15.Kreachers Erscheinen

93 9 4
                                    

Am nächsten Morgen saßen wir fünf mit Samira zusammen in der alten Küche des Blackschen Anwesen und tranken jeweils Tee oder Kaffee. Ebenso aßen wir ein kleines Frühstück, was Hermine aus einigen noch guten Lebensmitteln zauberte. Doch während all dem war es still zwischen uns, denn jeder hing in seinen Gedanken und ich könnte wetten, dass alle dabei an die Hochzeit und den Angriff im Café dachten. Mir erging es dabei nicht anders, denn obwohl ich keinen Albtraum diese Nacht hatte, fühlte ich mich keinesfalls ausgeschlafen. Unterbewusst mussten diese Ereignisse mich beschäftigt haben, so dass ich an nichts anderes mehr denken konnte. Der einzige Lichtblick an diesem Morgen war das Erscheinen eines Patronus mit einer Nachricht von Mr Weasley, dass es allen den Umständen entsprechend gut ginge, wir ihnen jedoch keine Antwort schicken sollten.
„Ich glaube, dass es Zeit ist, den gestrigen Abend zu bereden und unser weiteres Vorgehen zu besprechen", brach mit einem Mal Hermines zaghafte Stimme die Ruhe. Sofort richtete ich meinen Blick auf sie und umschloss meine blaue Teetasse ein wenig fester. Währenddessen bekam ich mit, wie die drei Jungs um uns herum ihr zustimmend zunickten und Harry sich ein wenig auf dem Stuhl aufrichtete. Ein wenig umständlich begann er in seiner Jackentasche nach etwas zu suchen und zog letztendlich das gefälschte Medaillon hervor, nur um es dann auf den Holztisch fallen zu lassen.
„Wir müssen den echten Horkrux sowie die anderen finden und zerstören. Am besten wäre es, wir beginnen mit der Kette hier und versuchen etwas über R. A. B. heraus zu finden", meinte Harry und sah uns der Reihe nach an. Doch hatte ich meinen Blick weiterhin auf das Medaillon gerichtet und fuhr mit einem Finger über den unebenen Rand meiner Tasse.
„Thalia, ist alles in Ordnung mit dir?", riss mich Rons Stimme aus meiner Trance und mit einem Blinzeln stellte ich fest, dass mich ein jeder an dem Tisch fragend ansah. Auch Samiras Augen waren vom Boden her auf mich gerichtet.
„Ich weiß nicht. Die ganze Sache von gestern mit dem ersten Überfall auf die Hochzeit und dann im Café. Und unsere Vermutung mit den Umbrae. Ich mache mir Sorgen um euch, denn wenn wir damit recht haben sollten, dann währt ihr zusätzlich noch in Gefahr, weil ihr mir helft", antwortete ich ihm leise und spürte, wie meine Hände leicht anfingen zu zittern. Beruhigend legte Leon eine Hand auf meinen rechten Unterarm und schaffte es tatsächlich einen Teil meiner Angst zu beseitigen.
„Mach dir darüber keine Gedanken, Thalia. Wir wissen seit längerem, was auf uns zukommen würde, wenn wir dir helfen. Und wir haben uns bewusst dazu entschieden, dir zu helfen", richtete sich meine beste Freundin nun an mich und lächelte mich warmherzig an. Und auch Ron und Harry nickten ihr zustimmend zu.
„Ich danke euch", erwiderte ich auf ihre Reaktion hin und holte einmal tief Luft.
„Was sollen wir deiner Meinung nach tun Harry?", richtete sich Leon an den dunkelhaarigen Jungen, lies dabei meinen Arm jedoch nicht los. Nachdenklich lies der Angesprochene seinen Blick durch die heruntergekommene Küche schweifen, die wie das restliche Anwesen in eher dunklen Tönen gehalten wurde.
„Sirius seine Familie war sehr mit der dunklen Magie verbunden und hielten an den Gedanken und Idealen der Reinblüter fest. Vielleicht finden wir ja Hinweise hier im Haus auf Todesser oder Personen mit den Initialen R. A. B. oder auf weitere Horkruxe", antwortete er ihm nach einem kurzen Moment der Überlegung. Da anscheinend niemand einen anderen Vorschlag hatte, stimmten wir diesem zu und standen nach einigen Minuten von der langen hölzernen Tafel auf. Gemeinsam mit Leon und Samira sollte ich das oberste Stockwerk untersuchen, während Hermine sich im Erdgeschoss umsah. Harry und Ron nahmen sich getrennt die beiden anderen Etagen vor. So stiegen wir zu dritt die große Holztreppe empor, bis wir schließlich im Dachgeschoss ankamen. Auf dem Weg dahin betrachtete ich die unzähligen Familienportraits der Blacks, sowie einige magische Artefakte, wovon einige bestimmt nicht ganz legal zu erwerben waren. Dort oben gab es zwei pechschwarze Türen, die wir jeweils getrennt betraten. Ich öffnete die Tür links von dem Treppenhaus und befand mich in einer Art Arbeitszimmer. Staunend lief ich in die Mitte des Raumes, der mit seiner dunkelgrünen Tapete und einigen silbernen Elementen darin ganz klar den Stolz des Hauses Slytherin in sich trug. Des weiteren gab es hier einen großen Sekräter aus Ebenholz und einen ledernen Schreibtischstuhl davor. An der Wand links von der Tür standen zwei gewaltige Bücherregale, die bei meinen herantreten, Bücher über das magische Rechts- sowie das Finanzwesen beinhalteten. Zwischen all den Auflagen standen hier und da kleine gerahmte Zertifikate oder sich bewegende Fotos von einem Ehepaar oder einer vierköpfigen Familie. Doch stutzte ich ein wenig, als mir dabei auffiel, dass ein Gesicht auf dem Foto mit einem Brandzauber ausgemerzt wurde. Ein wenig verwirrt lief ich durch das große Papierchaos auf dem Boden zu dem Schreibtisch, auf dem es nicht besser aussah. Anscheinend musste jemand hier gewesen sein, und das vor nicht allzu langer Zeit. Denn es herrschte auf der Arbeitsfläche nur eine kaum bemerkbare Staubschicht und die Unordnung an sich passte nicht so direkt zu den gut in Schuss gehaltenen Büchern im Regal. Vorsichtig hob ich einige Blätter an beschriebenen Pergament auf und überflog diese. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um die Zahlen der Haushaltskasse und einigen bereits beglichenen Rechnungen eines Orion Blacks. Während ich meinen Blick weiter umherschweifen lies, legte ich die Familiendokumente wieder zurück auf ihren alten Platz und nahm einen weiteren Stapel an Papier in Augenschein. Dieser stand am anderen Ende des Sekräters, wodurch ich um diesen ein wenig herumlaufen musste. Während ich dies tat, streifte Samira durch den Raum und kroch in alle möglichen Ecken und Winkel des Zimmers. Schmunzelnd über ihr Verhalten, nahm ich den ersten Zettel in die Hand und bemerkte, dass es ein Brief war. Auch wenn es nicht rechtens war, diese Zeilen zu lesen, brauchten wir doch jeden erdenklichen Hinweis und würde uns dieser nur zu dem Nächsten führen.

Engel der Finsternis (II.Teil)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt