43.Zauberstabmacher Ollivander

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Angenehm warm schienen die Sonnenstrahlen durch das Fenster auf meine Haut. In meinen Händen hielt ich eine nicht mehr ganz so warme Tasse Tee. Fleur hatte sie mir vor einiger Zeit vor die Tür gestellt.
Nach einer Weile hatte ich sie mir dann schlussendlich ins Zimmer geholt und mich mit ihr ans Fenster gestellt. Nun blickte seit geraumer Zeit nach draußen. So wie auch die Tage zuvor schon.
Mit einem wehmütigen Blick verfolgte ich Samiras zierliche Gestalt, wie sie immer wieder durch den Sand um das Haus watete. Seit meiner Verwandlung vor einigen Tagen hatte sie sich nicht mehr in meine Nähe gewagt. Nur aus der Ferne beobachtete sie mich und das Cottage, was Bill und Fleur gehörte.
Es tat so weh, dass sie mir auswich. Und doch konnte ich es ihr nicht verübeln. Sie hatte, so wie die anderen, zum ersten Mal die gesamten Ausmaße des Fluches gesehen. Dabei gemerkt, wie gefährlich ich werden konnte. Und das brachte sie vermutlich auch in einen Zwiespalt. Als eine Felis Vindex ist es ihre Berufung, ihren Schützling vor allem Dunklem zu beschützen. Aber nun stellte ich selbst eine Gefahr da, sowohl für die anderen als auch für mich.
Seufzend wandte ich meine Aufmerksamkeit von der Landschaft ab und betrachtete das Gästezimmer. Ich hatte Glück, dass dies das Kleinste war und die anderen jeweils in zwei anderen Räumen ausreichend Platz gefunden hatten. Sonst würde ich mich nur noch schuldiger vorkommen, ihnen auch noch Platz wegzunehmen.
Seit meinem Gespräch mit Bill hatte ich mich kaum hinaus gewagt aus dem Zimmer. Lediglich um in das Bad zu gehen, verließ ich den Raum.
Die Ereignisse im Malfoy Manor hatten mich ziemlich aus der Bahn geworfen und den anderen erging es wahrscheinlich nicht anders. Nur gingen sie damit besser um, als ich. Selbst Hermine hatte sich den Umständen entsprechend erholt und schmiedete bereits mit Harry und Ron weitere Pläne. Zumindest vermutete ich das aus den wenigen Gesprächsfetzen, die ich ab und zu von unten hörte.
Harry hatte mir nach meiner überstürzten Flucht aus dem Haus erzählt, dass wir nur durch Dobbys Hilfe flüchten konnten. Doch hatte es der kleine Hauself nicht überlebt. Bellatrix hatte einen Dolch in letzter Sekunde auf uns geworfen und ihn dabei getroffen.
Eine einsame Träne rollte über mein Gesicht bei dem Gedanken an den Elfen. Ich hatte ihn wirklich gern und nun war er einfach fort.
Was Leon anging, er war der Einzige, der sich immer wieder von den anderen abkapselte und versuchte, in das Zimmer zu kommen. Doch da ich abgeschlossen hatte, konnte er nicht eintreten. Ich konnte und wollte niemanden sehen ... ich konnte mich ja noch nicht einmal mehr im Spiegel anschauen. Jedes Mal wenn ich in das Bad ging, vermied ich den Blick auf die reflektierende Oberfläche. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst mich selbst nicht mehr wieder zu erkennen.
Würde ich mich nicht jedes Mal zusammenreißen und dem Spiegel aus dem Weg gehen, hätte ich ihn mit Sicherheit schon zerschlagen oder aus dem Fenster geworfen. Doch erinnerte ich mich jeden Moment daran, dass es nicht meine Räumlichkeiten und ich nur Gast war.
Lustlos setzte ich mich in den einsamen Sessel und schnappte mir von der Fensterbank ein Buch. Es war das, was mir Albus hinterlassen hatte. Ich hatte es auch schon angefangen gehabt zu studieren, doch weiter als bis zur zweiten Seite bin ich nicht gekommen. Die Handschrift meines Mentors zu sehen, trieb mir immer wieder Tränen in die Augen.
Doch wenigstens an dem Punkt musste ich mich zusammenreißen und das Buch lesen, was ich längst vergessen hatte. Vorsichtig stellte ich die mittlerweile abgekühlte Tasse auf das Fensterbrett und widmete mich dem Buch. Mit einem tiefen Seufzen öffnete ich den Verschluss und übersprang die ersten zwei Seiten. Sie waren direkt an meine Person gerichtet, als hätte Albus das Buch extra nur für mich geschrieben oder sie nachträglich eingefügt. Welche von beiden Varianten es wirklich war, werde ich jedoch nicht mehr herausfinden können.
„Warum wolltest du nur, dass ich dieses Notizbuch erhalte?", murmelte ich leise in die Stille. Mir dessen bewusst, dass ich keine Antwort erhalten würde.

Wie lange ich an diesem Buch gesessen hatte, konnte ich nicht sagen. Es gab so viele Texte und Kapitel auf den unzähligen Seiten, dass ich Angst hatte, etwas zu überlesen. Doch irgendwann begannen meine Augen zu brennen und zu jucken, so dass ich beschloss eine Pause einzulegen.
Mit einer leichten Enttäuschung merkte ich mir die Seite und klappte das Buch zu. Zwar hatte ich viel Neues erfahren, doch nichts, was uns weiter helfen würde. Die meisten Schriften drehten sich um den Mondzyklus und der Magie, die dabei freigesetzt wird. Skizzen über das Modell der vier Welten und Hellmirs Ländereien befanden sich auch darin, sowie verschlüsselte Passagen, die ich mir in Ruhe ansehen musste. Doch bisher stand mit keiner Silbe etwas über die Horkruxe darin.
Aber es musste einen Grund geben, warum Albus mir dies vermacht hatte. Bei Hermine hat uns der Märchenband zwar letztendlich in das Malfoy Manor gebracht, doch waren wir um einiges schlauer geworden.
„Die Heiligtümer des Todes", flüsterte ich und dachte an die Geschichte zurück.
Ich wünschte mir, dass Levanna und Naomi hier wären. Sie hätten vielleicht eine Idee dazu gehabt.
Doch wie es zu dieser Geschichte kam und warum eine Kapuzengestalt als Tod miteingebracht wurde, sollte mich in dem Moment am wenigsten kümmern.
Denn auch, wenn ich der Geschichte nicht wirklich traute, so schien sie dennoch wahr zu sein. Harry besaß einen Tarnumhang und zudem hatte er die Träume gehabt über diesen Zauberstabmacher Namens Gregorowitsch. Dieser wurde wegen der Information zu einem ganz bestimmten Zauberstab ermordet. Wenn dies tatsächlich der Elderstab sein sollte, dann wäre es auch wahrscheinlich, dass das dritte Heiligtum existierte: der Stein der Auferstehung. Doch schien es Ihm-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte nur, um den Zauberstab zu gehen. Dieser war angeblich der mächtigste aller Zeiten.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt