Das alles, was zur Zeit passierte, war das reinste Chaos. All die Jahre hatten meine Familie und ich daran gearbeitet, dass der schlimmste Fall nicht eintrat. Doch nun war er mir so nah wie nie zuvor. Und die Situation mit Harry und der magischen Welt verbesserte dies nicht.
Zudem begann sich das Leben im Kreise zu drehen, nachdem Hermine gemeinsam mit Harry und Ron auch mit dem Kobold Griphook gesprochen hatte.
Ich hatte im Malfoy Manor aus nächster Nähe mitbekommen, dass sich in Bellatrix Lestranges Verlies etwas weiteres befinden musste. Abgesehen von dem Schwert.
Hermine war diejenige, die mich auf dem Laufenden hielt, zumindest durch die geschlossene Zimmertür. Nach dem Gespräch in den Dünen war ich schnurstracks wieder hier her zurückgekehrt.
Der Kobold, der noch vor einigen Jahren selbst in der Zaubererbank gearbeitet hatte, berichtete den anderen dreien etwas sehr Wichtiges. Das Schwert von Godric Gryffindor hatte sich nie in dem Verlies der Todesserin befunden. Es war eine Replik gewesen, täuschend echt für das menschliche Auge, doch sichtbar für das eines Koboldes. Natürlich stellte sich uns allen die Frage, warum jemand eine Kopie des rubinbesetzten Schwertes in der Bank einschließen ließ. Doch erstaunte mich ein Fakt besonders, als ihn Hermine mir erzählte.
Griphook wusste, wer damit beauftragt wurde, dass Schwert in das Verlies zu bringen. Es war Professor Snape, der seit Beginn des Schuljahres nun Direktor von Hogwarts war.Wieso um Hellmirs Willen hatte er eine Kopie einschließen lassen?
Die Todesserin musste sich sicher gewesen sein, dass das Echte dort sicher verwahrt war. Sonst wäre sie nicht so aus der Haut gefahren. Daher blieb die Frage offen: Warum wurde es ausgetauscht?
Es türmten sich Fragen über Fragen, auf die wir keine Antwort kannten. Auch bei mir stapelten sich die Ungereimtheiten in Bezug auf Albus Notizbuch. Die verschlüsselten Texte auf manchen der Seiten hatte ich in der Zwischenzeit enträtseln können. Und doch lieferten sie mir keine genauen Antworten. Stattdessen waren sie in einer Art Gedicht geschrieben, so dass die Worte teilweise blumig ausfielen.
„Was wolltest du mir nur damit sagen?", murmelte ich und starrte, wie die letzten Tage schon zuvor auf die einzelnen Zeilen und Wörter.Phönix aus der himmlischen Asche, Leid wird geheilt durch des Trägers Federkleid, kriegerische Macht bleibt nicht ewig, Lichtgestalt kann bannen Dunkelheit.
Wüsste ich nicht, dass Albus mir mit Absicht eine solche Nachricht hinterlassen hätte, ich würde den Verfasser für geisteskrank einstufen. Denn was sollte dies alles nur bedeuten?
Es gab noch andere einzelne Wortgruppen in dem Notizbuch, die ebenso kryptisch klangen. Doch war diese Passage bei weitem die längste.
Mit einem missmutigen Seufzen schlug ich das Buch zu und warf es frustriert auf mein gemachtes Bett. Ich würde es diese Nacht eh nicht benutzen, denn heute war wieder Neumond. Wir waren also fast einen Monat schon hier in Shell Cottage.
Kopfschüttelnd löste ich mich von diesem Gedanken und griff nach meiner am Boden liegenden Tasche. Nach einigem Suchen fischte ich schlussendlich das kleine dunkle Säckchen hervor, welches mir Professor McGonagall gegeben hatte. Missmutig blickte ich hinein und betrachtete die drei gefüllten Phiolen vor mir, zwischen all den anderen leeren. Lange würde ich nicht mehr mit dem abgefüllten Trank kommen. Es wäre vermutlich das Beste, wenn ich morgen anfing, einen neuen Vorrat anzulegen. Nur falls ich später dazu keine Gelegenheit mehr hatte. Behutsam zog ich einen der gläsernen Behälter heraus und verstaute den kleinen Beutel wieder in meiner Tasche.
Lange würde es nicht mehr dauern, bis der Neumond aufgehen würde. Und ich musste mich sputen, die kleine Höhle zu finden, von der Fleur mir vor einigen Tagen erzählt hatte. Sie lag versteckt hinter einem gewaltigen Felsbrocken an der steinernen Steilküste hinter den Dünen. Etwa fünfzehn Minuten entfernt, doch konnte man das kleine Häuschen dennoch ein wenig erkennen. Zumindest als kleiner Fleck in der Landschaft. Vor zwei Tagen hatte ich nämlich diesen Ort aufgesucht.
Mit einigen flinken Handgriffen hatte ich die Phiole entkorkt und den Inhalt ausgetrunken. Ohne weiter zu zögern, schnappte ich mir meinen Zauberstab und meinen Mantel, ehe ich das Fenster öffnete. Schnell kontrollierte ich, wenn auch unnötigerweise, meine Kette, ob sie noch um meinen Hals lag. Dann zückte ich den Zauberstab und führte eine fließende Bewegung aus.
„Muffliato."
Nun konnten die anderen mich nicht hören, wenn ich zu dem Fenster hinaus auf das Vordach stieg.
Nachdem ich meinen Zauberstab verstaut und meinen Mantel angezogen hatte, kletterte ich vorsichtig durch die Öffnung.
Bedacht darauf, mein Gewicht zu verteilen, stieg ich auf das geziegelte Dach und sprang schlussendlich die letzten zwei Meter hinunter in den Sand. Ein dumpfer Ruck ging durch meinen Körper, ehe ich mich dazu aufraffte weiter zugehen. Mit zügigen Schritten ließ ich das Cottage hinter mir in der beginnenden Abenddämmerung. Mir war bewusst, dass ich mir bei meiner Rückkehr etwas anhören durften, falls mein Verschwinden bemerkt werden würde.
Doch konnte ich jetzt nicht umdrehen.
Entschlossen setzte ich meinen Weg fort und als ich kurz vor der Höhle stand, wagte ich einen Blick zurück. Das Häuschen war nun in einigen Zimmern hell erleuchtet. Auch im ersten Stock brannte ein Licht, doch konnte ich nicht genau sagen, ob es mein Gästezimmer oder der Flur war.
Mit einem schlechten Gewissen, jedoch entschlossen, schlich ich hinter den Felsbrocken. Sofort stand ich in einer dunklen, kleinen Höhle, die man aber auch getrost als Ausbuchtung bezeichnen konnte.
Schnell zückte ich abermals meinen Zauberstab und begann, die mir altbekannten Schutz- und Bannzauber aufzusagen und zuziehen.
Und somit hieß es abwarten und hoffen. Darauf, dass meine Verwandlung vor vier Wochen nichts verändert hatte.
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Engel der Finsternis (II.Teil)
FanficEs könnte für die Bewohner der Erde und vor allem Hogwarts nicht schlimmer laufen: ihr Schulleiter, Albus Dumbledore, ermordet durch einen ihrer Lehrer, Todesser werden immer häufiger im Zusammenhang mit schrecklichen Folgen gesichtet und der Dunkle...