8.Harry's Ankunft

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Und so zogen die Tage in das Land. Während die Jungs, die Mädchen und ich zusammen im Fuchsbau blieben, kümmerte sich Mr Weasley beinahe jeden Abend um den Plan Harry in den Fuchsbau zu holen. Natürlich stimmte es Hermine und Ron mehr oder weniger missmutig, dass sie von dem Ganzen nicht wirklich etwas mitbekamen. Zumindest noch nicht, und dabei musste ich aber Mr Weasley recht geben. Zu diesem Zeitpunkt war es gefährlich, wenn mehrere Personen den ganzen Plan kannten.
Doch mittlerweile war der Tag gekommen, der 27. Juli, an dem die Ordensmitglieder gemeinsam Harry zu uns holen wollten. Und erst heute erfuhren wir, worauf wir uns eigentlich einstellen mussten. Zusammen mit vier weiteren Leuten sollten Ron und Hermine Vielsafttrank zu sich nehmen und dann mit einem anderen Ordensmitglied über Umwege zum Zuhause der Weasleys reisen. Der Clou dabei war, dass sie wie Harry aussahen, damit die Todesser im Ernstfall nicht wussten, wer der echte Auserwählte war. Natürlich musste niemand aussprechen, dass Mrs Weasley ganz und gar nicht von dieser Idee begeistert war. Doch konnte sie nichts gegen die Entscheidung ihres Sohnes und Hermine unternehmen.
,,Ich kann nicht glauben, dass ich dich bei soetwas mitmachen lassen, Ron", schluchzte Molly Weasley als sie ihren Sohn in die Arme schloss. Dabei rann ihr die ein oder andere Träne über die Wange.
,,Mum, ich bin alt genug, um das selber zu entscheiden. Außerdem braucht Harry uns jetzt nun einmal. Und da kann ich ihn nicht im Stich lassen", rechtfertigte sich der Rotschopf, erwiderte aber die Umarmung.
,,Ich weiß und gerade das bereitet mir doch Sorgen, mein Junge."
Mit diesen Worten löste sie sich von ihrem Sohn und wischte sich etwas unbeholfen über die feuchten Wangen. Als sie damit fertig war und Hermine erblickte, wurde auch diese in eine mütterliche Umarmung gezogen. 
Während dieser Verabschiedung haben Leon, Samira und ich zunächst etwas Abseits gestanden, doch nun, da es bald los gehen sollte, lösten auch wir uns aus unserer Starre. Schwach lächelnd kam Ron uns entgegen und steckte wie üblich seine Hände etwas unbeholfen in seine Hosentaschen.
,,Hoffentlich passiert euch nichts", meinte ich als erste und ging auf Harrys besten Freund zu. Und ehe er sich versah, zog auch ich ihn in eine Umarmung, die er zögernd erwiderte.
,,Das hoffe ich auch", erwiderte er ein wenig unsicher und löste sich dabei aus dieser freundschaftlichen Geste.
,,Passt bitte auf euch auf. Wenn wirklich Todesser heute erscheinen sollten, dann erst recht", sagte ich und schielte kurz zu Hermine, die sich von Mrs Weasley loslösen konnte und nun zu uns kam. Mrs Weasley nahm derweil ihren Mann in Beschlag.
,,Das werden wir, Thalia", antwortete mir meine beste Freundin mit sicherer Stimme. Und auch wenn ich mir geschworen hatte, dass ich stark bleiben würde, konnte ich nicht anders als sie in eine stürmische Umarmung zu ziehen.
,,Bitte, kommt heil zurück. Ihr alle", wisperte ich ihr ins Ohr und konnte mir eine einzelne Träne nicht verkneifen.
,,Das werden wir, das ver-"
,,Versprich mir bitte nichts, zumindest nicht in diesem Punkt", unterbrach ich sie und hatte dabei für den Bruchteil einer Sekunde Alexanders Gesicht vor Augen, der mir auch versprochen hatte immer für mich da zu sein. Verstehend nickte Hermine und drückte mich noch kurz bestärkend, bevor sie mich losließ. Gemeinsam blickten wir zu den Jungs, die sich auch brüderlich von einander verabschiedeten. Als Leon und Ron sich von einander gelöst hatten, verabschiedeten sich mein Beschützer und meine beste Freundin, ebenfalls mit einer Umarmung, von einander. Da Samira unserem Beispiel nicht folgen konnte, schmiegte sie sich stattdessen an Ron und Hermine und maunzte dabei leise.
,,So Kinder, wir müssen aufbrechen", durchbrach Mr Weasley die Stille und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich. Leicht lächelnd traten Ron und Hermine von uns und gesellten sich zu dem Familienvater der Weasleys. Die Zwillinge waren nicht hier bei uns, sie würden von der Wohnung über ihrem Geschäft aus zu Harry reisen.
,,Seid vorsichtig", hauchte Mrs Weasley ihnen zu und umgriff Ginnys Schulter, um Halt zu gewinnen. 
,,Das werden wir, Molly", antwortete Arthur Weasley ihr liebevoll und nickte uns aufmunternd zu. Mit einem bedeutungsvollen Blick an die anderen beiden, wandte er sich zur Tür und verließ gemeinsam mit seinem Sohn und Hermine den Fuchsbau. Sie würden noch bis zur Appariergrenze laufen müssen, bis sie zu Harry konnten.
Als die Tür in ihr Schloss fiel, nachdem Ron sie zugezogen hatte, blieb es eine Weile totenstill im Fuchsbau. Weder Mrs Weasley und Ginny noch Leon, Samira und ich gaben einen Ton von uns. Man hätte in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören können. Als auch nach einer Minute niemand von uns etwas gesagt hatte, räusperte sich Mrs Weasley mit einer leicht belegten Stimme. Sofort blickten wir sie erwartungsvoll an.
,,Ich...ich werde uns mal einen heißen Tee machen. Für die...Nerven", murmelte sie abwesend und lief zu der Anrichte, um alle notwendigen Utensilien hervor zu kramen. Währenddessen blickten wir alle ihr schweigend hinter her, bis Ginny sich zu Wort meldete.
,,Kommt, wir setzen uns in die Wohnstube."
Ohne etwas darauf zu antworten, folgten wir ihr und ließen uns auf das Sofa nieder, während das rothaarige Mädchen sich in einem Sessel zurücklegte. Samira sprang unterdessen zu mir auf den Schoß und ließ sich von mir am Kopf kraulen. Es blieb weiterhin still zwischen uns allen, nur das brodeln des Teekessels in der Küche war zu hören, bis nach einiger Zeit schließlich ein Pfeifen ertönte und Mrs Weasley wenig später mit vier schwebenden Tassen im Schlepptau zu uns kam. Unruhig ließ sie sich auf den anderen Sessel nieder, auf dem sonst ihr Mann Platz genommen hatte. Aufmerksam beobachtete ich derweil die unterschiedlich aussehenden Tassen dabei, wie sie verteilt auf dem Couchtisch sanken und ein kräftige würziges Aroma in der Luft verteilten. Sanft stiegen dabei feine Dampfwolken auf und lenkten mich für einen kurzen Moment von der jetzigen Situation ab.
,,Wann glaubt ihr, werden sie alle wieder zurück sein?", fragte Ginny mit einem Mal, obwohl sie selbst die Antwort kannte. Es war lediglich ein Versuch ein Gespräch ins rollen zu bringen.
,,Es wird noch eine ganze Weile dauern. Sie müssen ja noch zu ihren jeweiligen Portschlüsseln und werden dann hier ankommen, Schatz", antwortete ihr Molly und schenkte ihr dabei ein aufmunterndes Lächeln, ehe sich ihr Blick auf uns legte.
,,Ich bin nur froh, dass ihr nicht auch noch da draußen seid bei den anderen. Es wird von Tag zu Tag gefährlicher."
Mit einem kurzen Seitenblick zu Leon richtete ich mich ein wenig auf, ehe ich ihr antwortete.
,,Auf der einen Seite bin ich es auch, doch würde ich Harry in seiner jetzigen Situation gern helfen. Er würde das selbe auch für uns machen", meinte ich und spürte, wie Leon seinen Arm schützend um meine Schultern legte.
,,Natürlich würde er das, aber für dich ist der Fuchsbau nun einmal am sichersten."
Schweigend nickte ich ihr zu. Ich verstand die Besorgnis aller, doch fühlte ich mich dadurch manchmal zunehmend eingeengt. Mein Freiraum schrumpfte gefühlt mit jeder Bewegung, die ich unternahm. Und das setzte mir neben der aktuellen Situation und meinem...Fluch natürlich noch mehr zu.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt