen Schoß und somit näher an sich zog. Mein ganzer Körper fühlte sich heiß an und am liebsten würde ich ewig in dieser Position verharren. Irgendwann mussten wir uns jedoch voneinander lösen, denn wir beide brauchten Luft zum Atmen.
„Das war der Wahnsinn." Blake war sichtlich außer Atem und mir ging es nicht anders. In seinem Blick konnte ich soviel Wärme und Zuneigung sehen und war kurz überrascht, denn noch nie hatte ein Mann mich so angesehen. „Du bist so wunderschön."
Erneut trafen sich unsere Lippen und unbewusst begann ich damit, mich an ihm zu reiben. Seine Erektion und die Hitze, die von meiner Mitte ausging, waren intensiv spürbar. Irgendwann beendete er unseren Kuss.
Blake lehnte seine Stirn an meine. Er brachte etwas Abstand zwischen uns, hielt mich aber weiter in seinen Armen. „Versteh mich nicht falsch, aber du hast gerade erst Ria geboren. Wenn du dich weiter an mir reibst, kann ich für nichts mehr garantieren."
Ich verstand ihn. Trotzdem war ich frustriert, denn ich war äußerst erregt und ihm schien es nicht anders zu gehen. Noch immer deutlich spürte ich die Beule, an der ich mich bis vor wenigen Momenten noch gerieben hatte. Tief in mir genoss ich es, dass ich eine solche Wirkung auf ihn hatte. Auch, wenn wir unser Handeln abbrechen mussten.
„Wir sollten noch etwas schlafen. Wer weiß, wie lange Ria diesmal durchschläft." Zwar war es mein Vorschlag und tief in mir wusste ich, dass es so am besten war, aber innerlich könnte ich mich ohrfeigen. Ich wollte diesen Mann, wie noch nie jemanden zuvor.
Blake ließ sich zurück in die Kissen fallen und mit einer fließenden Bewegung zog er mich sanft mit. Unsere Beine waren ineinander verschlugen. Ich bettete meinen Kopf auf seiner Brust und lauschte dem beruhigenden Herzschlag. Er legte eine der Decken über unsere Körper, anschließend strich er mit einer Hand meine Wirbelsäule sanft auf und ab.
„Die Ärztin meinte, dass wir sechs Wochen warten sollen", flüsterte ich und spürte, wie er leise lachte. „Warum lachst du?"
„In sechs Wochen wird Ria die erste Nacht bei meinen Eltern verbringen. Am besten gleich ein komplettes Wochenende."
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Unbreakable
RomanceSolange sie denken kann, bevorzugt Lyas Familie ihre kleine Schwester. Scheinbar auch ihr eigener Ehemann. Earl will sich von Lya scheiden lassen, um ihre jüngere Schwester heiraten zu können und niemand in der Familie scheint ein Problem damit zu h...