41.Malfoy Manor

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Unsicher blickte der blonde Junge vor Harry von ihm zu seiner Tante. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er zu uns, ehe er zu Boden schaute.
„Ich ... bin mir nicht ganz sicher", kam es vorsichtig und leise über seine Lippen. Innerlich atmete ich auf. Draco hatte uns alle erkannt, doch hatte er uns nicht verraten ... zumindest jetzt noch nicht.
„Draco", ertönte die tiefe Stimme von seinem Vater. Mit großen Schritten ging er auf ihn zu und legte ihm eine Hand in den Nacken. Auch wenn die Reaktion nur kurz war, so bemerkte ich das Zusammenzucken von Draco. Und ich konnte mir gut vorstellen, dass er diese Geste früher oftmals gespürt haben musste. Wie ein Kaninchen, was man mit festen Griff am Nacken packte. Nur damit es nicht davon lief und sich verstecken konnte.
„Wenn wir es sind, die dem Dunklen Lord Harry Potter ausliefern. Dann ... dann kann alles wieder so wie früher werden, ja?"
Selbst aus der Ferne bemerkte ich, wie sich der Griff um Dracos Nacken ein wenig verstärkte. Zögerlich nickte er und wandte sich wieder Bellatrix zu, die die Unterhaltung mit wachsamen Augen verfolgt hatte.
„Na na na, Mr Malfoy. Wir wollen doch nicht vergessen, wer Ihnen die Truppe eigentlich gebracht hat", mischte sich der Greiferanführer hinter mir ein. Dabei streifte sein Atem mein Ohr und verursachte eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper.
„Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen so mit mir in meinem eigenen Haus zu reden!", polterte der blonde Hausherr ungehalten. Wäre ihm seine Frau nicht in den Weg getreten, wäre er sicherlich auf den Greifer und somit auf mich losgegangen. Ängstlich verfolgte ich das Paar, wie es sich wieder zurückzog und dann zu Bellatrix und Draco blickte. In jeder Sekunde, die ich hier verbrachte, wurde das Risiko größer, dass sie auch mich entlarvten. Denn ich war mir sicher, dass sie Details zu meinem Aussehen und Ähnliches erhalten hatten.
„Und ist er es, Draco? Wir müssen uns absolut sicher sein, wenn wir ihn rufen. Uns darf kein Fehler unterlaufen. Gerade deswegen, weil wir ihm nur den Potter-Jungen ausliefern würden."
Verstohlen blickte ich, mit angehaltenen Atem zu Leon und bemerkte, dass sein Gesicht blass geworden war. Doch auch Hermine und Ron stand die Nervosität und Angst ins Gesicht geschrieben. Sie suchten also auch aktiv nach mir und nicht nur nebenbei, falls ich ihnen über den Weg laufen sollte.
„Was ist mit seinem Gesicht?", fragte Draco. Und es schien, als wollte er Zeit schinden. Ob nun für uns oder sich, konnte ich nicht genau sagen.
„Ja was ist mit seinem Gesicht?", kreischte Bellatrix und wandte sich in unsere Richtung um. Mit schnellen kleinen Schritten trat sie auf uns und die Greifer zu.
„Keine Ahnung. Der sah schon so aus, als wir sie festnahmen", kam es von diesem Sethfield.
„Ein Brandzauber vermutlich. Wer hat ihn abgefeuert? Etwa du?", sinnierte die Todesserin und drehte sich ruckartig zu mir um. Erschrocken zuckte ich zusammen, auch deswegen, weil sie auf mich zu kam. Wie ein Raubtier musterte sie mich, so dass ich Angst hatte, dass sie Hermines Zauber durchschauen konnte. Doch dann ging sie urplötzlich weiter zu meiner besten Freundin herüber und sah ihr in das Gesicht.
„Oder doch eher du, Mädchen? Ihre Zauberstäbe!"
Überrumpelt reichte ihr einer der Todesser unsere Zauberstäbe, sowohl Hermines als auch meinen. Glücklicherweise war es der Greifer, der nur unsere Zauberstäbe hatte und nicht die der Jungs auch noch. Denn dann wäre eine für uns fatale Frage aufgekommen: Wieso existierten nur vier Zauberstäbe, anstatt fünf?
Ein leises Murmeln kam drang aus dem Mund der Todesserin und augenblicklich stoben aus der Spitze meines dunklen Zauberstabes mit den hellen Elementen gelbliche Funken.
„Beinklammerfluch. Von wem ist der?", wandte sich die Hexe an uns und hielt meinen Zauberstab in die Höhe.
„Der ist von der Kleinen da hinten, bei Scabior", kam es schnell von dem Mann mit den etwas zu großen Sachen und deutete auf mich. Augenblicklich verkrampfte ich mich, als der dunkle Blick der Frau wieder auf mich fiel. Jedoch wandte sie sich wieder um, was mich ein wenig entspannte. Dieses Mal war Hermines Zauberstab dran und sofort flogen rot-schimmernde Funken durch die Luft.
„Erwischt", meinte Bellatrix merkwürdigerweise erfreut und betrachtete unsere Runde. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie wirkte wie zu einer Salzsäule erstarrt. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf und entdeckte mit Schrecken, dass dieser Sethfield Hermines Perlenhandtasche hatte. Doch in der anderen Hand hielt er etwas viel Bedeutenderes: das Schwert von Godric Gryffindor.
Ein Fakt wunderte mich aber. Warum hatte ich meine Tasche noch? Alle anderen waren durchsucht worden, nur meine kleine Tasche hing noch quer über meinem Brustkorb unter dem Mantel. Hatten sie es einfach nur vergessen, oder in mir einfach keine Bedrohung gesehen?
„Woher ... hast du das?", hauchte die dunkelhaarige Hexe und deutete auf das Rubin besetzte Schwert. Verwirrt blickte der Greifer herunter zu seiner Hand und grinste sie dann überheblich an.
„Hab' ich in ihrer komischen Handtasche gefunden. Schätze es gehört nun mir."
Diese Worte waren ein fataler Fehler gewesen, denn schon in der nächsten Sekunde japste der Mann nach Luft. In ihrer Wut hatte die Todesserin ein Seil um seinen Hals gezaubert und schnürte ihm die Kehle zu. Hinter mir bemerkte ich, wie der Anführer mich nur noch mit einer Hand an beiden Handgelenken festhielt. Schnell war er wenige Schritte nach vorn gegangen.
„Hey was soll das? Lassen Sie-", doch weiter kam er gar nicht mit Sprechen. Wie ein Blitz schnellte ein Seil aus der Spitze des Zauberstabes von Bellatrix. Dabei verfehlte sie nur knapp meinen Hals und traf diesen Scabior. Erschrocken stolperte ich nach vorn, als dieser mich losließ, und sah zu, wie der Greifer sich verzweifelt an die Kehle griff. Selbst in dem diffusen Licht konnte ich erkennen, wie sein Gesicht immer dunkler und roter wurde.
„Raus hier! Raus!", schrie die dunkelhaarige Todesserin und schleuderte weitere Zauber auf die anderen. Taumelnd ließen sie die anderen drei los und erschrocken wichen wir an die Wand zurück. Jedoch kamen wir nicht weiter, da uns Dracos Mutter mit erhobenen Zauberstab aufhielt. Mit keuchenden Atem huschte mein Blick zwischen den um Luft ringenden Greifern und Mrs Malfoy hin und her. Ihre grauen Augen beobachteten jede unserer Bewegungen, doch schwang in ihnen eine Spur der Verunsicherung mit.
Kaum waren alle Greifer durch die Salontür verschwunden, wandte sich Bellatrix Lestrange mit wahnsinnigen Blick in unsere Richtung. Mit schnellen Schritten trat sie vor Hermine und mich.

„Cissy, bring die Jungs und das Katzenvieh in den Keller! Ich werde hier ein kleines Gespräch führen mit den beiden. Von Frau zu Frau."

Mit eisernem Griff packte die Hausherrin Leon und Ron an ihren Jacken und stieß sie in Richtung Tür. Erst da viel mir eine kleine steinerne Treppe neben dieser auf, die hinter einer breiten Säule versteckt lag.
Nur im Augenwinkel bemerkte ich, wie sich sowohl Leon als auch Ron und Harry dagegen wehrten. Doch gegen Dracos Eltern und einen weiteren kleineren Zauberer hatten sie unbewaffnet keinerlei Chance. Mit deutlicher Gegenwehr wurden die drei in den Keller abgeführt und verschwanden aus meinem eingeschränkten Blickfeld. Samira wurde derweil grob am Nacken gepackt mit nach unten genommen.
Während diesen Momenten hatte uns die Todesserin nicht einen Moment lang aus den Augen gelassen. Ihre dunklen, beinahe schwarzen Augen bohrten sich in meine und dann hinab auf meinen Hals. Noch ehe ich reagieren konnte, schwenkte sie ihren Zauberstab und plötzlich hielt sie meine Kette in der Hand. Erschrocken wollte ich danach greifen, doch hielt sie mich mit einer drohenden Bewegung ihres Zauberstabes davon ab.
„Na na na. Wir wollen doch nicht übermütig werden", lachte sie auf und warf meine Kette zu Draco herüber. Nur ganz knapp bekam er das Medaillon zu fassen und verhinderte somit einen Aufprall mit dem Boden.
„Mit dir fange ich an, du Diebin", meinte die Todesserin auf einmal an meine beste Freundin gewandt. Unwirsch riss sie Hermine weg von meiner Seite. In ihren Augen stand die blanke Panik, doch trotzdem bewegte sie tonlos die Lippen. Und dieses Wort versetzte mich in eine kurze Schockstarre: Neumond.
In all der vorherigen Hektik bei Mr Lovegood hatte ich vergessen, an die heutige Mondphase zu denken und den Schutztrank einzunehmen. Und nun war auch noch mein Anhänger weg.
„Draco, kümmer dich um die andere. Sie kommt auch noch dran", rief Bellatrix dem jungen Malfoy zu. Schnell, jedoch mit zögerndem Blick kam Draco auf mich zu. Erschrocken wich ich einen Schritt zur Seite, doch war mir klar, dass ich nichts unternehmen konnte. Zumindest nicht, ohne meine Identität preiszugeben. Dann hätten wir erst recht ein Problem, wenn die Umbrae hier auftauchen sollten.
Mit einem starken, bestimmenden Griff umfasste Draco meine Handgelenke und zwang mich, ein paar Schritte in den Raum zu gehen.
„Sieh genau hin, Schätzchen. Das wird dir auch noch blühen", kam es drohend von der Todesserin und grinste mich wahnsinnig an. Aus Trotz und ein wenig als Zeichen, dass ich nicht vorhatte mich zu beugen, riss ich an meinen Handgelenken. Doch konnte ich mich keinen Millimeter aus Dracos Griff befreien.
„Oh eine Kämpfernatur. Wenn dir das nicht zum Verhängnis wird."
Mit diesen letzten, bedrohlichen Worten wandte sich die dunkel gekleidete Hexe von mir ab und warf Hermine achtlos auf den Boden. Ächzend vor Schmerzen hob diese den Kopf und starrte zu der Todesserin empor. Doch diese tat nichts weiter, als ihr drohend den Zauberstab entgegenzuhalten und zu lachen.
Crucio!", rief sie und augenblicklich begann Hermine zu schreien. Entsetzt starrte ich zu dem Szenario und versuchte, vergeblich, aus der Umklammerung meiner Handgelenke zu kommen.
„Tu das nicht, Thalia", flüsterte Draco so leise, dass ich es beinahe überhört hätte.
„Es verschlimmerte deine Situation nur."
„Ach ja. Gib mir meine Kette wieder!", erwiderte ich nur knapp, ebenso leise wie er. Verstohlen blickte ich zur Seite zu seinen Eltern, doch anscheinend waren die beiden zu sehr in ein Gespräch verwickelt, als das sie uns bemerkt hätten.
Andererseits übertönten die markerschütternden Schreie meiner besten Freundin vieles, weswegen sie uns nicht bemerkten. Verzweifelt blickte ich zu Hermine. Ihre sonst so warmen Augen, hatten sich vor Schmerzen geschlossen und ihr gesamter Körper war verkrampft. Lediglich ihr Brustkorb bewegte sich hektisch, während sie schrie.
„Warum hilfst du ihnen?", wisperte ich enttäuscht aber auch verärgert, ohne meinen Blick von Hermine abzuwenden.
„Ich ... ich hatte keine andere Wahl", kam es zögernd von ihm.
Just in dem Moment beendete die Hexe den Folterfluch und beugte sich über meine beste Freundin.
„Das war doch erst der Anfang", meinte sie lediglich. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie sich über sie gesetzt und drückte ihr den Zauberstab an die Kehle.
„Nun zur eigentlichen Frage: Was habt ihr noch aus meinem Verließ bei Gringotts gestohlen, widerliches Schlammblut?"
„Ich ... wir haben nichts gestohlen. Wirklich nicht", schluchzte Hermine und bebte vor Todesangst.
„Tja ich glaube dir aber nicht. Crucio!"
Abermals erfüllten ihre gellenden Schreie den Saal und ließen mich erschaudern.
„Du hättest fortgehen können", wandte ich mich wieder leise an Draco und zog verzweifelt an meinen Handgelenken.

„So wie du, Prinzessin Thalia."

Erschrocken hielt ich inne. Beinahe befürchtete ich, dass die restlichen Malfoys und die Todesserin diese Worte gehört hatten. Denn für mich hallten sie in meinen Ohren wie ein donnernder Glockenschlag wider.
„Ich musste. Und gib mir meine Kette. Sonst endet das nicht gut", presste ich leise hervor und starrte zu Hermine herüber. Ihre Schreie waren versiegt und zurückblieb ein klagendes Wimmern. Auf den Rücken liegend starrte sie zu mir, mit einem Blick, der so viel bedeutete wie: Verrate dich nicht.
„Das ... kann ich nicht einfach so", wisperte Draco in einem spürbaren Zwiespalt mit sich selbst.
„Anscheinend willst du nicht mit mir darüber sprechen. Wurmschwanz, hol den Kobold!"
Schnelle Schritte waren zu hören und verstummten nach und nach.
„Dann gehen wir über zu einer anderen Frage derweil. Wo habt ihr eure Freundin gelassen, die süße Prinzessin?"
Starr vor Schreck blickte ich zu den beiden herüber. Auch wenn es zu viel verlangt war, so betete ich zum Geiste Hellmirs, dass Hermine nichts verriet.
„Nein? Wieder keine Antwort? Dann ändern wir halt die Methode", rief Bellatrix ungerührt von Hermines Wimmerlauten und richtete ihren Zauberstab auf den Unterarm. Ein Glühen erschien an der Spitze und augenblicklich begann Hermine wieder zu schreien.
„Nein", hauchte ich verzweifelt. Alles in mir sträubte sich dagegen, dieses Versteckspiel aufrecht zu erhalten. Ich wollte meiner besten Freundin helfen, doch hielt mich Draco davon ab.
„Tu das nicht."
„Das hast du nicht zu entscheiden!", presste ich leise hervor und starrte weiterhin auf Hermine.
„Bitte tu es einfach nicht."
Leise ertönten Schritte und erwartungsvoll hob die Todesserin den Kopf.
„Das wurde auch Zeit", meinte sie und stand mit einem herablassenden Blick zu meiner besten Freundin auf. Nur schwer konnte ich mich von ihrem Anblick lösen und sah, wie der gesetzte Zauberer einen Kobold in Hemd und Stoffhose gekleidet in den Raum hinein stieß. Mit bösem Blick musterte er ihn, doch ehe er etwas sagen konnte, bemerkte der Kobold den auf ihn gerichteten Zauberstab von Bellatrix.
„Nun Kobold. Lass uns ein wenig plaudern. Da hin!", sagte die Hexe und deutete an eine Stelle der Wand wenige Meter von Hermine entfernt. Widerwillig setzte sich der Gefangene in Bewegung, wobei seine dunklen Augen kurz auf mich fielen.
„Stehen bleiben! Also ich frage dich nun ganz nett. Wer ist in mein Verließ gekommen?"
Wie ein Raubtier wanderte Bellatrix Lestrange vor ihm auf und ab, den Zauberstab dabei drohend auf ihn gerichtet.
„Als ich das letzte Mal bei Ihrem Verließ war, war alles in bester Ordnung", erwiderte der Kobold ruhig und verfolgte jede Bewegung der Todesserin.
„Ach ja. Und warum hat dieses widerliche Schlammblut dann das Schwert bei sich gehabt?"
Ohne, dass ich es wirklich mitbekommen hatte, spielte die Frau mit den zerzausten Locken unablässig mit einem kleinen Dolch in den Händen. Jedoch ohne den Blick von dem anderen Gefangenen abzuwenden oder den Zauberstab sinken zu lassen.
„Ich weiß es nicht", kam es gelassen von dem Kobold. Anscheinend brachte dies die Hexe allmählich zur Weißglut, denn ohne Vorwarnung belegte sie ihn mit dem Folterfluch. Als seine schmerzerfüllten Laute, Schreie waren es keine gewesen, verstummten und er sich auf den Boden hat sinken lassen, trat Bellatrix auf ihn zu.
„Ich wiederhole mich ungern, Kobold", wisperte sie gefährlich leise und starrte ihn unablässig an.
„Also frage ich dich noch einmal. Und du solltest wirklich vorsichtig sein mit deiner Antwort."
„Ich weiß nicht, wer in Ihr Verließ eingebrochen sein soll."
„Du weißt es nicht. Wieso tust du nicht deine Arbeit? Wer drang in mein Verließ ein?"
Ihre Stimme war lauter geworden und bescherte mir ein unangenehmes Gefühl.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt