1.Ankunft im Fuchsbau

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Und so vergingen auch die restlichen Tage in Hogwarts, in denen wir darauf warteten, auf unbestimmte Zeit unsere Schutzzone zu verlassen. Nun, da wir die Begrenzung unseres Aufenthalts kannten, wurde es uns deutlicher gemacht, wie verzwickt und gefährlich die nächste Zeit werden würde. Nach unserem Gespräch mit Professor McGonagall, hatten wir, Leon und ich ihre Worte sacken lassen und das Thema für den verbleibenden Abend ausgelassen. Die Tage darauf nahmen wir das Angebot unserer Professorin in Anspruch, in dem wir die Gewächshäuser und die Kerker aufsuchten. Von Feuersalamander-Blut, Baumschlangenhaut und Greifenklauenpulver über Weinrautenessenz und Florfliegen sammelte sich ein kleiner Vorrat in verschlossen Ampullen und Dosen in meiner magisch vergrößerten Tasche. Jedoch nahmen wir nur so viel mit, damit es nicht auffällig wurde. Zwar hatte Professor McGonagall uns versichert, dass die Zaubertrankzutaten erst in den nächsten Wochen nachbestellt werden würden, doch wollte weder Leon noch ich ein zusätzliches Risiko eingehen. 
Nun standen wir mit gepackten Koffern und Taschen im Gryffindorgemeinschaftsraum. Ich wollte mir die Räumlichkeiten meines Hauses ein letztes Mal ansehen, denn ich wusste nicht wann oder ob ich hier je wieder zurückkommen würde.
,,Thalia?", riss mich Leons fragende Stimme aus meinen Gedanken. Leicht benommen sah ich zu ihm und nickte zaghaft.
,,Ich bin soweit. Lass uns zu Professor McGonagall gehen", antwortete ich ihm und wandte mich unserem Gepäck zu.
,,Reducio!", murmelte ich mit einer geübten Handbewegung und ließ es schrumpfen, bis sie problemlos in meine verzauberte Tasche passten. Schnell verstaute ich meinen Zauberstab wieder an meinem Gürtel und ebenso unser Gepäck. Nachdem das erledigt war, wandte ich mich Leon und Samira zu, die sich auf meinen Blick kommentarlos in Bewegung setzten.
Ich würde diesen Ort vermissen und die unzähligen Tage und Abende, die ich hier mit den Anderen verbracht habe. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf den Gemeinschaftsraum, passierte ich das Portrait der fetten Dame und lief zusammen mit meinen Beschützern die verzauberten Treppen hinab. Unser Ziel war der Innenhof, der mit seinem angrenzenden Weg nach Hogsmead führte, denn von dort aus wollte Professor McGonagall mit uns disapparieren.
Die ganze Zeit über blieben wir still und hingen unseren Gedanken nach, bis wir das Portal erreichten, an dem uns bereits unsere Lehrerin erwartete.
,,Guten Tag Miss Rave und Mister Cervis. Sind Sie bereit für unsere Reise?", fragte sie uns fürsorglich und musterte mich besonders intensiv. 
,,Ja, das sind wir. Eine andere Wahl haben wir auch nicht", antwortete ich ihr mit einem halbherzigen Lächeln und sah dann zu Leon, welcher mir stumm zustimmte. Von der Professorin kam daraufhin nur ein kleines Seufzen.
,,Ich weiß, Miss Rave. Und glauben Sie mir, wenn ich könnte, würde ich das ändern. Der Krieg hat schon jetzt zu viele Opfer gefordert."
Bedrückt senkte ich meinen Blick und versuchte keine Tränen zu vergießen, bei dem Gedanken an die schreckliche Nacht. An die Nacht, in der Harry und ich mit ansehen musste, wie Albus von Snape getötet wurde und unser Lehrer zu einem Verräter wurde.
Als ich merkte, wie Leon sanft nach meiner Hand griff, räusperte ich mich ein paar Mal, ehe ich wieder zu meiner Hauslehrerin sah.
,,Ich bin soweit, Professor."
Mit einem mitfühlenden Blick und knappen Nicken, wandte sie sich mit einer Geste um, ihr zu folgen. So machten wir vier uns auf den Weg in das magische Dorf. Dorthin wirkte selbst die sonst so lebhafte Natur von Hogwarts trüb und verlassen. Nur in ganz weiter Ferne konnte ich ein paar Spatzen beobachten, die auf der unüblicher Weise ruhigen peitschenden Weide saßen und ihre Umgebung musterten. Auch so waren kaum Geräusche zu vernehmen, bis auf unsere Schritte auf dem Kiesweg und den leichten kühlen Windböen, die sich ihren Weg durch das Geäst suchten. Es wirkte beinahe so, als ob auch die Ländereien und ihre Bewohner über den Verlust des Schulleiters trauerten.
Wie lange wir zum Dorf brauchten, bekam ich nicht genau mit. Doch als wir knapp einhundert Meter vor dem Dorfschild stehen blieben, drehte sich meine Lehrerin zu uns um und sah uns eingehend an.
,,Ab hier verschwindet die Grenze zum Apparieren. Wenn Sie drei soweit sind, nehmen Sie bitte Samira auf Ihren Arm und ergreifen jeweils eine Hand von mir", wendete sie sich an uns und sah dabei besonders zu Leon, der zuvor noch nie appariert war. Dementsprechend sah er sie auch ein wenig nervös an.
,,Leon? Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es fühlt sich so ähnlich an wie durch ein Portal zu reisen. Und du kannst Professor McGonagall vertrauen, dass sie uns heil an zu den Weasleys bringt", wandte ich mich in einer beruhigenden Tonlage an ihn. Zwar noch etwas skeptisch, sah er mich bei diesen Worten an, holte dann aber leise Luft und nickte zustimmend.
,,Ich bin bereit", meinte er in die Runde und stellte sich an Professor McGonagalls linke Seite. Schnell nahm ich noch Samira auf meinen Arm und hielt sie fest an mich gedrückt, ehe ich auf die andere Seite trat. Auffordernd hielt uns meine Lehrerin jeweils eine Hand hin und sah uns noch ein letztes Mal an. Für einen kurzen Augenblick wandte ich mich zu dem Schloss um und dachte an die schöne Zeit, die ich dort verbringen durfte. Dann wandte ich mich wieder um und ergriff als Letzte die vor mir erhobene Hand. Und kaum, dass ich die schlanke Hand der Professorin umschlossen hatte, breitete sich das vertraute flaue Gefühl in meiner Magengegend aus und meine Sicht bekannt sich schnell zu verzehren. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit huschten farbige, grelle oder dunkle Fetzen durch mein Sichtfeld, was mich dazu veranlasste Samira nur noch stärker festzuhalten.
Unsere Reise dauerte nur wenige Sekunden und doch war ich froh, als meine Füße wieder festen Boden spürten und ich Professor McGonagall loslassen konnte. Noch leicht desorientiert blickte ich nach links, nur um einen leicht, um die Nase, blassen Leon zu erblicken. Auch Professor McGonagall folgte meinem Beispiel und guckte zu meinem Beschützer.
,,Dafür, dass Sie das erste Mal mit jemanden apparierten, haben Sie sich gut geschlagen. Viele Schüler hatten nach den ersten Versuchen einen sehr flauen Magen, müssen Sie wissen", sprach sie ihm ihr Lob aus.
,,Wirklich? Kann ich gar nicht nachvollziehen warum", meinte Leon etwas benommen und verstimmt, was mir ein leichtes Lächeln entlockte.
,,Wenn Sie beide mir folgen wollen? Wir müssen noch ein paar hundert Meter laufen, ehe wir am Fuchsbau sind", erhob unsere Lehrerin wieder das Wort und lief voraus, ohne auf unsere Antwort zu warten. Zügig folgten wir ihr durch das Acker-ähnliche Gelände und versuchten in kein verstecktes Erdloch zu treten.
,,Es fühlt sich also wie eine Portalreise an, ja?", wandte sich Leon flüsternd an mich und musterte mich kritisch. Belustigt über seine Reaktion, musste ich ein Lachen unterdrücken.
,,So schlimm war es doch gar nicht", entgegnete ich ihm, bemüht nicht in Gelächter auszubrechen.
,,Wenn du durchgeschleudert und verzerrt werden als 'nicht so schlimm' betitelst, dann ja."
Bei Hellmir, dachte ich mir, Leon reagiert mal wieder über. Er ist nun mal jemand, der gern die Kontrolle bei allem behält und solche Situation nicht leiden kann, in denen er es nicht kann.
Gerade als ich daraufhin etwas erwidern wollte, bemerkte ich, dass etwa zwanzig Meter vor uns ein kleines Häuschen mit heller Außenfassade stand. Es wirkte auf mich ein bisschen schräg und nicht rechtwinklig gebaut und doch versprühte es eine wohlige, familiäre Atmosphäre. Neben mir bemerkte ich, wie auch Leon seine innere Diskussion mit sich selbst unterbrochen hatte und den Fuchsbau neugierig musterte. Kaum hatten wir die Haustür erreicht, drehte sich meine Lehrerin zu uns um, ehe sie drei Mal beschwingt an die Tür klopfte. Kaum zwei Sekunden später öffnete sich die Tür auf magische Weise und eine ältere Frauenstimme war zu hören die 'Kommt ruhig schon herein. Ich bin gleich bei euch!' rief. Mit einem kurzen Seitenblick zu Leon folgten wir dieser Aufforderung und betraten den Fuchsbau. Und so wie ich es mir schon gedacht hatte, war auch das Haus mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt worden, denn das Innenleben der Küche, die wir so eben betreten hatten, war größer als von außen vermutet. Neugierig musterte ich den Raum und bemerkte begeistert einige Pfannen die sich selber sauber wuschen und Tassen, die sich von selbst in den dazugehörigen Schrank einsortierten. Und auch wenn die Möbel und das restliche Mobiliar zu allen möglichen Stilrichtung und Farbgebung gehörten, ergaben sie zusammen eine Ruhe, die mich leicht entspannen ließ. Auch bei Leon bemerkte ich diesen Effekt, da seine Haltung und sein Gesichtsausdruck lockerer wurden. Kaum hatte ich diese Beobachtung getätigt, hörte ich ein paar schnelle Schritte eine hölzerne Treppe herunter poltern. Einen Augenblick später trat ein Frau in mein Blickfeld. Sie war ein bisschen kleiner als ich, ein wenig kräftig und besaß rotes lockiges Haar. Ihre braunen Augen strahlten uns voller Wärme an, als sie auf uns zu kam.
,,Minerva, wie schön dich wiederzusehen. Ist alles gut verlaufen auf dem Weg hierher?", fragte die Mutter meiner Freunde und reichte der Professorin zur Begrüßung die Hand.
,,Ganz meinerseits, Molly. Es ist alles gut verlaufen, keine Vorkommnisse. Wenn ich darf, würde ich dir gern deine neuen Gäste vorstellen", erwiderte die Hexe freundlich und drehte sich dann zu uns um.
,,Das ist Thalia Rave, deine Kinder werden sicherlich schon von ihr erzählt haben. Zu ihrer linken Seite befindet sich ihr bester Freund Leon Cervis und die Katze auf ihrem Arm ist Samira."
,,Freut mich Sie kennen zu lernen, Miss Weasley", entgegnete ich, als diese auf mich zukam und wollte ihr meine Hand zur Begrüßung reichen, als diese mich in eine mütterliche Umarmung zog. Etwas überrumpelt erwiderte ich diese Geste mit meinem freien Arm.
,,Ich habe schon vieles von meinen Kindern über dich gehört, natürlich nur Gutes. Es ist schön dich kennenzulernen."
Mit diesen Worten wandte sie sich zu Leon um und zog auch diesen in eine herzliche Umarmung, was ihn ein wenig verwirrte und unsicher machte. Durch seine Aufgabe als Beschützer war er es gewohnt eine beobachtende Rolle zu spielen und nicht in das Geschehen mit eingebunden zu werden. Als Molly ihn wieder losließ, wandte sie sich wieder Professor McGonagall zu. Dieses Mal jedoch mit einer etwas ernsteren Miene.
,,Ich schätze, du willst noch etwas mit mir bereden, oder?"
,,Das will ich in der Tat", antwortete die Angesprochene und straffte dabei ihre Schultern. Wieder freundlich lächelnd, wandte sich die Mutter der Weasley-Kinder an uns.
,,Ginny und Ron müssten oben in ihren Zimmern sein. Ein Mal das letzte Zimmer ganz oben und das dritte von unten."
Zwar war ihre Aussage eher ein Angebot, doch durch ihren Blick und der Anwesenheit von meiner Professorin, verwandelte diese in eine Aufforderung, die keine Widerrede zuließ.
,,Dankeschön", entgegnete ich deshalb, setzte Samira noch schnell auf den Boden ab und zu dritt gingen wir in die Richtung, aus der Molly Weasley vorhin gekommen ist. Als wir schließlich vor der Treppe standen, mussten wir beide erst einmal den Kopf in den Nacken legen. Denn das Treppenhaus folgte keiner richtigen Konstruktion: in jeder Etage war eine andere Tür zu sehen, die Wänden waren auch immer wieder mit anderen Tapeten gestaltet worden und die Holztreppe wirkte von hier unten sehr schräg. Aus dem Augenwinkel nahm ich Leons zweifelnden Blick wahr, bevor wir gemeinsam die Stufen erklommen.
,,Findest du nicht, dass das hier ein noch größerer Kontrast ist zu unserem Zuhause, als Hogwarts?", fragte er mich leise, damit die zwei Frauen im Erdgeschoss ihn nicht hören konnten.
,,Schon, aber irgendwie fühlt es sich hier nach Geborgenheit an", erwiderte ich und blieb in der dritten Etage vor einer rötlichbraunen Holztür stehen. Vorsichtig klopfte ich an die Tür und hörte aus dem Inneren ein kurzes Stimmengewirr gefolgt von schnellen Schritten. Mit einem schnellen Ruck öffnete sich die Tür und eine verwundete, jedoch strahlende Ginny empfing uns.
,,Thalia, Leon...was macht ihr denn hier?", rief sie verwundert und viel mir vor Freude um den Hals. Fröhlich erwiderte ich diese Geste und blickte hinter ihr ins Zimmer, in dem Ron gerade von einem Stuhl aufgestanden war. Auch er war überrascht, grinste uns aber wie seine Schwester fröhlich an.
,,Ja, was macht ihr hier? Nicht, dass wir uns nicht freuen würden", schloss er sich dem Gespräch an. Während er Leon die Hand reichte zur Begrüßung, ließ Ginny mich los und begrüßte meinen besten Freund, nachdem sich Ron mir mit einem Händedruck zugewandt hatte. Vielsagend blickte ich zu meinem Beschützern und dann nach unten, wo vermutlich immer noch die beiden Frauen miteinander sprachen. Anscheinend begriff Ginny unseren Blickwechsel und machte den Weg in ihr Zimmer frei.
,,Kommt, wir können das auch hier in meinem Zimmer besprechen."
Dankend lächelte ich sie an und betrat mit Leon und Samira ihr Reich. Es war ein kleines Zimmer, mit gerade einmal soviel Platz für einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank, ein Bett, ein kleines Bücherregal und Raum für eine weitere Schlafgelegenheit. Überall hingen Poster einer Quidditchmannschaft und ein Gryffindor-Wimpel thronte  stolz über ihrem Bett.
Zwar war der Raum sehr klein, doch wirkte er auf mich sehr persönlich und heimlich, sowie der Teil des Fuchsbaus, den wir bisher gesehen hatten. Zusammen quetschten wir uns auf Ginny ihr Bett und die beiden Geschwister sahen uns neugierig an.

Heyho,
hier ist das erste richtige Kapitel. Jetzt geht der zweite Teil der Geschichte erst richtig los. Bleibt gespannt, auf das, was noch folgen wird.

Eure Julia

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt