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Lya

„Mein kleiner Engel. Ich werde dich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen." Während Derek seinen ganzen Charme spielen ließ, dankte Ria es ihm mit den typischen glucksenden Geräuschen, welche sie stets von sich gab, sobald sie wach war. Vorausgesetzt sie hatte keinen Hunger und verschaffte ihren Unmut darüber lautstark Gehör. Wenn sie ihn nicht schon beim ersten Augenaufschlag in ihren Bann gezogen hatte, tat sie es spätestens als sie nach einem seiner Finger griff und sich diesen in den Mund steckte. „Du bist so ein liebes Mädchen", schwärmte er weiter. „So klein und perfekt."

„Du hättest sehen sollen, was sie heute Morgen in ihrer Windel hatte", unterbrach Blake ihn. „Das war alles andere als klein."

Ich lachte, weil ich es selbst miterlebt hatte und Blake sich, beim Öffnen ihrer Windel, wegdrehen musste. Er hatte sehr mit dem zu kämpfen, was er gesehen und gerochen hatte. Um ihn immer an diesen besonderen Moment zu erinnern, denn es war das erste Mal, dass er sie selbst wickelte, hatte ich diesen glorreichen Moment mit meinem Handy gefilmt. „Emma", wandte ich mich an seine
Mom und nahm mein Handy in die Hand. „Sieh es dir an. Ich dachte, er übergibt sich jeden Moment."

„Macht euch ruhig über mich lustig", warf Blake ein und sah auf sein Handy. Er blickte heute ständig darauf.

„Du kannst ruhig gehen, wenn du noch etwas vorhast", sprach ich zu ihm. Während Emma beinahe Tränen lachte, als sie sich das Video ansah, war Derek noch immer von Ria gefesselt. Somit bekamen sie nicht viel von unserem Gespräch mit.

„Und euch alleine lassen?"

„Wir werden es schon überstehen. Außerdem können wir nirgends hin." Ich musste noch mindestens zwei Tage in der Klinik bleiben. „Und deine Eltern sind da. Nachher kommen Jenny, Mark und die Kinder. Ich werde also nicht alleine sein."

In seinen Augen erkannte ich, dass Blake mit sich kämpfte. „Es ist nur ein Freund, der heute in der Stadt ist. Ich kann ihn auch vertrösten."

Ich legte meine Hand auf seine und zeigte in Richtung der Tür. „Du hast auch noch ein Leben außerhalb dieses Zimmers. Geh und triff dich mit deinem Freund. Zuvor solltest du aber duschen."

„Stinke ich?" Er schien sichtlich irritiert. „Ich kann auch hier duschen und..."

„Nun geh", lachte ich. „Und wenn du zurückkommst, schmuggelst du mir eine Pizza hier rein."

„Ich werde nicht lange weg sein", versprach er und stand auf.

„Junge", schaltete sich nun Derek ein. „Wir sind hier und passen auf. Ria wird später schon nicht mit einem Kriminellen durchbrennen, nur weil du jetzt ein paar Stunden unterwegs bist."

Es schien, als würden sich Blakes Augen verdunkeln, als er prophezeite, dass er sowas nie zulassen würde und ich glaubte ihm. Ich bekam noch einen schnellen Kuss auf die Stirn, dann verabschiedete er sich. In nicht einmal einem Tag war er mit Fleisch und Blut zum Vater geworden. Wahrscheinlich nahm er sich Derek zum Vorbild, denn er nahm Blake von Anfang an als sein Kind an und dieser würde es bei Ria nicht anders machen. Es hatte mich trotzdem überrascht, als er seinen Familiennamen für Ria wählte und sich selbst als Vater eintrug. Es machte mich glücklich und zeitgleich beruhigte es mich, denn so würde ich mir Earl vom Hals halten, sollte ihm doch einmal einfallen, dass er eine Tochter hatte.

„Nun da er gegangen ist, würden wir gerne mit dir reden, Liebes", begann Emma. Bei vielen Menschen würde ich nun Angst bekommen, aber nicht bei den zweien. Ich vertraute ihnen vollends und wusste, dass sie mir nichts Böses wollten. Also saß ich entspannt in einem der Sessel und sah die beiden abwechselnd an.

„Ich habe mit einem Freund gesprochen und er würde dich bei deiner Scheidung unterstützen." Derek hatte noch immer Ria in seinen Armen und wiegte sie sanft hin und her. „Er meinte, er würde auf deinen Wunsch hin alles aus deinem Mann herausquetschen."

„Danke für euren Einsatz, aber ich habe Angst, dass Earl dadurch an Ria herankommen könnte. Ich will nicht, dass er etwas mit ihr zu tun hat oder sie mir wegnehmen könnte."

Emma legte eine ihrer Hände auf meine. „Dafür haben wir natürlich Verständnis. Aber Ria ist nun eine Harrison und somit unsere Enkelin. Wir würden sowas niemals zulassen. Es gibt Mittel und Wege, sowas zu verhindern. Blake hat bereits den ersten Schritt getan, indem er sich als leiblicher Vater in ihre Geburtsurkunde eintragen ließ. Somit hat er weitaus mehr Rechte als Earl."

„Dein Mann müsste einen Vaterschaftstest einklagen. Das können wir so weit wie möglich herauszögern und somit sehr teuer für ihn machen", sprach Derek weiter.

Kurz dachte ich nach, kam aber zu dem Entschluss, dass die beiden wussten, was sie mir vorschlugen und mich in jedem Fall unterstützen würden. „In Ordnung. Was muss ich machen, um die Scheidung in die Wege zu leiten?", fragte ich.

„Gar nichts", antwortete Derek. „Du wirst nichts machen und abwarten."

„Wieso?"

„Wenn er tatsächlich deine Schwester heiraten will, soll er die Scheidung einreichen und dafür bezahlen. Sobald er das macht, schaltet sich dein Anwalt ein." Emma brachte es auf den Punkt. Im Grunde brauchte ich mich nur zurücklehnen und warten. „Jetzt kommen wir zu dem Teil, der Blake wahrscheinlich zum Ausflippen bringt", sprach sie weiter. „Dein Mann weiß nicht, wo du dich aufhältst und das musst du ändern."

„Und du musst es Blake sagen." Derek lachte unsicher. „Bei dir wird er wahrscheinlich nicht so an die Decke gehen und wäre rücksichtsvoller."

„Ich soll was machen?" Ich verstand natürlich was sie meinten, aber mich an Earl zu wenden, um ihm zu sagen, wo ich mich aufhielt, bereitete mir bereits jetzt Kopfschmerzen. „Mich mit Earl in Verbindung zu setzen, halte ich für eine schlechte Idee."

„Du musst es nicht sofort tun." Zwar sprach Derek mit mir, doch war er zu sehr von Ria gefesselt, um zu mir aufzusehen. Vorsichtig wippte er sie in seinen Armen umher und sie schien es zu mögen. „Sprich erstmal mit Blake darüber, vielleicht hat er eine Idee. Verbringe die nächste Zeit in Ruhe mit deiner kleinen Familie. Du bist ja nicht diejenige, welche vorhat, zu heiraten. Also lehne dich so lange zurück, wie du möchtest. Sammle deine Kräfte, damit du zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen kannst."

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