12.Magische Anlässe

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Überrascht von den Worten des grimmig dreinblickenden Ministers, schaute ich mit großen Augen zu den anderen. Doch anscheinend erging es dem goldenen Trio nicht anders, denn auch diese sahen sich unwissend um. Unbeeindruckt von unserer Reaktion fuhr Mr Scrimgeour fort und ließ den Brief vor sich in der Luft schweben.
„Als Erstes zu Mr Ronald Bilius Weasley. Ihm hinterlasse ich meinen Deluminator. Eine Erfindung von mir selbst, die, so wie ich hoffe, Ihm in Zeiten der Dunkelheit ein Licht aufweisen wird."
Mit diesen Worten holte er einen kleine metallenen Gegenstand aus einem Stück Stoff hervor und überreichte ihm diesen. Skeptisch legte ich den Kopf schief, da ich mit dieser Errungenschaft nichts in Verbindung setzen konnte. Lächelnd nahm der Rotschopf das Erbstück entgegen und betrachtete es neugierig von allen Seiten.
„Den hat er mir vermacht? Brilliant, aber was kann er?", entgegnete er und schielte dabei zu dem Zauberer. Doch dieser konnte es ihm augenscheinlich auch nicht beantworten und zuckte lediglich mit den Schultern. Interessiert betrachtete Ron den Deluminator und lies den Kopf, der Erfindung aufschnappen. Dabei geschah etwas Außergewöhnliches, denn aus einer angeschalteten Stehlampe flog die Lichtquelle auf das Erbstück zu und verschwand in diesem. Mit einem leisen Klicken verschloss der Weasley-Junge den magischen Gegenstand und nach einigen Sekunden der Stille, öffnete er wieder den Verschluss und die Lichtkugel schoss zurück zu der Stehlampe. Beeindruckt betrachtete ich Albus Erfindung und konnte nicht anders als ihn für seinen Einfallsreichtum zu loben.
„Nun zu Ms Hermine Jean Granger, der ich meine Kopie von ‚Die Märchen von Beedle dem Barden' hinterlassen. In der Hoffnung, dass Sie sie unterhaltsam und lehrreich findet", fuhr Scrimgeour fort und zog aus seiner Aktentasche ein kleines, leicht abgegriffenes Taschenbuch. Der Buchdeckel war dabei kunstvoll verziert und zeigten einen älteren Zauberer mit einer Schreibfeder in der Hand. Ehrfürchtig nahm meine beste Freundin das Exemplar in die Hand und fuhr mit einer bedächtigen Berührung der Finger über die Schrift.
„Mum hat mir daraus früher immer vorgelesen. Zum Beispiel die Geschichten ‚Der Zauberer und der hüpfende Topf' oder ‚Babbelhäschen und sein schnatternder Stummelschwanz'."
Skeptisch zog ich meine eine Augenbraue bei der Erwähnung dieser Titel nach oben und war dabei nicht die Einzige. Hermine sowie Harry blickten Ron fragend an.
„Kommt schon Leute. Das Babbelhäschen müsst ihr kennen", rief der rothaarige Junge etwas verwirrt aus und erhielt von uns lediglich ein Schulterzucken oder skeptische Blicke, was ihn zum Schweigen brachte.
„Als Nächstes zu Ms Thalia Rave, einer außergewöhnlichen, jungen Hexe."
Bei diesen Worten von Scrimgeour durchfuhr mich eine seltsame Aufregung und abwartend richtete ich mich auf der Lehne auf. Auch das Trio blickte abwartend zu dem Zaubereiminister.
„Ihr vermache ich zwei Dinge. Zum Ersten mein persönliches Notizbuch, welches sich nur von Ms Rave oder von Ihr befähigten Personen öffnen lässt", verlas der Minister weiter das Testament und überreichte mir ein dickes, in schwarzen Leder gebundenes Buch. Mit leicht zittrigen Fingern nahm ich es entgegen und betrachtete es eingehend. Es war schlicht von seiner Erscheinung und wurde zusammengehalten von einem Lederband mit Drehverschluss. Mich beschlich die leise Vorahnung, dass das Schloss mit demselben Zauber belegt wurde, wie mein Medaillon.
„Zum Zweiten vermache ich Ihr meinen treuen Gefährten Fawkes. Auch wenn er manchmal seinen eigenen Kopf hat, so spürte ich eine gewisse Zuneigung von ihm für Ms Rave ausgehend", fuhr der Zauberer fort und blickte mich am Ende seiner Erzählung abwartend an. Verwirrt starrte ich zurück und wusste nicht recht, was er von mir erwartete.
„Mr Scrimgeour, gibt es etwas, was Sie mir noch sagen oder überreichen wollen?", wandte ich mich zögerlich an ihn und spürte die Nervosität in mir aufkeimen. Etwas überrascht von meiner Frage räusperte sich der Zauberer vor mir und straffte seine Schultern.
„Wie Sie vielleicht wissen, ist der Phönix ein ausgesprochen seltenes Geschöpf. Es ist bisher nur sehr wenigen Zauberern und Hexen gelungen einen solchen Vogel abzurichten. Danach sind sie auf diese Person, sagen wir, geprägt. Daher verwundert es mich, dass Professor Dumbledore diese Entscheidung getroffen hat", antwortete er mir mit Erstaunen und verschränkte seine Finger in einander.
„Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass seid dem Tod von Professor Dumbledore der Phönix verschwunden ist. Niemand weiß, wo er sein könnte, da sie die magische Kraft besitzen von allein zu erscheinen und wieder zu verschwinden."
Als mir Mr Scrimgeour diese Nachricht mitteilte, wurde mein Blick nachdenklich. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Albus mir gleich zwei Dinge vermachte, von dem einer Fawkes war. Doch wo war der Phönix nur hin verschwunden? Es war mir ein Rätsel, da der Vogel immer eine große und vor allem spürbare Bindung zu meinem Mentor hatte.
Dankbar für die Information nickte ich dem Zaubereiminister zu und umklammerte das Notizbüchlein in meinem Schoß dabei fest. Ein letztes Mal blickte der Mann mit seinen kühlen Augen zu mir, bevor er sich wieder dem Testament zuwandte.
„Kommen wir nun zu Mr Harry James Potter. Ihm vermache ich den Schnatz, den er bei seinem ersten Quidditchspiel in Hogwarts gefangen hat. Als Erinnerung an die Belohnung für Ausdauer und Geschick", las der Scrimgeour den Absatz laut vor und holte am Ende ein Stück schwarzen Stoff hervor. Vorsichtig entfaltete er diesen und zum Vorschein kam der goldene Schnatz, den ich noch nie so nah in Augenschein nehmen konnte. Mit einer bedeutenden Geste hielt der Minister ihm das Erbstück hin, darauf bedacht ihn nicht, ohne das Tuch, zu berühren. Ehrfürchtig betrachteten sowohl Scrimgeour als auch Harry die kleine goldene Kugel. Mit leicht zittrigen Fingern nahm der schwarzhaarige Junge den Schnatz aus dem Tuch, betrachtete diesen kurz abwartend, ehe er ihn als Dank in Richtung des Ministers hob. Dieser ließ sich eigenartigerweise ein wenig enttäuscht in den Sessel sinken. Skeptisch musterte ich den Zauberer, da mir sein Verhalten nicht einleuchten wollte.
„Das war es dann?", fragte Harry nach einer kurzen Stille und stopfte sein Erbstück in seine Hosentasche. Ein wenig überrascht und aus seinen Gedanken gerissen, schaute der Zaubereiminister ihn mit großen Augen an. Kurz darauf blinzelte er ein paar Mal, bevor er sich wieder dem Testament widmete.
„Nicht ganz. Professor Dumbledore hat Ihnen zudem eine weitere Sache vermacht. Das Schwert von Godric Gryffindor. Jedoch oblag es Dumbledore nicht Ihnen ein solches historisch wichtiges Artefakt zu vererben, denn es gehört-", fuhr der Mann fort, wurde aber je unterbrochen.
„Harry. Das Schwert gehört ihm. Es ist in der Stunde der größten Not zu ihm gekommen", meinte Hermine mit ihrer belehrenden Stimme und blickte sich in der Runde um.
„Das Schwert kann jedem wahren Gryffindor erscheinen, Ms Granger. Deshalb zählt es noch lange nicht als dessen Eigentum. Unglücklicherweise ist dies momentan unsere geringste Sorge."
„Entschuldigung?", hakte Harry verwirrt nach und zog seine Stirn kraus.
„Der Aufenthaltsort des Schwertes ist derzeit uns unbekannt. Es ist verschwunden und somit unauffindbar. Egal, was Sie gerade planen, Sie können diesen Krieg nicht allein gewinnen. Er ist viel zu stark."

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt