Flankiert von zwei missmutig dreinblickenden Wächtern wurde eine zierliche Frau Ende dreißig in den Gerichtssaal geleitet. Hektisch sah sie sich um, was auch kein Wunder war, denn neben Umbridge hatten sich auch andere Angestellte des Ministeriums eingefunden und beäugten das Schauspiel wie gefräßige Geier. In meinen Augen war es grotesk und widerwärtig zugleich.
Neben mir bemerkte ich, dass Leon das Geschehen mit großen Augen musterte und anschließend zu mir blickte. Mit einem stummen Kopfschütteln gab ich ihm zu verstehen, dass wir uns nicht einmischen durften, was auch kommen mag. An seinem Gesichtsausdruck bemerkte ich, dass ihm diese Entscheidung nicht gefiel und doch wusste mein Beschützer, dass es nicht anders mit unserem Plan vereinbar war. Somit verfolgten wir als unsichtbare und stumme Gäste die Verhandlung, doch ahnte ich, dass das Urteil bereits gefällt worden war. Gerade als die Ministeriumshexe beginnen wollte, öffnete sich eine Nebentür in diesem düsteren Verhandlungssaal und der blondhaarige Zauberer von vorhin, betrat mit einer Selbstgefälligkeit den Raum.
„Ah, schön, dass Sie es einrichten konnten Mr Yaxley", zwitscherte ihm diese Dolores Umbridge in einem, für mich, unerträglich nervenden Tonfall. Grimmig lächelnd nickte er ihr zu und ließ sich in der untersten Reihe auf einem filigran geschnitzten Ebenholzstuhl nieder. Fragend blickte Leon zu mir und formte mit seinen Lippen stumm die Frage ‚Wer?'und nickte in Yaxleys Richtung. Vorsichtig blickte ich mich um, nur um ihn dann ebenso leise mit dem Wort ‚Minister' auf den Lippen zu antworten. Verstehend sah mein Beschützer wieder zu dem Zauberer, der ein wenig gelangweilt wirkte.
In den Wochen zuvor hatten das Trio und wir durch den Tagespropheten erfahren, dass Pius Thicknesse im Amt als Minister für Hexerei und Zauberei Anfang August von einem gewissen Corban Yaxley abgelöst wurde. Bei dieser Nachricht war nicht nur Harry der Ansicht gewesen, dass der neue Minister ein Anhänger Voldemorts war. Allein seine Ausstrahlung auf den Bildern in der Zeitung und hier im Gerichtssaal strahlte nichts als Dunkelheit aus.
„Marry Elizabeth Cattermole?", begann Umbridge die Verhandlung, als die Angesprochene sich auf einem Stuhl in der Mitte des Raumes niedergelassen hatte. Dabei umkreiste ihr Patronus sie in der Gestalt einer Hauskatze und schickte im Sekundentakt winzige Partikel nach oben, um die Barriere für die Dementoren aufrecht zu erhalten. Verschreckt zuckte die Frau zusammen und schielte vorsichtig zu dem Podest empor.
„Ja?", kam es leise von ihr. Es tat mir leid, sie so zu sehen, doch durfte ich nicht einschreiten.
„Wohnhaft in Chislehurst Garden Nummer 27. Mutter von Maisie, Elly und Alfred. Frau von Reginald", fuhr die Hexe mit einem hinterhältigen Lächeln fort und blickte anschließend in einen kleinen Gang, in dem zwei Silhouetten zu erkennen waren. Auch die anderen Anwesenden blickten sich um und betrachteten neugierig die Neuankömmlinge.
„Reg", hauchte Mrs Cattermole ein wenig erleichtert. Dabei konnte sie nicht ahnen, dass ihr eigentlicher Mann in einer Gasse Londons lag und dies vor ihr Ron war. Etwas steif ging der vermeintliche Mr Cattermole auf die Angeklagte zu, nachdem Harry ihm einen Stoß in den Rücken verpasst hatte. Dadurch fiel Umbridges Blick auf die große Silhouette des Zauberers.
„Danke, Albert", entgegnete sie ihm, woraufhin sie lediglich ein kurzes Nicken von ihm erhielt. Schräg vor mir bemerkte ich, wie dieser Yaxley nun interessierter an dem Geschehen war als vorher.
„Marry Elizabeth Cattermole? Ist es richtig, dass Ihnen heute bei Ihrer Ankunft im Ministerium ein Zauberstab abgenommen wurde? Und dies hier der besagte Stab ist?", begann Dolores Umbridge wieder die Frau auszufragen und zeigte ihr, aber auch den anderen Anwesenden einen kleinen, filigran gearbeiteten rotbraunen Zauberstab. Unfähig zu antworten vor Schreck, nickte Mrs Cattermole lediglich und schluckte angespannt einen Kloß im Hals herunter.
„Würden Sie mir und den Anwesenden hier erzählen, von welchen Zauberer oder welcher Hexe Sie diesen Zauberstab entwendet haben.
„Ich ... habe ihn nicht gestohlen. Diesen Zauberstab habe ich in der Winkelgasse bei Ollivanders erhalten, da war ich elf. Er hat mich ausgesucht", begann die junge Frau mit zitternder Stimme und traute sich kaum Umbridge oder jemand anderes anzusehen.
„Sie lügen. Zauberstäbe suchen sich nur rechtmäßige Hexen aus und Sie sind keine Hexe", belagert die in pink gekleidete Frau die Angeklagte von ihrem Podest aus. Ich konnte ihr ansehen, wie viel Spaß es der Hexe bereitete die Mutter dreier Kinder vor uns so zu trizen.
„Nein das stimmt nicht. Reg, sag es ihnen. Sag ihnen, was ich bin", flehte Mrs Cattermole ihren vermeintlichen Ehemann an und blickte zu ihm. Während dieser Unterhaltung hatte Harry damit angefangen hinter den beiden langsam auf das Podium zu zuschreiten und ließ dabei die Ministeriumshexe nicht einen Moment lang aus den Augen.
Eine kleine Bewegung an seiner rechten Hand ließ mich unter dem Tarnumhang nach meinem Zauberstab am Gürtel greifen.
„Was tun Sie da Albert?", fragte Umbridge ihn in einem süßlichen, jedoch verwirrten Ton. Auch ihr Patronus wandte sich mit gesträubten Nackenfell in seine Richtung. Da sah ich mit vor Schreck geweiteten Augen, dass der Vielsafttrank seine Wirkung verlor, denn seine Gesichtszüge verwandelten sich allmählich wieder zurück.
„Sie lügen, Dolores", begann Harry drohend und kam noch einen Schritt näher auf sie zu.
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Engel der Finsternis (II.Teil)
FanfictionEs könnte für die Bewohner der Erde und vor allem Hogwarts nicht schlimmer laufen: ihr Schulleiter, Albus Dumbledore, ermordet durch einen ihrer Lehrer, Todesser werden immer häufiger im Zusammenhang mit schrecklichen Folgen gesichtet und der Dunkle...