39.Xenophilius Lovegood

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An den unebenen, recht alt wirkenden Steinstufen angekommen, fiel mein Blick auf das Haus. Ähnlich wie der Fuchsbau besaß auch das Zuhause der Lovegoods seinen ganz eigenen Charme ... und Bauplan. Während das Heim der Weasleys hoch nach oben und schräg gebaut war, so war dieses hier rund gebaut mit mindestens zwei Stockwerken über dem Erdgeschoss. Nebenbei bemerkte ich, wie Hermine die Treppenstufen erklomm und bestimmend an die Holztür klopfte. Eine Weile geschah nichts, bis ein lautes Rumpeln ertönte und schnelle Schritte.
„Hände weg von den Lenkpflaumen", murmelte Ron abwesend. Verwirrt blickte ich in seine Richtung und bemerkte, wie er zu dem Strauch neben der Treppe blickte. An diesem wuchsen kleine Früchte in einem rot-orangenen Farbton, lediglich mit einem dünnen Faden an den Ästen verwachsen.
„Die Erde wird immer merkwürdiger", hörte ich Leon leise flüstern und wie auch er zu den magischen Pflanzen sah. In weiter Ferne war das laute Geschrei von Krähen zu hören, die auf den weiten Flächen nach Nahrung suchten.
Ehe jemand etwas auf Leons Worte erwidern konnte, hörte ich ein leises Knarren und der obere Teil der Haustür öffnete sich. Zum Vorschein kam ein weißblonder Zauberer mittleren Alters. Sein misstrauischer Blick hatte sich auf meine beste Freundin und Ron gelegt.
„Wer seid ihr? Und was wollt ihr hier?", fragte er nervös und umklammerte den geöffneten Teil der Tür.
„Mr Lovegood, ich bin es. Wir müssten Sie etwas wichtiges fragen. Dürften wir dazu reinkommen?", begrüßte Harry ihn schnell und trat hinter Hermine hervor. Überrascht musterte Lunas Vater den dunkelhaarigen Jungen vor mir und dann uns andere. Eine Weile wirkte er ganz in Gedanken versunken und ich dachte schon, dass er uns gleich wieder die Tür vor der Nase zuschlagen würde.
„Mr Lovegood?", hakte Hermine vorsichtig nach. Schlagartig klärte sich der Blick des Zauberers und blickte von uns in das Innere seines Heimes.
„Ähm ... natürlich. Kommt herein. Tretet nur ein", erwiderte er schnell und öffnete, ein wenig ungeschickt den unteren Teil der Tür. Mit einer einladenden Bewegung deutete er in das Haus. Ein wenig zögernd folgten wir seiner Aufforderung und betraten das augenscheinliche Arbeitszimmer und Küche. Überall lagen Manuskripte und Flyer für den Klitterer umher. Auf dem am Fenster stehenden Herd dampfte es aus einer großen Teekanne.
„Ich habe gerade Tee angesetzt. Wollen Sie alle eine Tasse?", wandte er sich mit einem kurzen Lächeln an uns. Um nicht unhöflich zu sein, nickten sowohl Hermine als auch Harry und ich.
„Mr Lovegood, wie geht es Luna?", fragte Hermine leise und betrachtete einige Zeichnungen an den Wänden. Sie waren so abstrakt und liebenswert, dass sie geradezu nach dem blonden Mädchen schrien.
„Luna? Oh ihr geht es gut", erwiderte der Zauberer ein wenig überrascht, als hätte er vergessen, dass er nicht allein hier wohnte. Luna war schon, auf positive Weise, eine eigene Persönlichkeit, aber ihr Vater erschien in meinen Augen noch eine Stufe dabei höher zu stehen.
Wenig später führte uns der Vater von Luna über eine schmale Treppe in den ersten Stock und deutete auf einen bunt zusammengewürfelten Haufen an Sesseln und einem Sofa. Gemeinsam mit Hermine setzte ich mich auf die Couch, während die Jungs und Mr Lovegood auf den Sesseln einen Platz fanden. Leichtfüßig sprang Samira zu mir auf den Schoß und blickte durch den Raum. Besonders betrachtete sie die Teetassen, die aus dem Erdgeschoss zu uns geflogen kamen. Mit einem freundlichen Lächeln in Mr Lovegoods Richtung nahm ich eine der Tassen aus der Luft und umschloss sie mit meinen Fingern. Ein recht eigentümlicher Geruch wehte mir entgegen und anhand von Samiras Reaktion bemerkte ich, dass auch ihr dieser nicht wirklich gefiel. Doch aus reiner Höflichkeit trank ich einen kleinen Schluck und musste mir wirklich mein Gesicht bewahren. Der Tee, oder was auch immer das war, schmeckte bitter-scharf nach den unterschiedlichsten Kräutern. Schnell ließ ich die Tasse wieder sinken.
„So Mr Potter, wie kann ich Ihnen und Ihren Freunden behilflich sein?", durchbrach Mr Lovegoods ruhige Stimme die Stille.
„Auf der Hochzeit von Bill und Fleur habe ich Sie von weitem gesehen. Bei einem Gespräch mit einem der Weasleys. Dabei trugen Sie ein seltsames Symbol um den Hals und wir wüssten gern, was dieses bedeutet", begann Harry und blickte dabei zu uns anderen.
„Meinen Sie dieses hier?", fragte der blonde Zauberer und zog unter seinem viel zu großen gelb gestreiften Hemd eine Kette hervor. Der silberne Anhänger zeigte dabei ein Dreieck, welches einen senkrechten Stab und einen Kreis umfasste.
„Genau", meinte Harry und betrachtete die Kette mit großen Augen.
„Wir haben dieses Zeichen in einigen Bücher gefunden, doch nie seine Bedeutung", mischte sich Hermine mit ein und zog aus ihrer Handtasche die ramponierte Biographie von Albus. Flink blätterte sie durch die Seiten und zeigte dann dem Mann die entsprechende Seite mit dem Brief von meinem ehemaligen Lehrer. Interessiert musterte Mr Lovegood die Seite, ehe er sich wieder uns widmete.
„Die Heiligtümer des Todes", entgegnete er mit ruhiger Stimme und verstaute seine Kette wieder.
„Was?"
„Die was?"
Verwirrt blickten wir uns alle an, doch sah das goldene Trio dabei abwartend zu mir. Ich hatte zuvor noch nie von diesen ... Heiligtümern gehört. Und dazu auch noch welche dem Tod zugehörig waren. Nie hatten Levanna oder Naomi mir etwas von derartigen Artefakten erzählt oder von Legenden, die diese beinhalten könnten.
„Die Heiligtümer des Todes", wiederholte Mr Lovegood und sah uns überrascht an.
„Sagen Sie bloß, dass Sie noch nie etwas von diesen Artefakten gehört haben."
Kopfschüttelnd sahen wir von ihm in unsere Runde. Zu gern wüsste ich, was es damit auf sich hatte. Und dabei war ich nicht die Einzige, denn ich spürte den fragenden Blick von Leon auf mir.
„Aber 'Das Märchen von den drei Brüdern' ist Ihnen geläufig?", fragte uns Lunas Vater mit einem abwartenden Blick. Abermals mussten Harry, Leon und ich verneinen, während Hermine und Ron seine Frage bejahten. Überrascht blickte ich zu meiner besten Freundin, die unsicher in unsere Runde blickte und dann zu dem Zauberer.
„Ich habe die Märchen von Beedle dem Barden dabei", sagte sie und tauschte die Biographie in ihren Händen gegen die persönliche Ausgabe von Albus. Schnell blätterte sie durch die Seite, ehe sie stoppte und ich die Überschrift auf dem einen Blatt erkennen konnte.
Das Märchen von den drei Brüdern", las ich leise vor und blickte zu Harry. Doch zuckte er weiterhin ahnungslos mit den Schultern.
„Soll ich die Geschichte einmal vorlesen?", fragte Hermine in die Runde, dabei aber eher in die Richtung von Mr Lovegood. Dieser hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und schenkte ihr eine ausladende Handbewegung.
„Nur zu", meinte er an sie gewandt. Sein Blick huschte aber zwischen Harry und mir hin und her, was ich ein wenig seltsam fand. Doch nicht nur ich empfand so, denn Samira blickte starr zu dem blonden Zauberer.
Es waren einmal drei Brüder, die in der Abenddämmerung eine einsam gewundene Straße entlang wanderten-", hörte ich Hermine neben mir aus dem Buch vorlesen. Doch bereits im ersten Satz unterbrach Ron sie.
„Um Mitternacht. Beim Mum war es immer Mitternacht. Aber Abenddämmerung klingt gut. Besser als Mitternacht."
„Willst du die Geschichte vorlesen?", fragte ihn meine beste Freundin ein wenig harsch daraufhin. Als der Rotschopf jedoch nichts weiter erwiderte, räusperte sich Hermine kurz und begann von Neuem.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt