Kapitel 21:"Sie sind in meinen Armen gestorben."

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"Dilara" ,sprach er flüsternd.

"Was?" ,fragte ich.

"Erzählst du mir was von deiner Vergangenheit?" ,fragte er und rückte näher.

Geschockt blickte ich zu ihm.Unzählige Schauer fielen mir über den Rücken und meine Nackenhaare stellten sich aufrecht hin.Mein Magen zog sich ein und hinterließ Schmerzen.Sollte ich?War dies eine gute Entscheidung?Mein Vertrauen zu ihm war groß,doch das Gefühl verlassen zu werden war größer.Die Angst war nicht zu fehlen.Negative Gedanken sammelten sich in meinem Kopf auf.Niemals würde er dies akzeptieren.Es war bei meinem Bruder schwer genug,doch ich wusste,dass mein Bruder mich niemals verlassen würde.Doch bei Cem war es anders,er war nicht mein Bruder.Tränen sammelten sich in meinen Augen auf,doch wieso?War es die Angst oder war es einfach eine Erinnerung von früher?Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab und es kam mir so vor,als würde jede Zelle im Kopf absterben.Innerlich tauchte dieses fürchterliche Gefühl auf und meine Lippen begannen zu beben.Nicht weinen.Ich wollte es nicht,denn Cems Neugier würde umso mehr steigern und er würde mich abfragen und darauf wollte ich im Moment einfach verzichten.Wie gern ich es ihm erzählen würde.So würde mir eine Last von der Schulter fallen,doch ich würde es bereuen.Jedes einzelne Wort würde ich bereuen.Ich würde wieder zurückbleiben und wieder ans Ende denken.Ich würde wieder verrückt werden und seelisch am Ende sein.Doch das war ich doch schon?Also nur zu.Ich spielte mit meinen Fingern herum und blinzelte dauerhaft,um keine Träne zu vergießen.Wieso ist dieses Leben nur so schwer?Wieso kann ich nicht wie ein normaler Mensch leben?Wieso werde ich von den wichtigsten Personen verlassen?Es gibt keine härtere Strafe als im Leben zu leiden und zu wissen,dass niemand,wirklich niemand,dich so akzeptieren wird wie du bist.Genau in dieser Strafe war ich mit verwickelt.ich war der Haupt Protagonist in dieser schmerzhaften Strafe.Doch wieso wurde ich zu dieser Strafe verurteilt?Wieso spielt jeder mit mir und sorgt für ein Chaos in meinem Leben?

Ich spührte seine Hände an meinem Arm woran er schüttelte,um mich aus meinen Gedanken wieder zu befreien.Ich schüttelte meinen Kopf und sagte:"Ich kann nicht."

Nicht weinen nicht weinen.

"Wieso?" ,fragte er.

"Es ist schwer über seine eigene Vergangenheit zu sprechen.Alles kommt hoch" ,sagte ich.

"Ist der Tod deiner Eltern so schlimn gewesen?" ,fragte er unvorsichtig.

Ich nickte.Cem das war nicht alles.Dies war nur die Hälfte meiner Vergangenheit.

"Wie ist es passiert?" ,fragte er und rückte wieder näher.Ich konnte mich doch noch retten.Ich würde die Vergewaltigung rauslassen.

Ich riss mich zusammen und versuchte irgendwelche Wörter herauszubringen.Ich würde gerne darüber reden,um etwas loszuwerden und nicht alles in mich hineinzufressen,doch mir fehlte die Kraft.

Ich stand auf und begab mich zum Fenster.Ich schaute zum Himmel und versuchte diese Liebe zu spüren.Meine Elternliebe.Es gelang mir und es kam mir so vor,als wären sie hier.Bei mir.

"Es war eigentlich ein normaler Tag doch die Bindung zwischen mir und meinen Eltern hatte sich verändert.Und dies geschah an einem Tag.Es war ein großes Thema und hatte unsere komplette Familie traurig gemacht.Wir stritten uns an einem Abend.Es war vor einem halben Jahr.Es war wegen einem Problem,was man weder lösen konnte noch damit umgehen konnte.Meine Eltern versuchten es zu akzeptieren,doch es gelang ihnen schwer.Mir ging es nicht besser.Ich musste am meisten leiden.Wir alle in der Familie hatten uns verändert.Die Stimmung war jeden Tag im Keller und es herrschte nur noch Distanz.Dieser Streit eskalierte und ich fuhr mit meinem Auto weg.Ich verließ die Wohnung und fuhr weg.Sie hatten mich angerufen und gebeten nach Hause zu kommen doch ich war mit meinen Nerven am Ende.Es war dunkel und es regnete.Die Straßen waren rutschig doch mir machte es nichts aus.Mein Bruder rief mich an und sagte,dass Anne(Mama) und Baba(Papa) mich suchen.Er hatte gesagt,dass sie mich mit dem Auto suchen. Sie waren in der Dunkelheit im Auto und suchten nach mir.." ,brachte ich schwer aus mir heraus und wusch mir die Tränen weg.

"Durch den Rückspiegel sah ich sie.Sie waren aber noch weit entfernt.Und dann geschah es.Sie rutschten auf der Straße aus und knallten mit dem Auto gegen die nächste Wand.Der Aufprall war so laut,dass ich dachte,dass ich mir das nur eingebildet hatte doch es war Realität.Ich stieg sofort aus u-und lief auf sie zu.Beide waren bewusstlos und waren am verbluten.Ich hielt deren Hände und betete zu Allah(Gott),dass nichts passiert,doch dies war nicht der Fall.Mein Vater lag mit meiner Mutter mitten auf der Straße und ich saß zwischen ihnen.Den Krankenwagen hatte ein Mann angerufen.Mein Vaters Herz war noch am Klopfen und er konnte sich bewegen.ich versuchte mit ihm zu reden,doch das Letzte was er sprach war..."Ich liebe dich Kizim(meine Tochter)".Er nahm den letzten Atemzug und verließ mich" ,sagte ich und stützte mich an der Fensterbank ab.

"Sie sind in meinen Armen gestorben" ,sagte ich flüsternd und weinend.

Plötzlich spürte ich von hinten Arme um meine Taille.Ich drehte mich um und umarmte ihn.

"Ich bin an dem Tod schuldig" ,sagte ich weinend in seiner Schulter.Er strich mir über den Rücken und vergrub sein Gesicht in meiner Schulter.Seine kalten Atemzüge spürte ich an meiner Schulter und Gänsehaut entstand.

"Du bist nicht schuldig" ,sprach er sanft.

"Und du wirst es niemals sein.Die Schuld trägt das Schicksal" ,sagte er flüsternd und küsste meine Schulter.Ich schüttelte den Kopf und sagte:"Hätten wir uns nicht gestritten wäre es nicht passiert.Hätte Baris nicht-

Sofort stoppte ich und hoffte,dass Cem nicht gehört hatte.Ich hatte mich selbst verraten.Ich entfernte mich von Cem und schaute nach oben in seine Augen.

"Wer ist Baris?" ,fragte er und ich sah Wut in seinen Augen.

"Ehm..D-das ist eine andere Geschichte" ,piepste ich und schämte mich.

Er brummte und seufzte doch ließ es dabei.

"So schwer dir der Tod auf fällt,du bist ein starkes Mädchen.Schau dich an.Ich weiß zwar nicht,was die Ursache für diesen Streit war,aber ich denke du willst es mir nicht erzählen.Du kommst mit deinem Leben klar und kannst Lächeln.Ich will,dass du so weiter machst und nicht so sehr an dem Tod hängst.So schwer es ist.Deine Eltern sind nicht hier,aber sie sind da" ,sagte er und nahm meine Hand.Er legte meine Hand aufs Herz und sah mir in die Augen.

"Mach sie glücklich und zeig ihnen,wie stolz sie auf so eine starke Tochter sein können" ,flüsterte er und wusch mit seinen Daumen meine Tränen weg.

Ich war so froh,das er beim Thema 'Baris' nicht weiter nachgehakt hat.Tatsächlich fiel mir ein Stein vom Herzen.Ich fühlte mich erleichtert und besser.

Ich nickte und wir sahen uns eine Weile in den Augen.

"Ich zähl bis drei,dann lächelst du" ,flüsterte er und nahm mein Gesicht in seine Hände.

"Eins."

Er kam mir näher.

"Zwei."

Er legte seine Stirn auf meine und wir sahen uns tief in die Augen.

"Drei."

Ich lächelte schwach und meine Schüchternheit lies mich nicht in Ruhe.Meine Wangen waren schon längst am erröten und seine Blicke machten mich weicher.Langsam entfernten wir uns und ich brach den Kontakt zwischen unseren Augen ab.Wie schafft er es bloß,mich so unter Kontrolle zu haben?

"Wie sie sich schämt" ,sagte er und musste kurz schmunzeln.Ich lächelte ihn an und konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen.

Wahnsinn.Vor 5 Minuten hab ich noch geweint.Durch Cems Worte musste ich nachdenken.Seine Worte waren richtig.Ich sollte mich ändern und nicht an dem Tod hängen.Meine Eltern wären stolz auf mich.

"Danke" ,flüsterte ich ihm zu.

"Du entschuldigst dich heute schon zum zweiten mal.Für was war diese Entschuldigung jetzt?" ,sagte er lachend.

Er konnte wirklich nie Ernst bleiben.

"D-danke,dass du mir zugehört hast" ,sagte ich leise und hielt meine Blicke gesenkt.

Er zog mich zu sich und umarmte mich.Ich spürte seine vollen Lippen auf meinem Haar.Und da war es.Dieses komische Gefühl,was ich nur bei Cem zuspüren bekam.Dieses Kitzeln im Bauch und diese Gänsehaut,die meiner Haut Kälte verpasste.Ich war diesem Jungen so dankbar,dass er bei mir war.

Zusammen schliefen wir eingekuschelt ein.Mein Gesicht in seiner Brust und seine Hand um mich herum.Ich wünschte ich wäre niewieder mehr aufgewacht,denn morgen würde mich die Hölle erwarten.

Dilara&CemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt