11.Harrys Geburtstag

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Und ich sollte recht behalten. Die bevorstehende Hochzeit lenkte wirklich jeden von uns von den vergangenen und noch kommenden Ereignissen ab. Mrs Weasley wuselte dabei jeden Tag durch den Fuchsbau und verteilte großzügig Aufgaben. Doch, was besonders auffiel, war die Tatsache, dass das goldene Trio sowie Leon und ich immer getrennt oder höchstens zu zweit irgendwo etwas erledigen sollten. Dies hatte, wahrscheinlich, mit der Diskussion von uns allen zutun an dem Tag nach Harrys Abholung aus dem Ligusterweg.

Nachdem ich mit Mr Weasley nach unserer Unterhaltung den Fuchsbau betrat, bemerkte ich, dass mittlerweile auch der restliche Teil der Bewohner des Fuchsbaus im Erdgeschoss war. Wenn auch nicht ganz freiwillig, da einige von ihnen so aussahen, als ob Mrs Weasley sie zeitig aus den Betten geworfen hatte. Besonders Ron rieb sich ein paar Mal über die noch verschlafen wirkenden Augen.
„Mum, warum mussten wir so zeitig aufstehen?", fragte der Rotschopf missmutig, bemüht darum ein Gähnen zu unterdrücken. Sofort drehte sich Mrs Weasley zu ihrem Sohn um, und ich konnte in ihren Augen erkennen, dass diese Frage nicht so gut war.
„Entschludigen Sie, oh werter Prinz von und zu, dass ich Sie wecken musste. Wenn ich daran erinnern muss, dein Bruder heiratet in vier Tagen und wir müssen noch einiges vorbereiten", entgegnete sie ihm giftig und wandte sich wieder dem Herd zu, auf dem bereits das Frühstück in den letzten Zügen vorbereitet wurde.
„Es ist doch nicht meine Hochzeit", murmelte Ron etwas grummelig, damit es seine Mutter nicht hören konnte. Doch anscheinend hatte er das Gehör seiner Mutter unterschätzt. Denn diese drehte sich mit einem feurigen Blick um, der dem meiner Mutter Konkurrenz machte. Kurz darauf war der Raum von mehreren leisen Lachern erfüllt, die Ron mit einer missmutigen Miene versuchte, im Keim zu ersticken.
„So Kinder, jetzt gibt es ersteinmal Frühstück", meinte dann Mrs Weasley, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten. Und mit einigen ausladenden Zauberstabbewegungen flogen Teller, Besteck, Tassen und einige Pfannen auf den Tisch, sowie Karaffen mit Tee, Kaffee oder Saft. Keiner von uns entgegnete etwas daraufhin und setzte sich lediglich auf einen Platz am großen Küchentisch. Als auch die Mutter der Familie Weasley bei uns saß, begannen wir das Frühstück und unterhielten uns über belanglose Sachen und die Dinge, die noch zu erledigen waren. Einzig und allein Harry blieb weitestgehend still und stocherte mehr in seinem Essen herum, als dass er davon aß. Dies hatte ich während des Frühstücks bemerkt, es jedoch nicht angesprochen, da es bei mir auch nicht viel besser aussah. Der ‚Traum' von letzter Nacht lag noch schwer in meinem Magen.
Als schließlich auch der letzte Bissen heruntergeschluckt war, räumte Mrs Weasley mit einem Schlenker ihres Zauberstabes den Küchentisch auf. Danach verabschiedete sie sich für einen kurzen Augenblick in die Wäschekammer. Währenddessen verkrümmelten sich die Zwillinge zurück in ihr Zimmer und Mr Weasley in seine Garage. Zurück blieben Ginny, Leon, das goldene Trio und ich mit Samira auf dem Schoß in der Küche.
„Harry, was ist los mit dir? Du hast kaum einen Bissen herunter bekommen", begann Hermine das Gespräch nach einer unangenehmen Stille. Schnaubend blickte der Angesprochene umher, ehe er auf sie einging.
„Das ganze hier, die Hochzeit und das Verhalten der anderen. Ich meine, draußen braut sich ein Krieg zusammen und wir sitzen hier. Und tun was? Wir bereiten eine Hochzeit vor, als ob das Böse da draußen nicht existieren würde. Weder, dass die Todesser uns verfolgt und angegriffen haben, noch dass da jemand ist, der Thalia Schaden zufügen will", redete er sich in Rage und deutete am Ende auf mich.
„Eigentlich sollten wir uns auf die Suche der Horkruxe konzentrieren. Die Aufgabe, mit der uns Professor Dumbledore betreut hat. Wenn ihr meine Meinung hören wollt: sobald sich die Gelegenheit bietet, gehe ich los und suche nach diesen Dingen."
Einen kurzen Augenblick war jeder stumm und verarbeitete das Gesagte des schwarzhaarigen Jungen. Schlussendlich war es Ron, der sich als Erster aus seiner Starre lösen konnte.
„Warte eine Sekunde. Du wirst dich garantiert nicht alleine da raus wagen. Das ist viel zu gefährlich. Immerhin hast du die Spur noch auf dir."
Bei dieser Aussage wurde ich hellhörig, aber auch Leon neben mir war nun noch interessierter an dem Gespräch als vorher.
„Was meinst du mit ‚die Spur'? Ist das irgendein Zauber?", fragte mein bester Freund und richtete sich auf seinem Stuhl ein wenig auf. Alle der anderen vier Anwesenden sahen ihn mit großen Augen an und blickten in der nächsten Sekunde zu mir. Doch ich konnte nichts weiter tun, außer mit den Schultern zu zucken.
„Ich weiß es auch nicht. Zwar kann ich mich daran erinnern, dass Albus diese Spur einmal erwähnt hatte, doch ist dies schon Jahre her", meinte ich und starrte erwartungsvoll in die Runde.
„Es verwundert mich ein wenig, dass ihr nicht wisst, was dies ist. Besonders du, Thalia. Aber um es kurz zu erklären: jeder Zauberer oder Hexe unter siebzehn Jahren hat die Spur auf sich. Wegen ihr kann auch das Ministerium zurückverfolgen, ob ein Minderjähriger außerhalb der Schule gezaubert hat. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit, verschwimmt diese Spur und man kann auch nicht mehr so einfach aufgespürt werden. Wenn also jemand unerlaubter Weise einen Zauber ausübt, kann die Regierung dies schnell herausfinden und dementsprechend bestrafen", klärte uns Hermine auf und ließ ihren Blick zwischen Leon und mir hin und her wandern.
„Also würde das bedeuten, dass Ginny und Harry aber auch Thalia noch von dem Ministerium aufgespürt werden könnten", fasste Leon die Situation kurz für sich zusammen und erhielt von mir ein zögerliches Nicken.
„Du auch Thalia?", mischte sich Harry wieder ein und deute dabei verwirrt auf mich.
„So wie ich es verstanden habe ja. Ich werde laut den Regeln eurer Welt erst am zweiten August volljährig", erwiderte ich nachdenklich. Ich war mir dabei selber nicht sicher, ob diese Regelung auch auf mich zutreffen würde.
Nach meiner Antwort nickte Harry verstehend und lehnte sich nachdenklich auf seinen Stuhl nach hinten.
„Wobei ich mir bei dir nicht sicher wäre, Thalia. Immerhin wissen wir nicht, wie es sich bei jemanden aus Hellmir verhält. Wenn du Glück hast, überdeckt deine andere Magie die irdische und das Ministerium konnte dich noch nie aufspüren", gab Hermine zu bedenken, woraufhin jeder in eine nachdenkliche Stille verfiel. Doch dauerte diese Gesprächspause nicht lange an.
„Um auf den Punkt zurückzukommen. Ich werde nach den Horkruxen suchen und koste es, was es wolle", sagte Harry entschlossen und blickte jeden von uns dabei entschlossen an.
„Aber nicht allein. Ich werde dich begleiten", antwortete Ron ihm und schlug Harry kameradschaftlich auf die Schulter.
„Ich ebenso", meinte Hermine und lächelte ihn aufmunternd an.
„Ich werde euch ebenfalls helfen", erwiderte ich, doch sofort erhielt ich Gegenwind von allen Parteien. Jeder sprach dabei zur gleichen Zeit, so dass ich kein Wort verstand.
„Stop! Ich weiß, dass diese Reise gefährlich ist. Aber Albus war ebenso mein Mentor, wie deiner Harry. Er hatte mich in eure Pläne und Fortschritte eingeweiht. Anscheinend wollte Albus, dass ich dir helfe. Und zudem ist es sicherer für uns alle, wenn wir zusammenbleiben. Sonst müsste der Orden zeitgleich an zwei Orten aufmerksam sein", unterbrach ich das Wirrwarr mit einer lauten Stimme. Damit erhielt ich die Aufmerksamkeit aller an dem Tisch.
„Aber ist das nicht sogar gefährlicher, wenn ihr beide an einem Fleck seid mit Harry? Ich meine ja nur", meldete sich Ron zu Wort und sah mich mit schief gelegten Kopf an.
„Nicht unbedingt. Allein mit Leon in eurer Welt würden wir es wahrscheinlich nicht lange schaffen, ohne Aufsehen zu erregen. Ihr müsst doch zugeben, dass wir uns anders verhalten als andere Zauberer und Hexen", fuhr ich fort und blickte dabei bedeutend zu Leon. Als dieser meine Aussage hörte, nickte er verstehend, was ich auch zugleich als Zustimmung interpretieren konnte. Etwas ratlos sah sich das goldene Trio an, bis sie ergeben nickten.
„In Ordnung, Thalia. Wahrscheinlich ist es sogar nicht schlecht, wenn ihr uns unterstützt. Immerhin werden wir auf unserer Suche einige Aufgaben und Gefahren bewältigen müssen", erwiderte Harry und lächelte uns dankbar an. Doch erlosch dieses schnell, als Mrs Weasleys Stimme hinter ihm ertönte.
„Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein!"

Seit diesem Moment ließ uns die Mutter der Weasley-Kinder die unterschiedlichsten und teilweise irrwitzigsten Aufgaben erledigen. Sei es, dass wir Teller zwei oder drei Mal anders sortieren sollten, oder mehrfach das Gästezimmer der Delacours aufräumen sollten. Selbst als die Familie der Braut anreiste, wurde es nicht besser. Und, dass die Hochzeit immer näher rückte, machte die Sache auch nicht einfacher. Die rothaarige Hexe wurde von Tag zu Tag immer nervöser und aufgedrehter, dass selbst ihr Mann das ein oder andere Mal heimlich die Augen verdrehte. Einzig am Tag vor der Hochzeit herrschte im Fuchsbau ein wenig mehr Ruhe, da es Harrys siebzehnter Geburtstag war. Gemeinsam sangen die Weasleys und Hermine ein Geburtstagslied, welches ich schon einmal gehört hatte. Von jedem bekam er etwas Kleines geschenkt, wie beispielsweise von Leon und mir eine Packung Schokofrösche und von Hermine ein Buch über ‚Verteidigung gegen Flüche und verfluchte Artefakte'. Den gesamten Tag saßen wir zusammen, lachten und genossen die friedliche Zeit. Im Laufe des Nachmittags reisten zudem Hagrid und der zweitälteste Sohn der Weasleys an, Charlie. Der Bruder von Ron war, wie ich in einem Gespräch mithörte, Hüter in einem Drachenreservat, das in Rumänien lag. Er war sehr freundlich und ähnelte, wenn er lachte ganz seiner Mutter. Kurz vor dem Abendessen tauchten dann zusätzlich noch Remus Lupin und seine Frau Tonks auf und gratulierten Harry zu seinem Geburtstag. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass der ehemalige Professor ziemlich blass und erschöpft wirkte in seinem gesamten Erscheinungsbild. Auch erkannte ich, dass er meinen Blicken auswich und nur zu mir und Leon schaute, wenn wir es nicht taten. Ganz so, als wollte er uns vor den anderen aus dem Weg gehen. Als wir wenig später am Abend allesamt am Tisch saßen und gerade den Geburtstagskuchen in Form eines Schnatzes anschneiden wollten, erblickte George in einiger Entfernung zwei Silhouetten.
„Sagt mal Freunde. Was macht denn der Zaubereiminister bei Dad?"
„Und warum kommt er zu uns in den Fuchsbau?", fuhr sein Bruder Fred fort. Sofort lag alle Aufmerksamkeit auf den zwei Männern, die immer näher kamen. Nervös blickte ich zu Leon und ich sah, dass er mit dieser Situation auch nicht wusste umzugehen. Immerhin wussten wir nicht, ob ich im Register wegen meiner irdischen Magie auch hinterlegt war oder nicht. Und wenn nicht, ob uns weitere Probleme heimsuchen würden. Auch Remus Lupin wurde, wenn möglich noch ein wenig blasser im Gesicht, als er den Minister erblickte.
Mr Weasley und Rufus Scrimgeour kamen mit einem strammen Schritttempo auf den langen Gartentisch zu und erst als der Minister vom Licht der magisch erleuchteten Lampions angestrahlt wurde, konnte ich seinen grimmigen Gesichtsausdruck erkennen.
„Guten Abend. Verzeihen Sie, dass ich störe", meinte der Minister, als er an den Tisch heran humpelte.
„Besonders, da ich ungeladen bei einer Festlichkeit zu stören scheine. Übrigens meinen herzlichsten Glückwunsch", fuhr er mit angespannter Miene fort und fixierte dabei Harry mit seinen gelblich erscheinenden Augen.
„Danke", erwiderte der Angesprochene ein wenig verwirrt.
„Ich muss Sie um eine persönliche Unterredung bitten, Mr Potter. Ebenso wie Mr Weasley, Ms Granger und Ms Rave", meinte Scrimgeour ungerührt und sah uns der Reihe nach an. Verwundert und auch ein wenig nervös schoss mein Blick zu dem Zaubereiminister.
„Warum ausgerechnet uns?", hinterfragte Ron überrascht die Aufforderung.
„Das würde ich Ihnen gerne an einem ungestörten Ort erklären wollen. Gibt es hier in der Nähe einen solchen Platz?", antwortete er ihm und wandte sich zum Schluss an Mr Weasley, der ihn ein wenig überrumpelt anstarrte.
„Das ... das Wohnzimmer wäre ein möglicher Ort."
Zustimmend nickte Mr Scrimgeour und drehte sich zu Ron um.
„Wenn Sie mir bitten den Weg zeigen würden", sagte er und deutete mit einer Hand in Richtung Fuchsbau. Zügig lief der Rotschopf voraus in sein Zuhause gefolgt von dem Minister. Ein wenig zögernd folgten Harry und Hermine ihm und auch ich erhob mich, um ihnen zu folgen. Doch hielt mich Leon kurz zurück.
„Wenn du dich unbehaglich fühlst, ich werde das Wohnzimmerfenster im Auge behalten", versicherte er mir und ließ meinen Arm langsam los. Mit einem letzten Blick auf meinen besten Freund ging ich ebenfalls in das Haus hinein. Als ich im Wohnzimmer ankam, saß das goldene Trio etwas gequetscht auf dem Sofa und Scrimgeour ließ sich gerade auf einen Sessel ihnen gegenüber nieder. Mit schnellem Schritt gesellte ich mich zu ihnen und ließ mich vorsichtig auf der Sessellehne nieder, auf die Hermine neben sich gedeutet hatte.
„Da wir nun vollzählig sind, darf ich Ihnen den Grund für unsere Zusammenkunft nennen", begann der Minister und zog aus seiner Aktentasche, die mir zuvor nicht aufgefallen war, einen versiegelten Umschlag hervor. Direkt vor unseren Augen zerbrach er das Wachssiegel und holte einen zusammengefalteten Brief hervor.
„Der letzte Wille und Testament von Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore."

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt