40.Greifer & Todesser

47 7 1
                                    

Etwas unsanft landete ich auf dem Boden. Desorientiert blickte ich mich um und bemerkte, dass uns Hermine wieder in einen Wald mit hohen Tannen gebracht hatte.
„Geht es dir gut?", hörte ich Leon neben mir und blickte in seine Richtung. Mein Beschützer stand bereits wieder auf den Beinen und bot mir seine Hilfe zum Aufstehen an. Dankbar nahm ich seine Hand an und ließ mich mit seiner Unterstützung hochziehen.
„Soweit ganz gut. Und dir? Hast du dir durch den Schrank etwas gebrochen?", fragte ich, als ich mir meines Gleichgewichts sicher war und klopfte mir ein paar Nadeln von meiner dunklen Hose. Dabei sah ich erleichtert, dass es Samira auch gut ging, da sie zwischen uns hin und her schlich.
„Mir geht es gut. Zumindest ist noch alles dran."
Erleichtert seufzte ich und wandte mich anschließend zu den anderen um.
„Und bei euch alles in Ordnung?", richtete ich mich an das goldene Trio. Dieses stand ebenfalls wieder auf eigenen Beinen und sah sich um, bis auf meine beste Freundin.
„Also bei mir schon", kam es von Hermine sofort und strich sich eine lose Strähne dabei hinter das Ohr.
„Bei mir auch", stimmte Harry ihr zu und richtete seine Brille auf der Nase.
„Das könnt ihr doch nicht ernst meinen? Wir sind gerade von diesem irren Lovegood geflüchtet, der uns wie billigen Schrott verscherbeln wollte", platzte es ungehalten aus Ron heraus. Etwas überrascht von seinem Ausbruch zog ich meine Augenbrauen nach oben und bemerkte, wie auch Samira ihn mit schiefgelegten Kopf ansah.
„Ron, sie haben Luna, seine Tochter einfach verschleppt. Und dass nur, weil er mich unterstützt hat", entgegnete Harry selbstkritisch und ging einige Schritte die Anhöhe hinauf, die sich vor uns erstreckte, blieb dann aber stehen, um augenscheinlich tief durchzuatmen. Niedergeschlagen von der vorherigen Aktion blickte ich zu Leon. Anscheinend war ich nun auch so gesucht wie Harry, dass sie andere wie Mr Lovegood dazu zwangen uns beide bei Gelegenheit festzuhalten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, erkannt und mit meinem richtigen Namen angesprochen zu werden. Aber neben dieser Sache spukte mir immer noch die Geschichte der drei Brüder durch den Kopf. Doch war jetzt nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken. Kopfschüttelnd blickte ich in die Runde, da ich wissen wollte, wie wir fortfahren sollten ... nach diesem Fauxpas.
Aber ehe ich etwas sagen konnte, viel mir Samira auf. Sie umkreiste mich unruhig und wirkte in ihrer Gestalt verändert. Auch ihr Kopf bewegte sich in alle Richtungen, als würde sie eine drohende Gefahr spüren.
„Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht", rief ich laut genug, damit es alle hören konnten. Anhand von Leons Blick, wusste ich, dass er Samiras Transformation bemerkt hatte und sich nun ebenfalls bereit hielt.
„Bist du dir sicher, Thalia?", hörte ich Harry verunsichert fragen und sah zu ihm. Vorsichtig nickte ich und setzte bereits zu einer Erklärung an.

„Sieh mal einer an, was für ein schlaues Ding", hörte ich hinter mir eine belustigte Männerstimme sagen und drehte mich erschrocken um.

Auch die anderen wirkten verschreckt bei dem Anblick der zehn, eher dunkel gekleideten, Männer. Greifer schoss es mir durch den Kopf und zog unauffällig unter meinem Mantel meinen Zauberstab hervor. Als wir alle den Schock entdeckt worden zu sein, verarbeitet hatten, geschah alles ganz schnell. Beinahe zeitgleich drehten wir uns in Richtung Wald um und liefen hinein.
„Worauf wartet ihr? Schnappt sie!", konnte ich die Stimme des Anführers hinter mir rufen hören und beschleunigte mein Tempo. Kaum hatte ich mit Leon und Samira an meiner Seite die Anhöhe passiert, rasten wir durch das Unterholz wie verschreckte Rehe. Ein tiefes Knurren kam aus der Kehle Samiras und mit Erschrecken stellte ich fest, dass sie sich weiter verwandelt hatte.
„Non... convertere!", befahl ich ihr augenblicklich und sah erleichtert im Augenwinkel, wie sie nach kurzem Zögern wieder in ihre normale Katzenform schrumpfte. Ich konnte es nicht riskieren, dass jemand sie in ihrer Felis Vindex Form zu Gesicht bekam. Auch wenn ich gesucht wurde, durfte ich Samira nicht weiter als nötig in das Visier unserer Gegner geraten. Meine Beschützerin war damit eines der wenigen Ässer, die wir hatten. Und das sollte so lange wie möglich auch bestehen bleiben.
Gehetzt sprang ich über einen umgestürzten Baumstumpf, als ich hinter uns zwei Paar Schritte bemerkte. Mit einem kurzen Schulterblick konnte ich zwei recht junge Greifer ausmachen, die uns auf den Fersen waren.
Locomotor Mortis!", rief ich zwei Mal und sah, wie unsere Verfolger augenblicklich zu Boden fielen. Sofort richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder nach vorn, um nicht irgendwo hängen zu bleiben. Dabei bemerkte ich Leons anerkennenden Blick an mich gewand, ehe auch er wieder geradeaus blickte.
In einiger Entfernung konnte ich ein paar undeutlich gesprochene Zauber wahrnehmen und hier und da ein dumpfes Geräusch.
„Wir müssen... dich hier fort bringen", meinte Leon beunruhigt und blickte sich um, als wir an einer weiteren Senke ankamen. Gerade in dem Moment erschienen auch Hermine und Harry und rannte diese ebenfalls hinunter.

„Zu spät", keuchte ich erschöpft und bemerkte, wie die Greifer hinter den beiden erschienen und auf uns zu steuerten.

Verzweifelt richteten sich die Augen meiner besten Freundin auf mich.
„Vertrau mir", formte sie stumm mit ihren Lippen die Worte, ehe ein rötlicher Lichtstrahl auf mich zu kam. Dann wandte sie sich Harry zu und feuerte einen Zauber auf ihn, der ihn rücklings umwarf.
„Sie hat deine Haar- und Augenfarbe verändert. Zu Dunkelbraun und Blau", erklärte er mir, während wir zu Hermine und Harry eilten, die jeweils am Boden hockten. Ich konnte nur noch sehen, wie der schwarzhaarige Junge ihr etwas mitteilte und dass ihm von meiner besten Freundin ein Brandzauber auferlegt wurde. Doch da wurde ich auch schon unsanft an meinem Handgelenk zurückgehalten.
„Na na na, meine Hübsche. Nicht so stürmisch", hörte ich die lachende Stimme des Anführers hinter mir.
„Rühr sie bloß nicht an!", kam es wütend von Leon. Auch Samira zu meinen Füßen begann bedrohlich tief zu knurren und richtete ihre zu Schlitzen verengten Augen auf den Mann. Mein bester Freund wollte mir schon zu Hilfe eilen, als auch er von einem Greifer festgehalten wurde. Ungehalten begann Leon sich zu wehren und zwang seinen Angreifer mit wenigen Handgriffen zu Boden. Doch als zwei weitere Männer hinzukamen, hatte er seine Schwierigkeiten.
„Nun beeilt euch endlich. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", kam es gelangweilt von dem Anführer und umklammerte mittlerweile auch mein zweites Handgelenk, da ich begonnen hatte, um mich zu schlagen.
Vor Wut beinahe schäumend, richtete sich Leons erster Angreifer wieder auf und richtete seinen Zauberstab gegen ihn. Augenblicklich schlangen sich einige metallne Ketten um den Körper meines besten Freundes, was ihm ein schmerzhaftes Keuchen entlockte.
„Hört auf damit!", schrie ich entsetzt und versuchte, nun umso mehr zu ihm zu gelangen. Auch Samira hatte nun ihre Geduld verloren. In ihrer Katzenform attackierte sie meinen Angreifer, biss und kratzte ihn.
„Au ... nehmt endlich dieses Vieh von mir!", schrie der Mann und versuchte, meine Beschützerin abzuschütteln. Dabei riss er mich mit hin und her, wobei ich sehen konnte, wie sie sich in seinem Bein verbissen hatte. Bevor ich jedoch reagieren konnte, schoss ein heller, rötlicher Lichtstrahl auf Samira zu und ließ sie starr zu Boden fallen.

„Nein! Samira!", schrie ich verzweifelt und fing wieder an mich zu wehren.

„Wenn ich du wäre, meine Hübsche, würde ich damit aufhören. Denn ganz schnell kann aus deiner gelähmten Plüschkatze eine tote werden", flüsterte mir der Greifer widerlich süß ins Ohr und augenblicklich hielt ich still. Doch meine Augen verharrten weiterhin auf meiner Beschützerin, die mich mit ihren grünen Augen musterte.
„Warum nicht gleich so? Bringt die anderen hierher in eine Reihe!", befahl der Mann und sofort hörte ich das Rascheln der trocknen Blätter auf dem Waldboden. Nach einem kurzen Aufblicken, bemerkte ich, dass Ron ebenfalls in Ketten gefangen war wie Leon und er sowie Hermine und der verunstaltete Harry von je einem Greifer festgehalten wurde.
„Nun wen haben wir alles hier. Muggelstämmige oder Schulschwänzer?", überlegte mein Angreifer belustigt und gab einem seiner Helfer ein Zeichen. Das für Jugendliche oder Erwachsene unseres Alters eine strikte Schulpflicht herrschte, hatte ich all die Monate über verdrängt gehabt.
Der Angesprochene trat auf uns zu und übernahm meine Festnahme, damit der Anführer sich unsere Gruppe genauer angucken konnte. Er war normal groß, hatte etwa schulterlange dunkelbraune Haare, trug eine graukarierte Hose mit einem schwarzen Mantel. Erschreckenderweise erkannte ich, dass er um seinen Hals Hermines roten Schal trug, den sie vor einigen Wochen an einem Baum festgebunden hatte. Sie hatten ihn als Zeichen für Ron zurückgelassen, damit er unserer Spur folgen konnte.
„So wen haben wir hier?", meinte der Anführer und schlenderte auf Leon zu. Dieser blickte ihn wutentbrannt an, so dass ich Angst hatte, dass er jederzeit sein Feuer auf ihn loslassen würde. Doch als der Mann auf ihn zusteuerte, blieb mein Beschützer still und reckte ihm nur trotzig das Kinn entgegen.
„Nicht sehr gesprächig, was?"
Die Greifer hinter Leon lachten auf diesen Kommentar nur hinterhältig und verpassten ihm beide einen Schlag in die Seite. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass Leon zu ihrem Vergnügen nun ausrasten würde. Jedoch kam nicht ein Mucks über seine Lippen, auch wenn ihm die Schmerzen im Gesicht gestanden schrieben.
„Scabior, komm mal her", kam es von einer bullig gebauten Silhouette, die neben Harry stand. Mit Schrecken erkannte ich Fenrir Greyback, den Werwolf, der gerade zu dem Anführer gesprochen hatte. Unbeeindruckt schlenderte dieser Scabior auf ihn zu und verzog angewidert das Gesicht.
„Was ist den mit dir passiert, Missgeburt? Sag mir deinen Namen!", richtete er sein Wort an Harry. Dieser blickte zwischen den beiden Greifern hektisch hin und her.
„Dudley... Vernon Dudley", kam es von dem schwarzhaarigen Jungen, der im Gesicht große Beulen und Narben trug von dem Brandzauber.
„Schlag es nach!", befahl der Anführer es einem anderen Greifer, der ein kleines Notizbüchlein aufschlug. Währenddessen schritt er auf Hermine zu, die ihn angewidert dabei beobachtete.
„Und du, hübsches Kind, wie lautet dein Name?", fragte er sie mit einer öligen Stimme und versuchte, ihr dabei über die Wange zu streicheln. Angeekelt wandte sie ihren Kopf ab und reckte dabei ihr Kinn.
„Penelope Clearwater, Halbblut", kam es von ihr kurz angebunden. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ihr Blick zu mir herüber, der ebenso wie meiner voller Angst war. Leider blieb unser stiller Kontakt nicht unbemerkt, sodass Scabior nun wieder zu mir kommen wollte, als ihn eine Stimme innehalten ließ.
„Ein Vernon Dudley ist hier nicht aufgelistet."
„Hörst du das, Missgeburt? Die Liste sagt, dass du lügst", meinte der Greifer und ging wieder auf Harry zu.
„Dann muss die Liste falsch sein. Ich habe euch meinen Namen gesagt", kam es schnell von Harry, bevor er von Greyback am Hinterkopf leicht nach unten gezogen wurde. Für eine Sekunde blieb es still um uns herum, bis die nachdenkliche, jedoch bestimmende Antwort dieses Scabiors kam.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt